Neue MANIFESTE braucht das Land!

Es wird gerne behauptet, die Zeit der Manifeste sei vorbei und gehöre zur Epoche der sogenannten "historischen" Avantgarde. DAS STIMMT und stimmt doch nicht! Warum? Weil Manifeste IMMER wieder von "betroffenen" INDIVIDUEN geschrieben werden müssen, um den ZEITGEIST zu beleuchten - oder überhaupt erst zu erfinden! Nebenbei DIENEN sie dem Verfasser als subversiv-selbstreflexives Element. Was heißt das? KREATIVITÄT ist das eine, aber das andere ist das Grübeln darüber, warum man sich dazu entscheidet, ein Werk als "Kunst" zu definieren oder als... Ausgeburt des Teufels? (DAS GEHÖRT BEILÄUFIG NICHT HIER HIN!!!) .. oder lediglich als privatistisches Vergnügen (OK, SCHON BESSER!!!). Nun denn, wie auch immer, hier sind sie: MEINE MANIFESTE, nicht alle, aber doch ziemlich viele - die wichtigsten, ja doch, die ALLERWICHTIGSTEN!!! Und als Bonustrack von Bruno Brachland das 2011er-Quasimanifest: NEUROKOSMISCHE ODE AN DIE SINGLES DER WELT

 

Der metapsychologische Essay "LOCHISMUS-MANIFEST 2014" befindet sich aufgrund seiner Länge nicht hier sondern als PDF-Download unterhalb vom 1.Lochgebet "ZUR OFFENEN MITTE" zum 10-jährigen Jubiläum !!

 

"Nur Worte und Vereinbarungen können uns von dem gänzlich unbestimmbaren 'Irgendetwas' absondern, das Alles ist. (...) Gleicherweise ist das Weltall, beschrieben in formaler, dogmatischer Religion nicht mehr als ein Symbol der wirklichen Welt, ebenso aus verbalen und vereinbarten Bezeichnungen konstruiert. 'Diese Person' trennen zu wollen vom Rest des Weltalls, heißt eine vereinbarte Trennung zu machen. (...) Und da die Religion als Mittel für tatsächliches Begreifen und Besitzen des Mysteriums Leben mißbraucht wurde, war eine gewisse Entthronung nötig. (...) Es ist gerade die Realität der Gegenwart, dieses bewegte, lebendige JETZT, das sich aller Erklärung und Beschreibung entzieht. Hier ist diese mysteriöse, wirkliche Welt, die Worte und Ideen nie festzunageln vermögen." Alan Watts, in:

WEISHEIT DES UNGESICHERTEN LEBENS (1951)

 

01)___1990:
        KÄMPFE KÜNSTLER
02)___1992/93:
        MANIFESTES
03)___25.10.1994:
        1.TRANSTHERAPEUTISCHES MANIFEST
04)___1.-7.12.1994:
        MEIN "SOCIAL BEAST"-MANIFEST
05)___27.+31.3.1995:
        E R S T es   M A N I F es T
06)___3.+4.3.1996:
        Z W E I T es   M A N I F es T
07)___16.6.1996 + 16.4.1997:
        1.OFF-LYRIK-MANIFEST
08)___21.2.1998:
        INSTALLYRIK-MANIFEST-FRAGMENTE
09)___2./3.7.1998:
        MANIFEST GEGEN DEN UNTERGANG DES UNTERGRUNDS
10)___3.4.1999:
        1.DIREKTPOETISCHES MANIFEST
11)___28.-31.8.1999:
        1.ANTITOURISTISCHES MANIFEST
12)___4./5.12.1999:
        T.A.C.H.E.L.E.S.
13)___12.7.2001:
        1.manIFEst dEr quaNTEnlYRik
14)___24.+26.5.2002:
        2.MaNIFeST DeR QUaNTeNLYRIK
15)___25.+26.5.2002:
        3.MANiFeST DeR QUANTeNLYRiK
16)___1989/99 + 14./15.10.2002:
        NEOKONTAKTIVES MANIFEST

17)___12.5.2004:
        ÜBERSPRUNG

        (ZUR RE:POLiTiSiERUNG DES POETRY-SLAMS)

