Seit meiner allerersten offiziellen Lesung auf einer Studentenparty des linken AStA im Korridor der Pädagogischen Fakultät der Universität Köln als sogenannter "Freier Prophessor der Alberta-Magna-Uni" während der Studenten-Unruhen* im Winter 1989/90 habe ich meine Gedichte kontinuierlich in unterschiedlichsten Kontexten vorgetragen: von absolut schräg-chaotisch-subversiven halblegalen (sprich: "geduldeten") Locations (als Dichtermonster) über Literatur-Festivals & Kunst-Vernissagen bis hin zu superbieder-intellektualen Seminaren an Universitäten oder anderen allzu konservativen Kultureinrichtungen (dann als Dichterfürst). Aber am meisten möchte ich mich an dieser Stelle bei allen ehemaligen Schülern bedanken, die mich im Unterricht ihrer Realschulen und Oberschulen (Gymnasien) oder in der Aula ihrer Schule ertragen mußten: DAS waren die abenteuerlichsten, spannendsten und lehrreichsten Auftritte für mich, da nicht jeder Schuldirektor so positiv eingestellt war wie in Brasilien, sondern die Schere zwischen fröhlich-begeisterten Schülern und spießigen Direktoren & verunsicherten Lehrern oft auseinander klaffte. Vorallem tendiere ich selber auch heute noch dazu, mich eher ebenfalls wie ein Schüler zu fühlen, der besonders dann spannungsentladende Streiche spielen will, wenn die Erwachsenen über-ernst steif bleiben und eine zwanghafte Atmosphäre erzeugen, die jede Kreativität und jeden freigeistigen Impuls im Keim erstickt, denn KUNST KOMMT VON KIND, soll heißen: vom spontanen verspielten Urvertrauen in das Rumalbern mit der Materie...
* wir gründeten damals zahlreiche "Freie Seminare", in denen irgendwie alternativ geforscht & gelehrt werden sollte, manche mit begeisterten Dozenten zusammen, die unseren selbständigen Ehrgeiz unterstützten, aber manche auch vorsätzlich ohne Dozenten, es sei denn, daß diese bereit waren, ebenfalls in der Rolle als Student ohne Autorität teilzunehmen. Unter dem Titel "Zur nackten Anwesenheit", der später in "Grundlose Inwesenheit" umgewandelt wurde, rief auch ich ein scheinfreies Seminar ins Leben, in dem viel geschwiegen und besinnlich nachgedacht wurde...