Das Montieren von Gedichten auf Fotos hat in der Undergroundliteratur eine lange Tradition. Manche Dichter produzierten absichtlich bis zur Unlesbarkeit schlecht kopierte Collagen für die "little mags" der anarchischen Zeitschriften-Szene, deren Nullnummern oft zunächst als "Egozine" erschienen (manche blieben aber auch jahrelang programmatisches Ego-Organ des "selbstverlegten" Künstlers), das dazu diente, sich bei "subversiven" Kollegen vorzustellen und sie einzuladen, für die Folgenummern selbstgestaltete Seiten einzureichen. Personelle Überschneidungen gab es hierbei besonders auch zur "mail-art"-Szene, die zu DDR-Zeiten einen wichtigen "ästhetischen" (kryptisch-politischen) postalen Kommunikationstrick darstellte.
Während des letzten Aufblühens dieser wilden, freien Netzwerke in den 90ern des 20.Jahrhunderts entstanden besonders innerhalb der SocialBeat - Bewegung noch zahlreiche analoge Textmontagen mit Schere und Papier. Auch ich hatte großen Spaß daran. Aber erst 2009 begann ich, an diese Tradition wieder anzuknüpfen, nun aber auf digitaler Ebene - und seitdem bringe ich wieder gerne frisch geschossene Fotos mit Gedichten zusammen, die gemeinsame Geschichten erzählen. Seit 2015 besitze ich ein Smartphone mit einer Photo-Editor-App, die es mir erlaubt, Lyrikfotos direkt in feiner Handarbeit im Telefon zu generieren und sofort online zu stellen. Da das allerdings eine extrem frickelige Arbeit ist (Schere und Papier war nix dagegen!), mache ich das nur selten für spezielle Anlässe...