6.Rede (15.+16.4.2006) für die Kulturpartei:

"LEBEN IM KULTURsINN -

SINNSTIFTUNG ALS TiEFENSPORT

(WELLNESS, HAPPINESS, FITNESS:

SINNESLUST, FROHSINN, FEINSINN)"


"Und alle Arbeit ist leer, es sei denn, da ist Liebe. (...) Und wenn Ihr mit Liebe nicht arbeiten könnt, sondern nur widerwillig, dann ist es besser, Ihr lasst Eure Arbeit und hockt am Eingang des Tempels und nehmt die Almosen derer, die mit Freude arbeiten."
Khalil Gibran, in: DER PROPHET, 1923

 


Tom de Toys, 15.+16.4.2006: 6.Kulturrede

(live beim 1.Bundes-KULTURPARTEI-Tag am 19.4.06)


LEBEN IM KULTURsINN - SINNSTIFTUNG ALS TiEFENSPORT
(WELLNESS, HAPPINESS, FITNESS:

SINNESLUST, FROHSINN, FEINSINN)


Liiiebe Freunde der frisch gegründeten Kulturpartei !
Alle Politik ist heute nur Ablenkung vom Wesentlichen. Wir schaffen zwar neue Gesetze, um unser gemeinschaftliches Leben vorteilhafter zu gestalten, und schaffen dafür andere ab, die von den Volksvertretern als überholt gewertet werden, aber was eigentlich wirklich von Vorteil und vorallem für wen ist, steht auf einem anderen Blatt: dem Blatt der Poesie! Und damit meine ich nicht die vermeintlich hohe Literatur berühmter Dichter sondern die Poesie im Herzen eines jeden einzelnen Bürgers, der sich heutzutage fragen muß, ob der Staat überhaupt auf das echte Leben in der Tiefe des Alltags abzielt oder nur Oberflächenkratzer poliert, um die Unterdrückung der Menschheit durch Beschäftigungsmaßnahmen fortzusetzen. Man muß nicht Politikwissenschaften oder Kulturgeschichte studiert haben, um einen klaren Blick für die Gegenwart zu entwickeln, sondern man muß sich den Zugang zur Seele des Ganzen ermöglichen – und diese offenbart sich sowohl in der Intuition für die eigenen wahren Bedürfnisse als auch im instinktiv ehrlichen Gespräch über die allgemeine Unzufriedenheit: Menschen mit einem gesunden Restverstand wollen normalerweise glücklich sein, wollen Lebenssinn spüren, Liebe, Freude, Frohsinn und Spaß an jedem einzelnen Handgriff, mit dem sie sich in ihrem Leben vortasten. Ganz gleich ob Arbeitgeber, Arbeitnehmer oder Arbeitslose – wir alle, das Volk schlechthin, wir versuchen, unsere Lebenszeit von Geburt an bis hin zum letzten Atemzug so einzurichten, daß sich das Leben auf dieser Erde lohnt! Und dieser Lohn fängt schon in den Jahrhunderten vor unserer eigenen Existenz an und wird von uns als Geschenk an die nächste Generation weitergegeben, indem wir mit uns, unseren Mitmenschen und unserer Umwelt so gut umgehen, daß wir uns nicht zu schämen brauchen, wenn irgendein Gott uns irgendwo fragen sollte: Was hast Du getan, um das real-existente Paradies mitten im Universum zu schützen und zu pflegen und alles darin zu ehren? Was hast Du getan, um das Glück auf der Erde zu vermehren und zu vertiefen? Mensch, frag Dich, was hast Du getan und was hat man Dir angetan??? Was wir uns tagtäglich antun, ist Lüge. Von der Selbstlüge bis zur Parteilüge, wir spielen nur drittklassige Rollen in einer überteuerten Soapserie und ziehen das bis zum bitteren Ende durch. Und dieses Ende wird heute schon deutlicher als je zuvor: Selbstgemachte Klimakatastrophen und neue Atomkraftwerke, Hungersnöte einerseits und der Reichtum von egoistischen Unternehmern andererseits sind Beweis genug für unsere kollektive Dummheit, die es zu überwinden gilt! Wir müssen diesen Teufelskreislauf durchbrechen, der die Menscheit in den Abgrund führt! Wir stehen vor einem viel größeren Ruin als uns die Macher und ihre Medien vorgaukeln. Wir haben uns selbst, wir haben die Menschheit verraten. Unsere Gesellschaft hat keine Visionen mehr, unsere Politiker stopfen nicht nur die Haushaltslöcher mit hohlen Reformfloskeln sondern erstrecht die viel größeren Löcher der Seele mit nichtssagendem Entertainment. Wir feiern ein Jubiläumsjahr nach dem anderen, mal für Quantenphysik, mal für Psychoanalyse, und schieben den Koloss unserer kranken Kultur immer weiter auf den schleichenden Abgrund zu, als ob wir von einer heimlichen Todessehnsucht hypnotisiert wären, ja, als ob wir uns so langweilen würden, daß wir sadistische Actionszenen im echten Leben benötigen, um überhaupt noch etwas zu spüren. Wir haben vergessen, daß das LEBEN nicht erst dann legendär und historisch wertvoll ist, wenn wir von einer Krise in die nächste schlittern, die feinsäuberlich dokumentiert werden kann. Wir haben vergessen, daß Kriege nicht dazu da sind, den nächsten Krieg einzuleiten, sondern die größte Verfehlung des Menschlichen darstellen. Jeder Krieg ist abgrundtief schrecklich, und jede Krise ist ein enormes Risiko! Wenn die Menschheit nicht lernt zusammenzuwachsen, wird kein Kind jemals mehr glücklich und angstfrei leben. Wir können uns diesen Luxus nicht mehr leisten, ständig gegeneinander anzukämpfen. Wir MÜSSEN Respekt voreinander üben, um langfristig noch handlungsfähig zu bleiben. Die Zivilisation muß endlich ihrer mittelalterlichen Pubertät entwachsen. In jedem Land auf jedem Kontinent genauso wie in jeder Familie in jeder Stadt, im Großen wie im Kleinen, gilt es, sich gegenseitig zu respektieren und miteinander zu reden anstatt Probleme zu vertuschen, bis sie in Skandalen münden. Wer nur einen Funken Kultur in sich spürt, kann auch die Würde anderer Kulturen erkennen. Wir leben global, und wir lieben uns lokal! Der zeitgemäße Kulturmensch verdammt nicht den Nachbarn, weil er an einen anderen Gott oder gar keinen glaubt. "Jedermensch" kann