1989 bewarb ich mich vergeblich an der Kunstakademie Münster, um bei Timm Ulrichs zu studieren, weil Joseph Beuys seit 3 Jahren tot war. Meine Bewerbungsmappe bestand aus einem alten Arztkoffer, der 7 Gläser enthielt, die angefüllt waren mit Symbolen für die apriorisch-nötigen Grundbedingungen urmenschlicher Existenz auf der Erde, wie z.B. eine mit Klimadaten bedruckte transparente Folienkopie (für LICHT), Federn (für LUFT), Halbedelsteine (für SCHWERKRAFT) und Honig (für URNAHRUNG). Der Titel war auf dem Koffer mit weißem Edding in Großbuchstaben zu lesen:
"ZUBEHÖR EINES HEILIGEN".
Diese anti-esoterische Provokation entstand als Folge der lochistischen "Durchlösungs"-Erfahrung am 5.5.1989 und stellte die seelische Voraussetzung dar zur Entwicklung des "PERHAPPENINGS". Der Neologismus meint eine Kombination aus zwei Methoden: einerseits zielgerichtete Vorbereitungen zu treffen (Performance) und andererseits den spontanen Verlauf der unberechenbaren Situation zu nutzen (Happening). Daraus ergibt sich das "PERHAPS"-Motto eines Perhappenings...
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Bühnenauftritte ist der erstmals von mir 1995 im Kölner BelAir verwendete Begriff eines FREE WORD JAM: anstatt fertige Gedichte vom Blatt abzulesen, produziere ich den Text live improvisiert. Für diese Methode benutzte ich bereits 1994 den Gattungsbegriff "LIVE-LITERATUR", der inzwischen von Magazinen & Vereinen für normale Lesungen mißbraucht wird, in denen der Autor zwar bestenfalls anwesend ist, nicht aber den Text live "allmählich verfertigt".
Meine Hauptperformance ist allerdings seit über 2 Jahrzehnten das sogenannte LOCHRITUAL, mit dem ich damals bei einem Aktionskunstevent (Konzept: 100 1-minütige Performances) der Kölner Ultimate Akademie als "10.000ste Jubiläumsrahmenbrechung" in einem Ehrenfelder Off-Theater debutierte. Beim 1.Berliner "Congress for Performance and Visual Art" 1997 (Veranstalter: Gallery SoToDo) im Berliner Dock11 zelebrierte ich dann mein vielleicht gelungenstes 1-stündige Lochritual, das die Fotografin Julia von Randow in einem kongenialen experimentellen Video vollständig dokumentierte. Zahlreiche 10-minütige Lochrituale folgten im Laufe der Jahre auf Vernissagen und Festivals, bis ich schließlich am 8. Mai 2010 zur Vernissage meiner eigenen zweiten Berliner Einzelausstellung meine vielleicht schrägste und lustigste Lochshow präsentierte, in der ich versuchte, alle Entertainment-Elemente zu verbinden: das Popschamanische mit dem Neurosoziologischen, das Live-Literarische mit dem Lochißtischen, das Elitäre mit dem Ordinären, das Autistische mit dem Kontaktiven und das Ernste mit dem Komischen - ich wollte herausfinden, ob sich die visionäre Botschaft des Lochrituals auch dann vermitteln lässt, wenn ich die ganze Sache fast schon ins Lächerliche ziehe, denn das Loch spricht sowieso seine eigene Sprache...