"Wem niemals ahnend / Letztes Wissen offenbar / den treibt kein Genius, kein Gott / . . . / doch auch du bist Stufe wie jene großen Geister aus Antike und Neuzeit / und müsstest Stufe um Stufe erklimmen / um aus ihren Asservaten das Dasein zu erfahren; / . . ."
K-H. Vogt, Auszug aus: LETZTES GEDICHT (2012)
Am Abend des 18.6.2013 verstarb unser geschätzter Dichterkollege Hans Vogt im Alter von 93 Jahren. Das G&GN-Institut trauert um den Freund aus der Jülicher Heimat und Senior der Nahbellpreisträger. Sein letztes Gedicht gleicht einem Resumeé seiner Sicht auf die zivilisatorischen Möglichkeiten des Menschen zur Selbsterkenntnis, er feilte daran noch ein Jahr zuvor und trug es uns bei Besuchen mit seiner pathetisch-sachlichen Expressivität Zeile für Zeile auswendig vor. Dabei verströmte seine ruhige Stimme eine bescheidene und dennoch bestimmende kühle Wortmagie. Öffentlich wollte er seine Lyrik nicht selbst vorlesen, hielt seine Stimme für nicht geeignet, doch in jüngeren Jahren kam der engste Freundeskreis in den Genuss von Kurzgeschichten und Auszügen aus seinen Romanen bei regelmäßigen Wohnzimmer-Lesungen. Als er dann im Jahre seines 90sten Geburtstages 2009 den 10.Jubiläums-Nahbellpreis gewann, war er trotz des hohen Alters ein Newcomer in der Lyrikszene, denn seine Gedichte waren bis dato noch nie veröffentlicht worden, obwohl ihm sogar Nobelpreisträger Heinrich Böll in einem persönlichen Brief schon Jahrzehnte früher seine Wertschätzung ausgesprochen hatte. Die einzige öffentliche Performance ausgewählter Gedichte von Karl-Johannes Vogt fand in seiner Anwesenheit zum Auftakt der Poesieschlacht am Weltpoesietag 2010 im Düsseldorfer zakk statt, Sprecher war sein Herausgeber Tom de Toys vom G&GN-Verlag.
Über sich selbst sagt Vogt: "Ich bin am schönsten Ort der Welt geboren, in einem romantischen Dörfchen, fernab der großen Städte. Als ich Jahre später die Vorteile von gepflasterten Straßen, das Angenehme einer Wasserleitung und einer Wasserklo-Spülung erkannte, blieb – trotz des Erstaunens – doch der romantische Nimbus meines Geburtsortes erhalten. Er war durch die Märchen-Erzählungen meiner Mutter und durch die Neugier erweckenden Berichte meines Vaters über das Sonnensystem und das Weltall für alle Zeiten gefestigt. Selbst der viel gepriesene, gewaltige Kölner Dom war in meinem kleinen Schädel zwar bewundernswert, aber im Vergleich zu unserer kleinen Kirche nur ein unübersichtliches Gebäude, denn im Leben dieser Kirche war, selbst wenn sie leer war, noch ein wunderbarer Summton, wie nach dem dröhnenden Te Deum der Orgel. All dies hat mich geprägt, hat Träume ausgelöst und Neugier auf das Leben geweckt."
OFF-izielle G&GN-Pressemeldung am 19.6.2009:
10. NAHBELL-Preis an Karl-Johannes Vogt
G&GN-Institut Berlin-NewCologne / Karl-Johannes Vogt wurde am 29.10.1919 geboren und lebt schon seit langem in Jülich (zwischen Aachen und Köln), wo es inzwischen auch einen "echten" Nobelpreisträger (der Physik) gibt. Heinrich Böll schrieb Vogt einst, daß ihn seine
Gedichte sehr berühren und er weiter dichten solle. Vogt hielt diesen persönlichen Brief sein Leben lang geheim, wie es sich eben für private Post gehört - und wurde bis heute nicht
veröffentlicht... Am 21.6.2009 wird "dem unbekannten Dichter" Karl-Johannes Vogt nun durch das G&GN-Institut der 10. NAHBELL-Preis für dessen "lebenslängliche zeitgeistresistente"
Produktivität zuerkannt. Außerdem erscheinen im Herbst 2009 beim G&GN-Verlag 14 ausgewählte Gedichte aus den Manuskripten "MOMENTE" I+II unter dem Titel "DAS FLUGZEUG ÜBER MIR WECKT KEINE
SEHNSUCHT" in der Edition naHbell als Vogts allererster Lyrik-Einzelband. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab es vor einigen Jahren ein Hörspiel. Ein Roman ist vom Autor auch lieferbar. Wir
gratulieren heute schon zum 90. Geburtstag, denn "Hans" Vogt befindet sich JETZT in seinem neunzigsten Lebensjahr und verstrahlt die Ruhe und Grazie dieser Gegenwartsbewußtheit seiner Dichtung
"wie nebenbei" genau so auch im Gespräch!
