"Wenn der Mensch zur Liebe fähig sein soll, muß der Mensch selbst an erster Stelle stehen. Der Wirtschaftsapparat muß ihm dienen, und nicht er ihm. Er muß am Arbeitsprozess aktiven Anteil nehmen, anstatt nur bestenfalls am Profit beteiligt zu sein. Die Gesellschaft muß so organisiert werden, daß die soziale, liebevolle Seite des Menschen nicht von seiner gesellschaftlichen Existenz getrennt, sondern mit ihr eins wird. Wenn das, was ich zu zeigen versuchte, zutrifft - daß nämlich die Liebe die einzig vernünftige und befriedigende Lösung des Problems der menschlichen Existenz darstellt, dann muß jede Gesellschaft, welche die Entwicklung der Liebe so gut wie unmöglich macht, auf die Dauer an ihrem Widerspruch zu den grundlegenden Bedürfnissen der menschlichen Natur zugrunde gehen."
Erich Fromm, in: DIE KUNST DES LIEBENS (1956)
Freiherr von Freifahren, 24.8.2013
KREATIVER K(N)OPFDRUCK & KULTURKRITIK
>>Es sind ja auch keine wirklich neuen überlegungen, allerdings würde ich die "kulturkritik" von siegmund freud mit der transpersonalen "psychologie des seins" von abraham maslow sehr gut durchmischen, um eine respektvolle (trans)humanistische these zu formulieren. NUR triebtheorie oder NUR transzendenz für sich alleine betrachtet, wären mir jeweils zu dünn, aber die mischung ergäbe ein menschenbild, das sogar meinen eigenen ansatz rechtfertigen könnte: die sogenannten "erfüllten" (echten) liebesgedichte wären dann TROTZ TRAUMA als nicht nur kompensatorisch erklärbar, sondern ganz anders: die unterdrückung der angst vor dem anachronistischen urschmerz als flucht der zentralen ich-instanz in ein metaphysisch-verbales abseits dient nur als grundsätzlicher motivationsschub, um überhaupt SCHREIBEN zu WOLLEN (=können? bedarf es einer "besonderen begabung" in diesem konzept?), aber der DIREKTE AUSLÖSER eines liebes- gedichtes ist trotzdem etwas sehr POSITIVES: ein empirisch-ekstatisches ereignis (e3), das unabhängig von der traumatisierung nicht wegen des traumas gesucht wurde, sondern das selber aktiv aus dem lebensweltlichen zufall heraus das überraschte ich quasi auf der überholspur erwischt und rundum involviert und dazu bringt (aber wie? und wieso nicht jeden mensch?), das gelebte jetzt in dieser begegnung als etwas befreites, erfülltes, direktes, hautnahes, ekstatisch-emotionales zu erfahren und dichterisch zu verarbeiten! Die e-norme SENSATION des besonderen, nicht alltäglichen, außergewöhnlichen gibt einen letzten stoß in der sprachzentrale, dann fließen die wörter von irgendwo herkommend (von wo? flüstern engel ins ohr? spricht ein gott? oder die kollektive weisheit, die in der individuellen seele gespeichert und mit dem richtigen k[n]opfdruck direkt abrufbar ist?) direkt in mein herz und ich bin dankbar und fühle mich von der schönheit beschenkt, die sich da ausformuliert. Das BERÜHRTSEIN von dieser positivität trägt als ausnahmezustand vielleicht dazu bei, daß ich autodidaktisch gelernt habe, die inneren ohren zu spitzen, um poetische wörter zu empfangen, denn aufgrund der traumatisierung lasse ich mich eigentlich nur sehr schwer wirklich tief berühren, aber das kostenlose empfangen von kunst macht einen nach und nach süchtig! Vorallem geschieht es um vielfaches heftiger, wenn es dann endlich geschieht, als wenn es normal und alltäglich wäre! Vielleicht ist die kunst hier vergleichbar mit langem sexentzug: die aufregung ist höher, je seltener man "kommt". Ein date mit der eigenen urkreativen kraft hat gewiss autoerotische züge, das steht außer frage! Bei NEGATIVEN erlebnissen habe ich mir allerdings schon vor langer zeit einmal geschworen, daraus KEINE kunst mehr zu machen, weil das