18)___26.+27.4.2005
        KOSMOS & KONSUM
        (Plädoyer für ein neues Schulfach:
        "Allgemeine Sehnsucht" statt Religion)

19)___18.3.2006:

        MANIFeST DeR GeNeRATION GeGeNWART & eWIGKeIT

20)___7.7.2007:

        TiEFENdAdA-BEiCHTE

21)___13.-16.5.2008:

        TRANSHUM(ANiSTiSCH)ES TiEFENPOP-MANiFEST

22)___1.8.2012:

        MANIFEST DER INTEGRALEN KUNST

23)___9.+12.12.2014:
        DYSTOPISCHE DEPRESSION
        (VON DER NUTZLOSIGKEIT DER LITERATUR)

plus Extra-Poemie: "ECHTHE!TS(S)TEMPEL" (30.1.2004)

(BITTE BIS ZUM SEITENENDE RUNTERSCROLLEN)

 

 

"Ich las die Manifeste mit dem Vorsatz, nicht zu glauben, was sie besagten, sondern sie gegen den Strich zu lesen, als besagten sie etwas anderes. Ich wußte, daß man, um sie etwas anderes besagen zu lassen, Absätze überspringen und manche Aussagen höher als andere bewerten mußte. Aber genau das war es, was uns die Diaboliker und ihre Meister lehrten. Wer sich im subtilen Tempo der Enthüllungen bewegen will, darf nicht den sturen, pedantischen Ketten der Logik und ihrem monotonen Eins-nach-dem-andern folgen. Andererseits, wenn man die Manifeste wörtlich nahm, waren sie eine Anhäufung von Absurditäten, Rätseln und Widersprüchen."
Umberto Eco, in: DAS FOUCAULTSCHE PENDEL (1988)

 

 

Tom de Toys, 12.5.2004,
Traktat inspiriert durch A.Ehrenstein, A.Rimbaud und K.Schwitters

ÜBERSPRUNG

(ZUR RE:POLiTiSiERUNG DES POETRY-SLAMS)

 
am anfang war gar nichts kein einziges wort
nur stöhnen und seufzen in einem fort
DIE DÜNNE SONNE DIE BLASSE NULL
bringt immer noch schwung in die alte bude
) von ganz weit links nach ganz rechts außen (
von oben nach unten und wieder zurück
kein kapital für die sprachkommune
was bleibt ist die liebe zur aNNarchie einer Blume
zwischen fundament und firmament
EINE MEDITATION OHNE PRÄSIDENT
die stirn eines dichters leuchtet und brennt
das herz der denker brodelt und lacht
die staatsdiener warten auf richter und henker
der kanzler hat frei die wahl hats gebracht
die show ist vorbei und niemand hat macht
das volk gründet sich nun selbst als behörde
und reicht sich die hand zur letzten beschwerde:
ein slam ist politisch und kein popevent
weder comedyprosa noch konsenslyrik
wer hier kein problem beim namen nennt
( mit freiem vers oder billigreim )
hat die chance verpennt lügen aufzuklären
die devise muß lauten verbrecher zu outen
quer durch die bank bis zur höchsten etage
die gesellschaft ist krank ich red mich in rage
obwohl ich längst weiß daß ein gesprochenes wort
nur als bundestagsrede in zeitungen landet
der kritische geist im sozialamt versandet
der bäcker backt brötchen der metzger hackt fleisch
die ärzte verarzten die offenen wunden
der schriftsteller schreit "Ich Will Keinen Krieg!"
und zählt trotzdem mühsam die leerlaufrunden
was soll er schreiben wenn tote schmetterlinge
wie blütenblätter durch seine löchrige seele rieseln
JA SEINE SEELE IST IHM KEIN RÄTSEL
1. kein dampfboot
2. kein düsenjet
3. kein surrealismus
4. kein sonett
5. auch keine sachlichkeit
nichts kann die realität verändern solange nur das reale gilt

 

 