sich auf seine persönlichen Wurzeln besinnen. Selbst entwurzelte Menschen oder solche, die sich aus freien Stücken wurzellos besser fühlen – alle Menschen können sich würdevoll in ihrer Haut fühlen und dabei die Lust und die Neugier wachhalten zu akzeptieren, daß jeder Mensch in einer anderen Haut steckt. Wer einen neuen "Gesellschaftsvertrag" vorschlägt, ohne den Bürger nach seinen Träumen zu fragen, wer die Produktivkraft des Landes ausschließlich an Wirtschaftsfaktoren messen will, zeigt sich blind für die geheimen Wertvorstellungen eines jeden Menschen, die als eigentliche Triebfeder dienen. Platzeck fordert zwar den Staat als "jederzeit erfahrbaren Partner aller Bürger" und Stoiber möchte sogar auf die "veränderte Lebenswirklichkeit" reagieren [beide laut Spiegel 15/06], aber es scheint, als ob beide die Sorge des Individuums nur wie ein statistisches Kalkül behandeln, um Mehrheiten im Wahlkampf zu sichern, während die heimliche Mehrheit inzwischen aus ganz normalen, anständigen Nichtwählern besteht, die sich noch zu fragen trauen, warum und wozu wir überhaupt leben. Die falsch verstandene Gewalt an den Hauptschulen ist kein Integrationsproblem sondern ein seelischer Skandal allgemeinen Desinteresses, der repräsentativ für die Dekadenz der ganzen Zivilisation steht! Integration geschieht automatisch, wenn Menschen die Schönheit und das Besondere ihrer speziellen Kultur nicht zu verstecken brauchen sondern im GESPRÄCH DER KULTUREN respektvoll einbringen dürfen: Ein symbolisches Beispiel sei hier erlaubt [aus eigener Projekterfahrung an der Neuköllner Rütlischule]: Wenn ich einem trotzigen, aggressiven Schüler im Kunstunterricht eine Aufgabe so anbiete, daß er sich beim Endergebnis in seinem Kunstwerk selbst wiederfindet, steigt automatisch die Motivation zum kreativen Prozess sowie der Respekt vor der Arbeit des Mitschülers, der eben noch gehänselt wurde. Übertragen auf den Staat sowie Kultursysteme bedeutet das: Sobald sich der Bürger in seinen individuellen Talenten angesprochen fühlt, kann er überhaupt erst einen innovativen Beitrag leisten, der dem Ganzen zugute kommt. Wer heutzutage das Krebsgeschwür der Atomkraft noch immer in Betracht zieht, hat ebenso wenig Ehrfurcht vor dem Leben an sich wie derjenige, der aus lauter Profitgier seine Mitbürger und die Natur rücksichtslos ausbeutet. Ein Kulturmensch denkt nachhaltig, neugierig und nachbarschaftlich über das Leben nach – ein Kulturmensch sagt Ja zu den regenerativen Ressourcen auf sozialer, sachlicher und seelischer Ebene! Ein Kulturmensch führt möglichst viele diplomatische Gespräche mit offenen Ohren statt blindlings eindimensionale Gesetze zu erlassen. Ein Kulturmensch fühlt sich als Gast auf dieser Erde. Kulturmenschen verbindet eine wechselseitige Gastfreundschaft aus Liebe und Dankbarkeit. Eine solche Verbindung schafft tiefere Einheit und gleichzeitig Offenheit – die Kulturpartei möchte das Volk auf dieser Ebene abholen, die auf der politischen Bühne meist zum Tabu verkommt. Dort, wo sich die Sinnsuche des Menschen ansiedelt, gelten andere Maßstäbe und Regelwerke als bei der Arbeit. Die Erforschung des Freizeitverhaltens gibt Aufschluß darüber, wie stark das Bedürfnis des Menschen ist, etwas wahrhaft Wohltuendes und Erfüllendes für sich zu tun. Seine Intuition für existenziell sinnstiftende Angebote sollte geschult werden, sein freier Wille darf nicht zum Wochenendhobby degradiert werden, und Ferien als Flucht aus der Depression brauchen nicht in Autobahnstaus abgesessen zu werden. Wenn wir es schaffen, beides, Arbeitsleben und Arbeitslosigkeit, genauso kultiviert genußvoll zu machen wie die selbstbestimmte Freizeit, könnte die Gesellschaft noch rechtzeitig gesunden und eine tiefere Qualität entfalten. Denn was der Mensch gerne tut, das tut er gründlich. Was ihm bedeutungsvoll erscheint, das verteidigt und pflegt er. Woran sein Herz hängt, dafür setzt er sich selbstbewußt ein. Was mit Liebe getan wird, ist langfristig gesundheitsfördernd, weil es die Nerven schont, Frustration verhindert, und dadurch ganz nebenbei die Gewaltbereitschaft sinken läßt. Die Notwendigkeit eines Wechsels von einem nervösen, seelisch entfremdeten Kapitalismus hin zu einer sozialen Kulturdemokratie liegt auf der Hand. Wer die Stimmen im Unterholz des Volkes hören will, muß nur den Waldspaziergang bei Vollmond wagen! Zwischen den altehrwürdigen deutschen Eichen wachsen tropische Pflanzen, und die stolzen Füchse werden von zauberhaftem Vogelgezwitscher begleitet. Spitzen wir einmal die Ohren, um dem Gemurmel der Nacht zu lauschen; denn bald schon naht der Tag, an dem die unbemerkten Insektenlarven in der prallen Sonne schlüpfen. Beginnen wir heute schon, den menschlichen Mischwald in seiner vollen Bandbreite zu kultivieren, damit der Boden der Zivilisation fruchtbar bleibt! Bekennen wir uns zu einer tiefergreifenden Globalisierung, einer menschenwürdigen, die die vorläufige Krönung der Schöpfung nicht weiter ausbeutet sondern alle Kulturen als Großfamilie auf gemeinsamer Umlaufbahn um die Sonne eint. Eine Menschheit unterwegs durchs Universum auf einem Raumschiff, das nicht im Windkanal berechnet werden brauchte, um trotzdem ungeheuer schnell und sanft dahinzugleiten. Ein kosmisches Juwel mit kostbarer Fracht...
In diesem Sinne danke ich Ihnen heute für das geduldige Zuhören und wünsche allen weiterhin einen angenehmen Flug!

