"Ich habe mich immer darüber gewundert, warum die Briten und die Europäer im allgemeinen es so wahnsinnig wichtig nehmen, das Wesen des Göttlichen oder Nichtgöttlichen genau zu definieren. Sie führten Kriege wegen der Streitfrage... Sie schlachteten Frauen und Kinder ab... (...) Ich betrachte meine entfernteren Ahnen, die sich auf solche Streitigkeiten einließen, als völlig verrückt. Sie waren hoffnungslos verwirrt von ihrer Sprache, von der groblinearen Symbolik, mit der sie der Welt einen 'Sinn' geben wollten. (...) Begriffe von Gott, von der höchsten Wirklichkeit oder vom Seinsgrund müssen notgedrungen vage sein, aus dem einfachen Grund, weil wir ebensowenig, wie wir unsere Zähne beißen können, die Energie, die wir selbst SIND, zu einem genau definierten Objekt machen können." Alan Watts, in: ZEIT ZU LEBEN (1972)
Sebastian Nutzlos, 26.1.2014 (10h)
SEINSGRUND & SEINSGRUN-ZEN
es ist so still in der seele seitdem
kein normales gedicht hörbar wird
daß man noch meinen könnte die luft
käme direkt aus dem nichts und das
nichts hätte sich dadurch im körper
verteilt wie das blut das mit
sauerstoff angereichert den geist
belebt aber die wahrheit sieht
wesentlich schrecklicher aus denn
der atem ist nicht nur das loslassen
und festhalten das warten und wollen
das nichts und das alles der atem
ist beides und trägt das geheimnis
auf beiden seiten warum diese welt
eigentlich da ist und gleichzeitig
nicht und warum wir als menschen nur
staunen doch niemals verstehen wofür
dieses ganze als ganzes denn gut
sein soll wenn der sinn hinter dem
sinn und dem unsinn nicht existiert
wenn sich kein gott hinter den
größten gedanken verbirgt der die
mühe rechtfertigt die qualen erklärt
und den atem beruhigt bis die
vorlauten letzten fragen
zerfließen
Bruno Brachland Nr.67, 29.1.2014
REQUIEM AUßER DER REIHE
alle sterben. egal was sie erledigten. vorher wird nachher. frühmorgens wird kalte erinnerung. trauer macht nicht mehr lebendig. die sonne glüht aus. und stürzt in
sich selbst. galaxien zerstäuben. kontinente zerwölben. das schöne legt sich in falten. das kind ist so hilflos wie jeder greis. ein paar jahre vergehen. der abstand zu gräbern wird immer größer.
gedächtnislücken kennen keine grenzen. wir folgen den freunden. wir folgen den feinden. die menschheit schafft bleibende werte. ein jeder besorgt etwas neues. der einzelne atmet das ganze allein.
und geht fort. wenn der höhepunkt kommt. die geschäfte laufen auch ohne uns gut. kulturen wachsen weiter. liebe erblüht. schmerzen gedeihen auf alltagsroutinen. und alles verschwindet nach einem
halben wimpernschlag. was ist der kosmos? wer ist der fragende? warum muß leben ein schreckliches ende nehmen? es wurde geliebt. und vergessen. die schweigsamen atome.