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"Der gesunde Menschenverstand ist manchmal etwas Subjektives. Was ein Mensch vernünftig findet, ist für den anderen unsinnig. Außerdem wird der gesunde
Menschenverstand geprägt durch die Werte der Kultur und sogar der Subkultur. Was eine Gruppe als selbstverständliche Schlussfolgerung betrachtet, ist für andere Ketzerei."
Marilyn Ferguson, in: DIE SANFTE REVOLUTION (2005)
"Psyche kann kein 'ganz anderes' sein als Materie, denn wie könnte sie dann den Stoff bewegen? Und Stoff kann der Psyche nicht fremd sein, denn wie könnte er sie dann erzeugen? Psyche und Materie sind ein und derselben Welt, und eines hat am anderen Teil, sonst wäre Wechselwirkung unmöglich." Carl Gustav Jung, in: AION (1951)
"Die Leere, vor der man Angst hat, ist nur zu menschlich. Wenn man aber sieht, wie wahnsinnig schwierig das Leben ist und sich dessen bewusst ist, führt
einen das zu etwas absolut Positivem. Wenn man den Mut aufbringt, alle Versicherungen und Beruhigungen loszulassen, gelangt man in den Bereich hinter allen Religionen. Dort lösen sich die
Formen auf, und es bleibt die pure Leere. Was in dieser positiven Leere geschieht, kann man als Befreiung von der Zeit beschreiben."
Peter Brook, im Tagesspiegel-Interview
vom 26. Mai 2006 mit Andreas Schäfer
"Wir brauchen weder eine neue Religion noch eine neue Bibel, sondern eine neue Erfahrung - ein neues Selbst-Gefühl. (...) Das am stärksten gehütete Tabu
aller Tabus, die wir kennen, ist das Wissen, wer oder was man tatsächlich hinter der Maske eines anscheinend eigenständigen, unabhängigen und isolierten Ichs ist. (...) Angesichts einer
solchen Vorstellung scheint die Erkenntnis unmöglich oder sogar absurd zu sein, dass ich selber nicht nur in einem Tropfen bin, sondern in dem ganzen Schwall Energie, der sowohl die Galaxien
als auch die Zellen in meinem Körper ausmacht. (...) Es ist so, als würde man versuchen, seine eigenen Augen ohne Zuhilfenahme eines Spiegels zu sehen oder die Farbe eines Spiegels mit den
Farben zu beschreiben, die sich im Spiegel reflektieren."
Alan Watts, in: DIE ILLUSION DES ICH (1966)
"Die Vollkommenheit im Nutzlosen ist, wohlverstanden, die Schönheit. (...) der Künstler bedarf einer unassimilierbaren Materie, weil Schönheit sich nicht in
Ideen auflöst; (...) wenn er die Wüste oder den jungfräulichen Wald dem Geiste einverleiben will, dann geschieht das nicht, indem er sie in Vorstellungen von Wüste und von Wald verwandelt,
sondern indem er das Sein eben als Sein aufleuchten läßt - mit seiner Dichte, mit seinem inneren Widerspruch durch die unerklärte Urspünglichkeit der Existenz. (...) da der Bürger zu den
natürlichen Mächten nur durch Mittelspersonen eine Beziehung hat, da die materielle Wirklichkeit ihm in der Form von gewerblichen Erzeugnissen erscheint, da er unabsehbar weit von einer
bereits vermenschlichten Welt umgeben ist, die ihm sein eigenes Bild wiederspiegelt, da er sich darauf beschränkt, an der Oberfläche der Dinge die Bedeutungen abzulesen, die andere ihnen
beigelegt haben, da seine Aufgabe im wesentlichen darauf beschränkt ist, abstrakte Symbole, Wörter, Chiffren, Schemata und Diagramme abzutasten, ... hat er sich davon überzeugt, daß das
Universum auf ein System von Ideen zurückzuführen sei; (...) Aber die Literatur ist damit tot.""