"Gemeinsam wollen sie eine Utopie entwickeln: Von einer Schule, aus der die Kinder so neugierig hinauskommen wie sie sie betreten haben. (...) Eine Schule, in der Kinder nicht wie leere Töpfe gefüllt werden, sondern denken und Wissen organisieren lernen. Alte Hüte der Reformpädagogik, sind das, handlungs- und produktionsorientierter Unterricht, 'lerne, es selbst zu tun' (Maria Montessori), Laborschule. Um so erstaunlicher, mit solchen schon lange durchdachten Konzepten an den bestehenden Schulverhältnissen zu rütteln, befinden auch die beiden Revoluzzer auf der Bühne. Dass die Schule sich seit seiner eigenen Schulzeit, seit der sich die ganze Welt verändert hat, überhaupt nicht mitverändert habe, hat dem Philosophen Precht den Stachel gesetzt, sich mit den deutsche Bildungssystemen auseinanderzusetzen. (...) Precht will die Schulen öffnen, für pensionierte Koryphäen zum Beispiel. Verwendung sieht er auch im Deutschunterricht: Da will er lieber Gedichte schreiben als zerlegen lassen." Katja Riedel, in:

Eine Schule ohne Gedichte aufsagen - Der Philosoph Richard David Precht und der Publizist Reinhard Kahl fordern ein anderes Bildungssystem - und ein Saal voller Lehrer hört zu (Juli 2012)

 

  Tom de Toys, 26.+27.4.2005

KOSMOS & KONSUM
(Plädoyer für ein neues Schulfach:
"Allgemeine Sehnsucht" statt Religion)

was siehst du wenn du auf die straße schaust
mit welchen menschen würdest du gern tauschen
kennst du jemanden der glücklich ist
und weiß wozu er arbeitet
DIE ZIVILISATION IST SEELISCH BANKROTT
DIESE GESELLSCHAFT HAT KEINE VISIONEN
die kinder lernen sich selbst zu verdummen
und wir rennen nur hektisch hin und her
bis wir alt genug sind um zu verstummen
DIE ZIVILISATION IST SEELISCH BANKROTT
DIESE GESELLSCHAFT HAT KEINE VISIONEN
wir brauchen nachhilfe in sehnsucht
anstatt unseren schrott zu klonen
solange politiker kriege führen
anstatt alle menschen als volk zu versöhnen
solange uns monopole mit mogelpackungen zwingen
die industrielle weltzerstörung mitzuspielen
anstatt alle kranken bedürfnisse zu überwinden
so lange pendelt das raumschiff erde
zwischen den polen scheinheiliger schizophrenie aus
konsum und kosmos
luxus und leere
waffen und wunder
lärm und stille
affen und engel
ekstasen und wunden
aber die wahrheit ist beides und darüber hinaus
könnte die menschheit sich lieben in saus und braus aber
DIESE GESELLSCHAFT HAT KEINE VISIONEN
DIE ZIVILISATION IST SEELISCH BANKROTT
wir warten noch immer auf die erlösung
und ekeln uns vor unserem eigenen trott

 

KEIN MÜLL NIRGENDS (c) De Toys, 20.10.2007 (Görlitzer Park)
KEIN MÜLL NIRGENDS (c) De Toys, 20.10.2007 (Görlitzer Park)

 

Tom de Toys, 30.1.2004, für C.C.Kruse

ECHTHE!TS(S)TEMPEL

ich spare jeden tag eintausend euro
weil ich mir den scheiß
NICHT KAUFE !
den sie mir auf jeder werbefläche zeigen
sondern meine alten schuhe weiter trage
und mein alter rechner weiter läuft
ich spare jeden tag
ein unvorstellbares vermögen
weil ich die bedürfnisse
NICHT KENNE !
um das zeug zu brauchen
sondern lieber in der sonne sitze
und gedichte schreibe
die sich nicht für kriege eignen
die sich nicht vermarkten lassen
die zu laut und deutlich sind
um nur als nettes hintergrundgeplätscher
einer kuckucksindustrie zu dienen
nein ich bin kein diener
irgendeiner schickeria
denn gedichte sind nicht glatt genug
um sich von sprachverwaltern
vergewaltigen zu lassen
glatt ist nur die oberfläche
aber nie der untergrund
wer der platten sprache glaubt
fördert den poetenschwund

 

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Als Gastautor der LDL (Liga der Leeren) mit Essays über spirituelle Demenz und die sog. SPIRI-PSYCHOSE

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Institut für Ganz & GarNix

seit 1998 online und seit 16.2.2011 zu Gast bei: