1. Gemälde & Zeichnungen im "inflationär-abstrakten" Stil (bis 1989)
2. BEISPIELE FÜR "INTEGRALEN IMPRESSIONISMUS" (ab 21.6.1989)
plötzlich erschien mir DAS GANZE UNIVERSUM in gestalt eines unendlichen gesichtes mit gigantischem mund, bewegte seine galaktischen strudel wie uralte lippen und sprach zu mir mit unsäglich langsamer, ruhig vibrierenden stimme: "ICH. BIN. NOAH."
"Man ist nicht, wie Eltern und Lehrer einem weismachen wollen, ein bloßer Fremdling im Weltsystem, sondern gleichsam das Ende einer Nervenfaser, durch welches das Universum sich selbst betrachtet. Aus diesem Grund hat beinahe jeder Mensch tief im Inneren ein unbestimmtes Ewigkeitsgefühl. Wenige haben den Mut, sich dazu zu bekennen, denn das würde auf den Glauben
hinauslaufen, daß man selbst Gott sei."
Alan Watts, in: ZEIT ZU LEBEN (1972)
"Der letzte Grund alles Seins bist du selbst. Natürlich nicht das alltägliche Selbst, dessen Form dieser Urgrund annimmt oder 'vorgibt' zu sein, sondern das innerste Selbst, das sich der Betrachtung entzieht, weil es zugleich immer der Betrachter selbst ist. Das also ist das Tabu aller Tabus: Du selbst bist ES! In unserer Kultur ist dies aber der Punkt, wo man den Geisteskranken vom Normalen trennt. Dieser Gedanke ist die schwärzeste aller Blasphemien, die verwegenste aller Wahnvorstellungen. Wir glauben, dies sei die letztmögliche Form des Größenwahns - eine Inflation des Ich bis hin zum vollständig Absurden. Denn obwohl wir mit einer Hand das Ich kultivieren, drücken wir es mit der anderen Hand zu Boden."
Alan Watts, in: DIE ILLUSION DES ICH (1966)
Tom de Toys, 29.7.2005
DIE MYSTISCHE INFLATION
Bevor ich dank der lochistischen Erfahrung am Kölner Decksteiner Weiher
(5.5.1989) meinen neuen "KONTAKTIVEN" Transrealistik -Stil (Integraler Impressionismus) entwickelte, malte ich klassisch- modern ABSTRAKT, nachdem ich sowohl Naturalismus als auch Surrealismus vorher im jugendlichen Schnellverfahren durchlaufen hatte: die alten Stile waren direkt an meine seelische Entwicklung gekoppelt und
konnten daher auch schnell wieder abgestoßen werden. Sowohl meine dänische Oma als auch deren Schwester (meine Großtante Merete Lundbye) aus dem
Verwandtschaftskreis des Malers des "Goldenen Zeitalters" Thomas Lundbye (1818-1848) wie auch mein Vater sind allesamt der Landschaftsmalerei verpflichtet. Mein Vater hat mir das Malen mit
Ölfarben versucht beizubringen, als ich 12 Jahre jung war - leider konnte ich mich dafür nicht wirklich begeistern (es war mir zu aufwendig: das richtige Mischungsverhältnis, das Warten aufs
Trocknen etc, die VISIONÄRE UNGEDULD trieb mich schon damals!), aber ihm habe ich trotzdem etwas Essenzielles zu verdanken, was er mir damals am Beispiel der sonnenbeschienenen runden Wand einer
Windmühle erklärte: den sogenannten "malerischen" (oder auch "direktfotografischen") Blick. Daß eine weiße Wand
zum Beispiel im Schatten nicht wirklich weiß ist, wenn man auf die "reale" Lichtreflexion achtet, sondern je nach Umfeld und Sonnenstand in violetten bis braunen Nuancen schimmert, das war für
mich fast ein Schock! Plötzlich kannte ich zweierlei Wahrnehmungen, dadurch daß meine Augen lernten, nicht mehr von einem vorgefertigten Wissen, einer "objektiven"
Erinnerung auszugehen (dem platonischen BEGRIFF) sondern umzuschalten auf den situativen Sinneseindruck (die Impression!), eine Art Scharfeinstellung der Augen: von einer abstrakten,
allgemeinen Distanz hin zu einem konkreten BEGREIFEN. Bei diesem Umschaltvorgang rasen die Dinge in Sekundenschnelle wie magnetisch angezogen
aus der Ferne ganz dicht vor die Augen, so als ob ich plötzlich direkt vor einer riesigen Kinoleinwand stünde und die einzelnen Pixel erkennen könnte! Die
Welt hatte plötzlich zwei Seiten: den "angeblichen" gemeinsamen Nenner (das war aber nur der eingebildete ideale Schein der Dinge) und die "außergewöhnliche" Natur (das phänomenale reale Sein),
die allerdings gar nicht wirklich außergewöhnlich war sondern eben nur gewöhnungsbedürftig.
