"Liebesgedichte gehören zum schwierigsten Genre in der Literatur. Das liegt an ihrer Dichotomie von gewünschter Verschmelzung mit dem einen einzigen, dem die Liebe gehört, und dem Anspruch, dafür eine Formel zu finden, die verallgemeinerbar ist."
Kurt Drawert, in: LYRIK-TASCHENKALENDER 2014
"Echte Liebesgedichte gehören zum leichtesten Genre in der Literatur. Das liegt an der Diaphanie der erfolgten Verschmelzung mit dem Auserwählten, der die Liebe erwidert, und dem antimetaphorischen Anspruch, nichts Allgemeineres zu dem hinzu zu fügen, was konkret ZWISCHENMENSCHLICH * erfahren wird."
De Toys, 23.1.2014
* Mehr poetologische Details zur Kontaktismus-Theorie des Zwischen-Menschlichen in ihrer Anwendung für die Erweiterte Sachlichkeit finden sich in der NAHBELLPREISREDE vom 21.6.2000 (Linkrubrik "Presse")
"Transrealpoeten sind Lyriker, die in allererster Linie für niemanden schreiben, ob sie dabei mehr ins Sachliche oder ins Ekstatische gehen, ist sekundär. Sie möchten einen erfüllten Moment nicht nur irgendwie zu Papier bringen, sondern ihn mutmachend verwerten, mehr noch: mit ihrem Leben vereinen. Und tragen also niemals Sorge, dass die poetische Besessenheit unterwegs verloren ginge."
Aus dem Glückwunschtelegramm am 19.2.2005 von
Prof. Georg Paul Thomann (13.3.1945-21.6.2005) anläßlich des
3.E.S.-Manifestes "(UN)HEIMLichSTE LIEB-e.s.-ERKLÄRUNG"
"Die Schwierigkeit liegt darin, daß ich weder die Rückseite noch das Innere meines Kopfes sehen kann. (...) Das Bewußtsein schaut von einem Zentrum aus, welches es selbst nicht sehen kann – und darin liegt die Ursache von allem. (...) Ich selbst bin untrennbar darin verwickelt – das Ganze ist wie ein Knoten, ein Ganglion, ein elektronisches Gewebe von Pfaden, Schaltungen und Impulsen, das sich summend durch Zeit und Raum ausbreitet. (...) Das einzig Beständige ist das sich endlos in sich selbst umwandelnde Muster.(...) 'Das grundlose Gewebe dieser Vision.' Es hat keinen anderen Daseinsgrund als sich selbst."
Alan Watts, in: KOSMOLOGIE DER FREUDE (1962)
"Auch heute noch blickt der Realist nur nach außen und ist sich nicht bewußt, ein Spiegel zu sein. Auch heute noch blickt der Idealist nur in den Spiegel und
kehrt der realen Außenwelt den Rücken zu. Die Blickrichtung beider verhindert sie zu sehen, daß der Spiegel eine nicht spiegelnde Rückseite hat, eine Seite, die ihn in eine Reihe mit den realen
Dingen stellt, die er spiegelt: Der physiologische Apparat, dessen Leistung im Erkennen der wirklichen Welt besteht, ist nicht weniger wirklich als sie."
Konrad Lorenz, in: DIE RÜCKSEITE DES SPIEGELS (1973)
"Der Wahnsinn der 'Realisten' ist ihre Leugnung des Menschlichen unter dem Deckmantel der Sorge für den Menschen. Sie verstehen, sich ein menschliches Antlitz zu geben, haben aber keinerlei entsprechende Gefühle. Ihr Inneres ist ein Hexenkessel von Rache und Mordlust; anstelle eines lebendigen Selbst fühlen sie nur Leere. Um dieser Leere und dem inneren Chaos zu entkommen, müssen sie Leben um sich her zerstören, nur dadurch fühlen sie sich lebendig."
Arno Gruen, in: DER WAHNSINN DER NORMALITÄT (1987)
"Realpoesie meint das Ins-Werk-Setzen von Versöhnung durch das Möglichmachen und Machen von Beziehungen, die wie jene sind, in denen das Du lebt. Ihre Haltung ist die eines radikalen Realismus, der um die Gründe weiß und deren Wahrheit will. Der Auftrag ist praktischer Art, aus imaginierten Beziehungen kommt keine Glückseligkeit."