Jean-Paul Sartre, in: WAS IST LITERATUR? (1950)
"Diese generelle metaphysische Absurdität, die (irgendwie reale) EXISTENZ einer transzendenten (also übersinnlichen im Sinne von nicht direkt sinnlich erfahrbaren) IDEE beweisen zu wollen, indem man sie aus ihren konkreten (von Menschen erfundenen) SYMBOLEN ableiten möchte, verfolgt die Menschheit, seitdem sie sich fragt, was (oder OB überhaupt "etwas" -absolutes-) hinter den Dingen "versteckt" sei, insofern nicht nur ein Lied in ihnen schläft." Tom de Toys, in: GEILE GENERVTE GÖTTER:
DIE KOSMISCHE INZESTPOLITIK DER URMÄCHTE (27.4.-29.5.2010)
"Verdrängung der ursachen aller neurosen bestimmt die gesellschaft, wir reagieren nicht auf die offene gegenwart sondern verwechseln sie mit der vergangenen
zwanghaftigkeit, die uns vor noch mehr respektlosigkeit schützte. Was früher dem kindlichen SELBSTSCHUTZ diente, hat heute längst ausgedient und kontrolliert unser verhalten nur wie ein
zombie-virus! Ich bin nicht das zombie in mir, es ist nur ein teil meiner gesamtidentität. Ich muß ihm einen gerechten historischen platz in dem archiv meines ich-puzzles zuweisen und mich dann
auf die BEFREITE GEGENWART konzentrieren! Überall auf der welt tun erwachsene ihren kindern an, was ihnen selbst angetan wurde, obwohl sie es nicht wiederholen wollen. Die KUNST kann das nicht
ändern, der einzelne auch nicht und die politischen leitplanken verändern nur oberflächlich strukturen, nicht aber die SEELE des kollektivs. Tja, die gequälte menschheit hat ein problem mit sich
selbst, denn sie quält sich ja selbst, jeder jeden, und dieses gegenseitige quälen hat einen namen: normalität."
De Toys,
in: THERAPIETRIP, Schmer-Zen Teil 36 (9.9.2012)
Sebastian Nutzlos (1.G&GN-Vorsitzender), 27.5.2013
MENSCHSEIN ALS SEINSMENSCH
Kurz bevor ich mich fragte, wer ich denn eigentlich sei, der da "ich!" zu sich sagte, machte ich als kind eine andere entdeckung, nämlich daß alles, was in der zivilisation draußen rumsteht, von anderen menschen in selbst-ermächtigender weise erfunden, gebaut und bezeichnet wurde. Ich erinnere mich sehr genau an diesen moment, der mich einerseits seltsam verwirrte und doch gleichzeitig unendlich beruhigte, denn ich wußte von nun an, daß AMPELN, LATERNEN, ZEBRASTREIFEN, BÜRGERSTEIGE und alle anderen ordnungsprinzipien im verkehr nicht seit dem anfang der welt existierten, weil sie von gott geschaffen und darum gottgewollt wären, sondern daß sie von denselben wesen wie mir ausgedacht sind und darum auch in ihrer bedeutung von mir bezweifelt und gegen andere dinge ausgetauscht werden dürfen. Ich saß damals auf meinem kettcar und hatte das gefühl einer großartigen erleuchtung gleich einer einweihung in das geheimwissen über die welt der erwachsenen. Diese erkenntnis am straßenrand unseres wohnblocks im jülicher nordviertel führte automatisch zur ersten philosophischen frage, WAS IN DER INNERSTEN MITTE ALLER ICHS DEREN EIGENSTÄNDIGES WESEN AUSMACHT, um jeden mensch zu befähigen, sich als eigenes, machtvolles "ich" zu bezeichnen in abgrenzung zu anderen menschen, die sich auch ICH nennen, aber damit eine andere person meinen, selbst wenn alle dieselben frisuren, dieselben schuhe und dieselbe kleidung tragen würden und sogar dieselben gesichter hätten und dasselbe täten. Die äußere kostümierung erschien mir willkürlich und nicht "seelisch" repräsentativ, es waren nur ziemlich beliebige beispiele für oberbegriffe wie HOSEN, JACKEN UND SCHUHE je nach wetterlage und modetrends. Diese große-leute-sekte aus letztlich identischen ich-sagern schien einen trick zu benutzen, um ihre meinungen gegenseitig so ernst zu nehmen, daß sich keiner der logik eines anderen ichs zu widersetZEN traute. Das wörtchen allein garantierte die seriösität einer person und konnte nie widerlegt werden, da sich DAS ICH SELBST niemals "nackt" ohne die vielen kostüme zeigte, sondern immer wie eine graue eminenz aus dem metaphysischen, unsichtbaren hintergrund heraus seine befehle und glaubenssysteme in die außenwelt posaunte. Aber WAS war dieses "ich" WIRKLICH, mit dem jeder ernsthafte satz zu beginnen hatte, wenn es doch nur INDIREKT über die sprache und das kostüm wahrnehmbar war? Die erwachsenen benutzten das wörtchen so selbstverständlich wie roboter, jede metareflexion (wie diese hier!) stieß auf granit in den köpfen der anständigen leute, die ihre lebenswelt nicht hinterfragten.
