Tom de Toys, 1.-7.12.1994, für eine anti-ordinäre
A.L.O.
(AußerLiterarische/-Libidöse Opposition)
MEIN "SOCIAL BEAST"-MANIFEST
die symbolsabotierenden mischformen
aus kriminalität und kunst
durch visionäre verweigerung
extase-blockierender normalismen
sobald die identisierung aller
WIDER-SPRÜCHE
jenseits ästhetischer projektionen
dank arationaler anleitungen
zum sozialen boykott geübt wird
die rehabilitation der lyrik
als erkenntnistheoretische geste
intuitiver meßdaten
für plastischen geheimnisverlust
in der gegenwart
gesellschaftskritischer verursachung
transmetaphysischer ereignisse des seins
zivile zwischenräume
AUSRUFEN STATT AUSREDEN
zu dulden wollen wir
die langeweile aller kulturen
verraten unsere sehnsucht
enttarnen das loch
durchqueren die leere
aktivieren die null
wieder öffentlich mit engelsspucke
wärmen die hände
voller lustiger logik
denken dichter
laut und beißen
deinen wahn
mensch
zeig dich
oder stirb
an deinen wunden
wie die erde
nicht an dir
ACID. Neue amerikanische Szene (März Verlag 1969)
Social Beat: SLAM!poetry 1 (Killroy Media 1997)
Kaltland Beat - Neue deutsche Szene (Ithaka Verlag 1999)
Von Acid nach Adlon und zurück (Ventil Verlag 2001)
"Berüchtigt ist beispielsweise die 'rote Bibel' Social Beat SLAM!Poetry 1, in der sich die außerliterarische Opposition gewaltig zu Wort meldet und die – wie die von Boris Kerenski und Sergiu Stefanescu herausgebene Anthologie "Kaltland Beat – Neue deutsche Szene" – in keinem Bücherregal fehlen sollte, das den Anspruch stellt, zeitgenössische deutsche Literatur zu versammeln. Seit Jahren wagt es Schönauer auch in regelmäßigen Abständen, Einzeltitel auf dem literarischen Jahrmarkt der Eitelkeiten anzubieten, was bei der Masse der von Groß- bzw. Mammutverlagen angebotenen Konkurrenzprodukten schon auf so etwas wie Todesmut eines außerirdischen Phantasten schließen läßt (von denen es erfreulicherweise noch eine ganze Reihe mehr gibt!)."
Theo Breuer, in: Deutschsprachige Prosa, Teil 2 (28.2.2005)
Aus Protest gegen einige alkoholisierte und sexuell frustrierte Autoren einer thematisch redundanten Fraktion innerhalb der SB-Szene, die ihre sogenannte "Pimmelprosa" genauso langweilig bieder vortrug wie man es von "normalen" Lesungen jener Dichter gewohnt war, die man als unkritischen Antipop (konformistische Popperliteratur) empfand, organisierte ich zwei Festivals mit dem Schwerpunkt auf den PERFORMANCE-Charakter einiger ausgewählter origineller Offliteraten, um der Öffentlichkeit vorzuführen, daß Stimmgewalt, Sprachakrobatik, Improvisation, Interaktion, Theatralik, Expressivität und Spiritualität auch in der neueren deutschen Lyrikzene der 90er-Jahre (unterstützt durch Veteranen der 70er) keine Fremdwörter waren sondern die BÜHNENTAUGLICHKEIT bei zahlreichen Poeten unter Beweis gestellt werden konnte. Hier lagen anfänglich sogar die tatsächlichen personellen Überschneidungen mit der aufkeimenden Slamszene, die später allerdings eine dunkle Phase billiger Comedyliteratur (statt sogenannter "Clubliteratur") durchlief, bevor sie wieder dank einer noch jüngeren neuen Generation zu politischen und sozial engagierten Inhalten zurückfand...
1995
1.bundesweites Off-Lyrik-Festival im Kölner BelAir mit u.a. stan lafleur, RoN Schmidt, Theo Breuer, Thorsten Nesch und Peter Rech.
1996
2.bundesweites Off-Lyrik-Festival im Kieler SubRosa mit u.a. Hadayatullah Hübsch und Alex Nitsche.
"Einerseits gibt es den Begriff Social Beat, so wie ihn Thomas Nöske und Jörg André Dahlmayer 1991 mit den besten Absichten für die Literatur prägten: Social
Beat sei die ehrliche Literatur der Straße, wo herausgebrüllt wird, worum's geht, und wo man die ganze übelriechende
Konformisierungstünche radikal beim Namen nenne (...) Das Revolutionäre waren v.a. auch die Poetry Slams: jeder kann lesen, und das Publikum darf besoffen dazu grölen und muß nicht höflich
applaudieren. Was in der Musik Oasis versus Blur war, war in der jungen deutschen Literatur Social Beat versus Popliteratur. (...) Der große Sturm ist vorbei, die Wogen haben sich geglättet, und
man hat sich von dem Ding, zu dem der Social Beat mutiert ist, emanzipiert. Thomas Nöske wurde zum Philosophen, Tuberkel Knuppertz heißt wieder Michael, Thomas Schweisthal gibt in der PO EM PRESS
u.a. Jürgen Ploog heraus, Thomas Stemmer veranstaltet in der Nürnberger VHS Kurse über Burroughs, und Tom de Toys ruft (gerade kürzlich bei den LINKEN BUCHTAGEN in Berlin) zur Repolitisierung und Anti-Eventisierung des Slam auf, was schon Hadayatullah Hübsch 2001 gefordert hatte. (...) Die Massenmedien wollen die Leute
dumm haben, aber das hat jetzt seinen Höhepunkt erreicht, da die Leute nicht dumm sind, sondern nur unter Wert als solches verkauft werden und jetzt die 'klugen' Köpfe der hohen Tiere zum
Schwitzen bringen. (...) Wenn Britney Spears 'Kultur' ist, dann sind alle vernünftig denkenden Menschen dieser Welt Subkultur. (...) Ein Abend mit einem guten Buch (von Killroy) ist einem Abend
vor dem in jeder Weise tödlichen TV in jedem Fall vorzuziehen!"
Ní Gudix, in: RETTET KILLROY! (satt.org Juli 2004)