Ingo Schramm, in: Die Luft jenseits des Glases
- Ready-mades und Realpoesie (2001)
"Ohne Liebe ist die menschliche Gesellschaft in einem schlimmen Zustand. Ohne Liebe werden wir in der Zukunft schrecklichen Problemen gegenüber stehen müssen. Liebe ist die Mitte des menschlichen Lebens." Dalai Lama, in: LOGIK DER LIEBE (entnommen aus: Rede vor dem Rat für Weltangelegenheiten in Los Angeles: "Die Praxis von heilender Hinwendung in der Weltpolitik", vor 1984)
"Wo noch vor kurzem der angeblich Radikale Konstruktivismus Textstrukturen intersubjektiv-sachlich kontrollieren konnte, da ist es eigentlich ein per se
rücksichtsloser KONTAKTISMUS, der die erweiterten Sachlichkeiten 'zwischen' den Kontaktpolen visionär empfindet und als Vorbote
einer völlig neuartigen architektonischen Utopie beschreibt: KONTAKT ZWISCHEN SAYENDEM ALS ZWISCHENLOSE WÄLTWEITE – es gibt keine Begegnung ohne beide Hände, die
sich schütteln !!! Oder allgemeiner gesagt: Die Stille besteht aus dem Spannungsverhältnis der Redenden. Oder ganz abstrakt: Das Absolute ist bloß die Transparenz der Relationen...
jenseits elitär-erleuchteter Gedanken DURCHLEUCHTET & DURCHDACHT mit dem, was sich ganz von alleine zeigt. Und solange sich nichts zeigt, gibt es keine Notwendigkeit, etwas zu
sagen."
Zitat aus: De Toys live am 21.6.2000 in der
1.NAHBELL-Preisrede "DIREKTE DICHTUNG" – WAS
IST DENN DAS ???
Kaum hatte ich den ersten 101-teiligen "Ute Uferlos" - Zyklus und seinen weitaus kürzeren UU2-Folgezyklus vollendet (das 101.UU1-Gedicht war inspiriert durch den Kinofilm "Chaplin", der mir ziemlich unter die Haut ging), da geschah ein kleines Wunder: eine Sinologie-Studentin betrat im Spätsommer 1994 (ich hatte grad erst die 1-monatige Schreibkrise dank des Bukarest-Stadtgedichtes überwunden) den Kopierladen, in dem ich damals in Köln-Weihertal am Mathematischen Institut jobbte und meinte, ich solle mit Taijiquan beginnen, um meine schmerzhafte krumme Körperhaltung zu korrigieren (ein typisches Schutzphänomen bei "zu großen" Menschen, für die jeder Türrahmen zu niedrig ist, aber unter kritisch-somatoformer Sichtweise NICHT NÖTIG). Schon seit geraumer Zeit verfolgte mich die etwas schräge Vision, daß eine außergewöhnliche Frau in mein Leben treten müsse, die sich wie eine Schamanin (Hexe, Heilerin, Hure und "große spirituelle Schwester" in einem) um mich kümmern würde (wahrlich eine verquere spätpubertäre und romantisch-esoterisch aufgeladene Variante vom psychoiden Archetypus der Großen Mutter) - und da war sie nun, die moderne "weise Frau": eine ebenso lebenshungrige Person wie ich selbst!