Anstatt also mit jemandem zu diskutieren, begann meine suche sehr kreativ experimentell nach innen gerichtet und mit vorläufigen zwischenergebnissen in form von symbolischen kunstwerken, wegen denen man von solchen robotern als "nicht normal" und exzentrisch oder esoterisch stigmatisiert wird. Dabei war meine wortwörtlich kindliche verwunderung über die KÜNSTLICHKEIT DER ERWACHSENENWELT weder krank noch kreativ sondern zunächst nur ein urphilosophischer reflex meiner kinderseele, lange bevor mein im bett liegendes ich diese begriffe ins handy tippen konnte. Dann kam die jugend und die lektüre und diese ahnung, daß GOTT, das NICHTS, die SEELE und die LIEBE und sämtliche abstrakten worthülsen quer durch die kulturen, religionen und weltanschauungsmodelle als ersatzantworten auf meine frage nach dem ich dienten und alle von solchen nichtssagenden scheinlösungen hypnotisiert genug waren, um das durch zweifeln, verzweifeln und staunen geborene radikale fragen restlos zu betäuben. Ich hatte zwar selber noch keine konkrete antwort parat, aber empfand es als gruselig, daß keiner erklären konnte, was gott oder das nichts oder die seele sei, ohne sich in symbolen und sektenspezifischen metaphern jenseits tatsächlicher selbsterfahrbarkeit zu verstricken. Allmählich stach dieser "kleinste gemeinsame nenner" aller spirituellen traditionen und psychologischen schulen immer deutlicher und schockierender aus den informationsfluten hervor, bis es mir so billig und eindeutig erschien, daß ich mich fragte, ob eine tabuisierte selbstlüge die menschheit vereinigt und sogar noch im kampf der kulturen verbindet: DIE GROßE ERFINDUNG UND EINBILDUNG DER INNERSTEN MITTE als unabhängige, weltflüchtige ich-instanz, die sich nicht nachweisbar als beispielsweise gott, nichts, energie, leere und liebe betitelt, um einfluss von außen auf die fließgeschwindigkeit und den flusslauf des lebens zu garantieren.