Als dann später diese seltsame lochistische Durchflutung mit der innersten Leere hinzukam (der Lochismuß ist am ehesten mit dem Taoismus vergleichbar, wie ich seit der Lektüre von Alan Watts weiß), schloß sich der Kreis zu einem integral-impressionistischen ZAUBERZIRKEL mit unendlichen Übergangsstadien: das Licht als das innerste Wesen im Sinne einer "letzten Sinnlichkeit" der leeren Materie kurz vor der Schwelle zur übersinnlichen "Selbstverschluckung" (die gleichzeitig scheinparadoxe Nichtexistenz alles Seienden) durchströmte die gesamte dinghafte Struktur der Wahrnehmung wie ein Energiemeer aus reinster Leere, das die Materie in ihren verschiedensten flüssigen (feinen) bis festen (grobstofflichen) Schwingungsformen erscheinen ließ. Seitdem interessieren mich in der Malerei nicht mehr vorrangig die einzelnen psychischen Aggregatzustände des Lebens (sie sind austauschbar und vergänglich) sondern diese ungeheuerliche Tatsache, daß es das Leben (und damit meine ich das gesamte Universum) überhaupt gibt: Die totale transpsychistische Saynsfühlung durch alles hindurch!
Meine 200 Frühwerke (Zeichnungen, Vorstudien, Gemälde) beschreiben sogesehen bewußtseinsmäßig eine Art MYSTISCHE INFLATION, die ich zuerst neurophilosophisch durchlaufen mußte, bevor mir der Sprung durch das Loch in der überall vorhandenen leeren Mitte passierte (die mir bis dato einfach nicht aufgefallen war), aus deren Raumlosigkeit heraus ich nun mit einer Art "Umkehrblick" im doppelten Sinne in die vielperspektivisch vernetzte Welt schaue. Gedichte aus jenen frühen Tagen (1985-1989) waren geprägt von den aufkeimenden spirituellen Fragen, verstärkt durch die Meditationserfahrungen (Outer-Body-Experiences als Nebenwirkung von Imaginationsreisen & Kreuzmeditationen gemäß Alfons Rosenberg) und die Lektüre von Aldous Huxley, Martin Buber & Erich Fromm. Hätte ich die "WEISHEIT DES UNGESICHERTEN LEBENS" von Alan Watts damals schon gekannt, wären mir vielleicht einige Depressionen erspart geblieben, aber ich mußte quasi alles selbst entdecken, was mir heutzutage in seinen Büchern so selbstverständlich und vertraut erscheint...
Tom (de) Toys, 5.11.1988
KRISTALL
Edel
Bis Du
Blitz
Und Stein
Geteilt
Grün endlich
Blau vereint
Narziß
Dich finden
Durch den
Wüsten Wald
Im lila Licht
Bald blutig
O wie weiß
Die letzte Wand
Dahinter
Leere Fülle
Und erkannt
Wie einst
Nur
Nebel
Tom (de) Toys, 21.6.1989
KONTAKT
zwischen zwei körnern
staub
schritte im meer
geatmet
und so
"Auf diese Weise ins Bewußtsein, ins elektrische innere Leuchten der Nerven umgewandelt, scheint die Welt irgendwie keine Substanz zu haben. (...) Das Feste ist eine Erfindung des Nervensystems, und ich frage mich, ob die Nerven sich selbst auch als fest empfinden? (...) Das Flüssige und das Feste, das Zusammenhängende und das Unterbrochene, das Klebrige und das Stachelige sind offenbar Transformationen voneinander oder verschiedene Stufen der Vergrößerung von derselben Sache. Das Thema wiederholt sich in hunderten von verschiedenen Variationen - die untrennbare Polarität der Gegensätze oder die Gesamtheit und Gegenseitigkeit aller Inhalte des Bewußtseins."
Alan Watts, in: KOSMOLOGIE DER FREUDE (1962)
"(G)RUNDRAUSCH" auf YouTube mit Originalstimme des Dichters!