Es war die perfekte Ergänzung, wir gaben uns gegenseitig genau das, was wir brauchten, und schwelgten schon bald in einem ganzheitlichen Liebesrausch, der dann im Dezember 1994 zum allerersten "echten, erfüllten" Liebesgedicht ("WIEDERGEBORENE") führte, das NICHT AUS SEHNSUCHT SONDERN ERLEBTER LIEBE entstand. Aber ich benötigte zwei Wochen nach Niederschrift, um diesen Wechsel von der Sehnsucht zur Liebe in seinem vollen Ausmaß zu begreifen! Seitdem studierte ich haufenweise Anthologien & Einzelpublikationen mit angeblicher "Liebeslyrik", um zu prüfen, ob sich die Germanistik über den feinen, aber existenziellen Unterschied auch genügend bewußt ist. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, daß die abendländische Tradition von Liebeslyrik zu ca. 95% (nach meiner Analyse - gemäß der 3 Haupt-E.S.-Kriterien [grammatische Präsentik, gegenständliche Positivität und genaue Personalität] - aller verfügbaren Gedichte) von Sehnsuchtsgedichten geprägt ist (soll heißen: ich entdeckte unter den zighunderten Texten tatsächlich nur 5% "echte" Liebesgedichte quer durch die Jahrhunderte!) und nur extrem selten in den Nachworten von der neurosoziologischen Bedeutung der ERFÜLLTEN Liebe überhaupt die Rede ist, ganz zu schweigen von dem subtilen Etikettenschwindel des Begriffs... (De Toys, Mitte Dezember 1996)
"In der Dichtung sind die phantastischsten Aussagen über das Unwirkliche, das jenseits unseres Wissens Liegende, möglich. Alles ist vergänglich. Wir, jede und
jeder von uns, sind keine substantielle Wesenheit, sondern eine Art Flamme. Eine Flamme ist ein Strom heißen Gases, wie ein Wirbel in einem Fluss, immer sich bewegend, immer sich verändernd, und
doch scheint es immer die gleiche zu sein. Jeder von uns ist ein Fließen, und wenn man diesem Fließen widersteht, wird man verrückt. Man ist dann wie jemand,
der mit der Hand krampfhaft Wasser festhalten will - je stärker er klammert, desto rascher schlüpft es ihm durch die Finger. So kommt im Leben alles darauf an, sich an nichts zu hängen sondern
alles loszulassen."
Alan Watts, entnommen aus der Nachschrift seines letzten Seminars: SPIELEN UND ÜBERLEBEN (1973), veröffentlicht in: LEBEN IST JETZT (THE WAY OF LIBERATION),
Hrsg. von Mark Watts (1983)
"Keine Poesie, keine Wirklichkeit. So wie es trotz aller Sinne ohne Fantasie keine Außenwelt giebt, so auch mit allem Sinn ohne Gemüth keine Geisterwelt.
Wer nur Sinn hat, sieht keinen Menschen, sondern bloß Menschliches: dem Zauberstabe des Gemüths allein tut sich alles auf. Es setzt Menschen und ergreift sie;
es schaut an wie das Auge ohne sich seiner mathematischen Operazion bewußt zu seyn."
Friedrich Schleiermacher, in: FRAGMENTE, in: Athenaeum. Eine Zeitschrift von A.W.Schlegel und F.Schlegel (1798)
Tom de Toys, 27.+31.3.1995
E R S T es M A N I F es T
DICHTUNG als Mut
zur Richtigstellung der realen Realität gegen
falsche & fahrlässige Vorstellungen der Psyche.
ECHTE POESIE informiert konzeptfrei
über gelebte Begegnungen
(anstatt bloß eingebildetes Sein
zu interpretieren), um in weitere zu münden...
Der Aufbau konkreter Extase-Strukturen.
DIE LYRIK spült den Mißbrauch der Sprache
(als egozentrische Ersatzwelt - genannt "Alltag") weg...
...weg mit den Symbolen & Pseudo-Gesten !
Die Sachlichkeit erweitern meint die Lust
zur angewandten Sprachlosigkeit entdecken,
das Wagnis PRAKTISCHER PRÄSENZ
in orgasmischen Tatsächlichkeiten der
situationistischen Sinnlichkeit
kontemplativer Kontakte umzusetzen.
Von der Abwesenheit über die Grundlosigkeit
hin zum Mystischen Materialismus
befreiter Augenblicke.
DAS BEFREITE WORT
FOLGT DER BEFREITEN TAT.
Das gegenwartsgerechte Gegenwort
wächst aus geteilter Nähe.
Spiegelnähe zeugt Entspiegelung.
Entspiegelung zeugt wieder Nähe.
Ohne Seinsnähe kein freier Spiegel.
(Ohne Freiheit keine Begegnung.)
KEIN DICHTUNGS-ES OHNE BEGEGNUNGS-DU !!!
Der klare Unterschied zwischen Sehnsucht & Liebe:
Die Sehnsucht "arbeutet" aus Mangel
während Liebe sich bloß wiederfindet.
ES entsteht aus Überfluß statt Trockenheit.
Keine Innere Notwendigkeit.
Alles Außen.