Doch diese garantie war mit der skepsis schon halb abgelaufen, den rest des gigantischen kartenhauses brachte die loch-erfahrung zum einsturz! Das LOCH ist das einzige mir bekannte phänomen, das zugleich als symbol UND konkrete realität taugt, denn es ist keine metapher für etwas unsinnlich transzendentes, sondern beschreibt eine ganz simple pseudolücke im lückenlosen wahrnehmungssystem. Durch ein echtes loch hindurch zu schlüpfen, bedeutet zwei seiten einer nichtexistenten medaille als eine einzige unendliche seite ohne geheimnisvolle rückseite zu enttarnen, sprich: hinter dem wörtchen "ich" öffnet sich ein gewaltiger bodenloser schlund aus ineinander verschachtelten labyrinthisch verzweigten wandlosen endlosräumen aller vorstellungen und erinnerungen, deren trugbilder und zauberformeln nur einem zweck huldigten: das bedürfnis nach freiheit geschickt zu verschleiern, den geist mit sich selbst zu beschäftigen und ihn so glauben zu lassen, die erde sei wie ein fußball, der auf dem kosmischen rasen gebettet läge. Aber in echt fliegt der blaue ball mit unhörbar ohrenbetäubender sternengeschwindigkeit durch ein grenzenloses spielfeld ohne zuschauertribüne. Kein gott schaut der welt von weit draußen über die schulter, kein geist, der dem spektakel von tief drinnen beiwohnt - jedes wort ist sein eigener gegenstand, jedes bild seine eigene tatsache! Willkommen im spiegelkabinett aller denkgegenstände und kunsttatsachen, willkommen im schattenkabinett der verbotenen wahrheit, daß es keinerlei überwahrheit außerhalb aller wahrhaftigkeiten gibt. Wir sind da. Dieses DA trägt unsere eigenen namen. Unsere namen sind die erinnerungen an unser SEIN. Dieses sein wird durch uns erst bewußt, die wir WIR zu uns sagen. Was können wir noch sagen, ohne zu lügen? Vielleicht ein paar faule dualistische wörter abschaffen und ein transpsychistisches lexikon gründen. Statt anwesend und abwesend: INWESEND. Statt gläubig und ungläubig: lochistisch. Statt konstruktiv und destruktiv: kybernetischer streuselkuchen...
"Ich aber fragte dich, wer du bist, nicht wer du warst. Denn der Wirklichkeit, der lebendigen Gegenwart gewahr zu sein, heißt erkennen, daß in jedem Moment die
Erfahrung alles ist. Daneben gibt es nichts - keine Erfahrung von 'Dir' beim Erfahren der Erfahrung. (...) Sobald es offenbar wird, daß das geistige 'ICH' der Wirklichkeit der Gegenwart einfach
nicht entfliehen kann, da das geistige 'ICH' nichts anderes ist als das, was ich jetzt weiß, wird der innere Aufruhr enden. (...) Wenn die Spannung aber nachläßt, fangen Geist und Körper an, den
Schmerz so zu absorbieren wie das Wasser einen Schlag oder Schnitt. (...) Soweit Worte es überhaupt beschreiben können, besteht diese Verwandlung in dem Wissen und Fühlen, daß die Welt eine
organische Einheit ist. (...) Die Wahrnehmung eines Hauses auf der anderen Straßenseite oder eines Sterns im weiten Raum ist nicht weniger 'ICH' als ein Jucken meiner Fußsohle oder eine Idee in
meinem Kopf. In einem anderen Sinne bin ich auch das, was ich nicht weiß. Ich bin mir nicht meines Gehirns als eines Gehirns bewußt. (...) Wenn mein Gehirn aber nichtsdestoweniger 'ICH' ist, ist
die Sonne 'ICH', die Luft 'ICH' und die Gesellschaft, deren Mitglied ich bin, auch 'ICH'. Denn alle diese Dinge sind genau so wesentlich für meine Existenz, wie es mein Gehirn
ist."
Alan Watts, in: WEISHEIT DES UNGESICHERTEN LEBENS (1951)
"Ich begegne immer wieder dem Mißverständnis, daß die Archetypen inhaltlich bestimmt, d.h. eine Art unbewußter 'Vorstellungen' seien. Es muß deshalb nochmals hervorgehoben werden, daß die Archetypen nicht inhaltlich, sondern bloß FORMAL bestimmt sind, und letzteres nur in sehr bedingter Weise. Inhaltlich bestimmt ist ein Urbild nachweisbar nur, wenn es bewußt und daher mit dem Material bewußter Erfahrung ausgefüllt ist. (...) Der Archetyp ist ein an sich leeres, formales Element, das nichts anderes ist als eine facultas praeformandi, eine a priori gegebene Möglichkeit der Vorstellungsform. Vererbt werden nicht die Vorstellungen, sondern die Formen, welche in dieser Hinsicht genau den ebenfalls formal bestimmten Instinkten entsprechen. Ebensowenig wie das Vorhandensein von Archetypen an sich, kann auch das der Instinkte nachgewiesen werden, solange sich diese nicht in concreto betätigen."
C.G.Jung: "Die psychologischen Aspekte des Mutterarchetypus" (1938)