5.Rede = "MANIFeST DeR GeNeRATION GeGeNWART & eWIGKeIT"

 

"Mich bedrückt die Bewegungslosigkeit, es tritt alles auf der Stelle. Die Debatten sind zum Teil Scheindebatten. Der Bundestagspräsident ruft nach einer Leitkultur, was immer das sein soll. (...) Wenn gekürzt wird, ist Kultur immer als Erstes dran. Barbarische Akte, wie sie sich ereignen, wenn die Politik tätig wird. (...) Jemand, der Kultur begreift und weiß, wie vielfältig sie ist, müsste eigentlich ahnen, dass es das Schlimmste ist, was man ihr antun kann, wenn man ihr einen Leitfaden aufzwingt, wenn man sie bündelt, ihr ein Korsett verpasst. Das ist pure Hilflosigkeit. (...) Ich weiß aber auch gar nicht, ob man die Kultur den Parteien überlassen sollte. (...) Das Ärgerliche ist eher, dass von der Vielzahl unserer Universitäten kaum Impulse für die Gesellschaft ausgehen. (...) Wenn Sie sich ansehen, was in unserer Verfassung steht und wie die Verfassungswirklichkeit bei uns aussieht, dann sieht man, inwieweit bei uns die Demokratie nicht verwirklicht ist. Lügen wir uns doch bitte nichts in die Tasche. Sehen Sie sich doch die Zeitungen und das Fernsehen an: Alle sind auf Werbung angewiesen. Das ist eine andere Form von Zensur. Im Zweifelsfall gibt es einfach keine Anzeigen mehr. Wir haben unsere eigenen Tabus, die nicht berührt werden. Daher haben wir keinen Grund, hochnäsig durch die Gegend zu laufen und anderen Nationen vorzuschreiben, was sie als Demokratie ansehen sollen."
Günter Grass (Literaturnobelpreisträger)

im Interview mit dem Magazin Cicero, 4/06

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