Tom de Toys, 3.+4.3.1996
Z W E I T es M A N I F es T
Entlarvtes Spektakel
Erhabene Sabotage
Erwartete Sprengung
Entkernte Spiritualität
Enttarntes Sein
Erwachte Substantialität
Erhoffte Schönheit
Entfachte Stofflichkeit
Etwas Selbständiges
EXISTENZ.
Entblößter Stolz
Elementares Staunen
Erwünschte Sachlichkeit
Eßbarer Schock
Eigentliche Situation
GEGENWART.
Entäußerte Schutzlosigkeit
Entschiedene Sinnlichkeit
FREIHEIT.
Extreme Schamlosigkeit
Existentielle Stimulation
Emphatische Seele
AUTHENTIZITÄT.
Erwiderte Selbstverständlichkeit
Erlaubte Schmelzung
KONTAKT.
Euphorische Schonungslosigkeit
Eklektizistische Spontaneität
Entsprechende Spannung
Effektive Sensibilität
KOMMUNIKATION.
Erlauchte Spielwiese
Erkannte Signale
Eskalierte Sexualität
Entrückter Spaziergang
Echtes Sprechen
BEWUßTSEIN.
Entmystifizierte Strahlungswärme
Extatische Schlichtheit
Erfundene Sorgen
Erleuchteter Schmerz
Ewiger Samstag
ERWEITERUNGS-SPEICHER POESIE
ALS EREIGNIS-SATZUNG ZUR
ENERGIE-SÄKULARISIERUNG.
Esoterische Satire
(Restlos besessen und beseelt...)
"Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennte Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die
Poesie mit der Philosophie, und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die
Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisiren, und die Formen der Kunst mit gediegnem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen, und
durch die Schwingungen des Humors beseelen. Sie umfaßt alles, was nur poetisch ist, vom größten wieder mehre Systeme in sich enthaltenden Systeme der Kunst, bis zu
dem Seufzer, dem Kuß, den das dichtende Kind aushaucht in kunstlosen Gesang. Sie kann sich so in das Dargestellte verliren, daß man glauben möchte, poetische Individuen jeder Art zu
charakterisiren, sey ihr Eins und Alles; und doch giebt es noch keine Form, die so dazu gemacht wäre, den Geist des Autors vollständig auszudrücken: so daß manche Künstler, die nur auch einen
Roman schreiben wollten, von ungefähr sich selbst dargestellt haben. Nur sie kann gleich dem Epos ein Spiegel der ganzen umgebenden Welt, ein Bild des Zeitalters werden. Und doch kann auch sie am
meisten zwischen dem Dargestellten und dem Darstellenden, frey von allem realen und idealen Interesse auf den Flügeln der poetischen Reflexion in der Mitte schweben, diese Reflexion immer wieder
potenziren und wie in einer endlosen Reihe von Spiegeln vervielfachen. Sie ist der höchsten und der allseitigsten Bildung fähig; nicht bloß von innen heraus, sondern auch von außen hinein; indem
sie jedem, was ein Ganzes in ihren Produkten seyn soll, alle Theile ähnlich organisirt, wodurch ihr die Aussicht auf eine gränzenlos wachsende Klassizität eröffnet wird. Die romantische Poesie ist unter den Künsten was der Witz der Philosophie, und die Gesellschaft, Umgang, Freundschaft und Liebe im Leben ist. Andre Dichtarten sind
fertig, und können nun vollständig zergliedert werden. Die romantische Dichtart ist noch im Werden; ja das ist ihr eigentliches Wesen, daß sie ewig nur werden, nie vollendet seyn kann. Sie kann
durch keine Theorie erschöpft werden, und nur eine divinatorische Kritik dürfte es wagen, ihr Ideal charakterisiren zu wollen. Sie allein ist unendlich, wie sie allein frey ist, und das als ihr
erstes Gesetz anerkennt, daß die Willkühr des Dichters kein Gesetz über sich leide. Die romantische Dichtart ist die einzige, die mehr als Art, und gleichsam die Dichtkunst selbst ist: denn in
einem gewissen Sinn ist oder soll alle Poesie romantisch seyn."
Friedrich Schlegel, in: FRAGMENTE, in: Athenaeum. Eine Zeitschrift von A.W.Schlegel und F.Schlegel (1798)