dann ganz offensichtlich nur kompensatorische zwecke erfüllt. Also zusammenfassend lässt sich behaupten: es gibt eine INHALTLICHE (thematische) kompensationkraft bei jener kunst, die aus mangel an glücklichen sinneseindrücken entsteht (wie zum beispiel traditionell schmachtende sehnsuchts- gedichte), und eine ENERGETISCHE (motivatorische) überkompen- sation bei jener kunst, die aus dem lebendigen luxus der überfülle erwächst. In phasen der inneren balance, des gefühls, doch schon ganz tief in mir selbst zu ruhen und keinen schmerz abzuwehren, sondern mich schmerzfrei im körper angekommen zuhause und wohl zu fühlen, da dauert es tatsächlich viel länger, bis wieder ein außerplanmäßiges großereignis der gefühle zur kreativen anspannung führt.<<
© s O M a t o f o r m .DE Nr.26
Tom de Toys, 31.8.2013
(gewidmet Ann Cotten & Harald Hartung
als Beitrag für die Vision einer "Sozialen Poetik"
im speziellen für echte, erfüllte Liebesgedichte)
TRANSTOPISCHES ÜBERJETZT
(3.E.S.-MANIFEST FÜR ERWEITERTE SACHLICHKEIT)
ich fühle das sein... nicht
egozentrisch oder ekstatisch
weder sachlich noch sentimental
oder gar sensationistisch denn
es offenbart sich nicht vollständig
als hedonistisches higgsteilchen
oder heroisch-heimliches heiligtum
sondern nur nüchtern trunken
von absoluter aufmerksamkeit
weder delirisch noch deskriptiv
weder frei fließend noch
formal festgefahren
weder mystisch noch materiell
weder gelangweilt noch lustvoll
schwebt das so simpel komplexe
überdu zwischen uns
zwischen dir und mir
zwischen zwei inwesenheiten
die sich gnadenlos lieben
geschieht ein gemeinsamer ort
den die angst niemals sieht
DIENSTAG 03. SEPTEMBER ab 20.30 Uhr
LITERATURCLUB DUESSELDORF (LCD) @ SALON DES AMATEURS
SOZIALE POETIK. LESUNG UND GESPRÄCH MIT
MONIKA RINCK, ANN COTTEN UND ARMEN AVANESSIAN
Der Frage nach einer neuen sozialen Erweiterung der Realität von und durch Kunst/Literatur steht im Vordergrund der ersten Veranstaltung des LCD-Literaturclub Düsseldorf nach der
Sommerpause.
Wir präsentieren hierzu Texte, Gespräche und eine (Lecture-) Performance von Ann Cotten, Armen Avanessian und Monika Rinck (alle Berlin).
Durch das Wirken Joseph Beuys' in Düsseldorf und die Rede von der "Sozialen Plastik" stellt sich besonders hier die Frage danach, wie eine "Soziale Poetik" aussehen könnte, ob sie sich von dieser
unterschiede. Oder werden in unserer beschleunigten Welt alle Realitäten über Bord geworfen? Es handelt sich hierbei um neuere Spekulation über Poetik, Politik, Negativität und Horror, die auf
die Literatur übertragen werden: Welche Relation zu einer sozialen Realität in künstlerischer und theoretischer Hinsicht existiert überhaupt noch und wie kann die Literatur davon wissen oder
darüber sprechen? Wie kann die Literatur die Menschen ansprechen in ihrer jeweiligen sozialen Realität? Betrachtet man das dichterische Darstellen und Hinterfragen der Poesie als eine Form der
Weltwahrnehmung oder handelt es sich hierbei um "Sprachinstallationen", wie sie der große Dichter Thomas Kling in Düsseldorf vollzogen hat? Kann man von Sozialer Poetik ebenso sprechen wie von
"Sozialer Plastik" (Joseph Beuys)? Wie steht die Poesie zum Sozialen, zur Spekulation, zu Politik und zur Wirtschaft? Oder hat sie damit gar nichts zu tun
Neben dem Gespräch werden die Dichterinnen Monika Rinck, als avancierte und bekannteste und Ann Cotten, als rebellischste und ausdrucksmächtige Künstlerinnen aus ihren Texten lesen und mit Armen
Avanessian, einem der innovativsten Stimmen der neueren Philosphie sprechen, diskutieren und streiten. Ein Abend der Theorie und Kunst, Literatur und Welt zusammenzubringt. Hierzu laden wir
herzlich ein.