INTERVIEW von De Toys mit Jülicher Nachrichten über Vogt
Karl-Johannes Vogt
HOMO MECHANIKUS
Bekenne nie
Dass dich eine Blume entzückt
Ein Bach
Ein Vogel
Ein Mensch oder ein Wort
Die Weisheit des Lebens
Findest du mühelos
In den Graffitis
Der eisernen Pissoirs
In den dunstigen Städten
Und die Faszination des Lebens
Ist nicht im Gedicht
Sondern im mechanischen Prinzip
Und in der Erregung
Die aufwallt
Wenn der Held
Aber auch der Feigling stirbt
Im blutigen Mix
Aus Sex und Crime
Wie damals die Gladiatoren
In den römischen Arenen
© entnommen aus:
"DAS FLUGZEUG ÜBER MIR WECKT KEINE SEHNSUCHT"
(Edition naHbell, G&GN-Verlag 2009)
Peter Rech & Tom de Toys auf der 90. Geburtstagsfeier von Hans Vogt am 31.10.2009 in Inden bei Jülich und De Toys am 8.10.08 bei Vogt zuhause:
2.Gedichtband von Vogt in Vorbereitung:
"MEIN JAHRHUNDERT IN DER ZIVILISATION"
(Edition naHbell, G&GN-Verlag, Herbst 2012)
EXKLUSIVES PREVIEW @ LITERATURAUTOMAT
De Toys READS Vogt: LIVE am 21.3.2010 @ zakk (Düsseldorf-Oberbilk) als Opener des Poetry Slams POESIE-SCHLACHT-PUNKT-ACHT (Moderation: Pamela Granderath & Markim Pause)
Ab dem 18.3.2010 lassen sich 6 wochen lang 4 bisher unveröffentlichte Gedichte als Preview der kommenden zweiten Einzelpublikation im G&GN-Verlag 2012 "MEIN JAHRHUNDERT IN DER ZIVILISATION" in den rheinländischen Literaturautomaten ziehen!
STUDIO-VERSION DES 4-TEILIGEN POEMS "4 OBLIGATE GEDICHTE - DIE ALTEN BETREFFEND" @ G&GN-Institut BERLIN-Neukölln, 27.10.2009 // Der Jülicher 10.Nahbell-Preisträger KARL-JOHANNES VOGT wurde am 29.10.1919 geboren. Die Lokalzeitung berichtete bereits im Spätsommer über den von Heinrich Böll seinerzeit zum "Weitermachen" ermutigten Lyriker & Prosaist (1 Roman erhältlich!). Anläßlich seines 90. Geburtstages produzierte G&GN-Herausgeber Tom de Toys einen Poetryclip mit Vogts 4-teiligem Zyklus "4 OBLIGATE GEDICHTE - DIE ALTEN BETREFFEND" unter Verwendung eines Videos, das er tags zuvor mit seiner Mobiltelefonkamera (Nokia 6300) auf der Lessinghöhe in Berlin-Neukölln gedreht hatte. Darin sind Kastanien, die Hündin Malou sowie eine für Berlin typische rote Parkbank in der Mitte der Wiese zu sehen. Der Zyklus ist der allerersten Lyrik-Einzelpublikation Vogts entnommen, die unter dem Titel "DAS FLUGZEUG ÜBER MIR WECKT KEINE SEHNSUCHT" pünktlich zu seinem Jubiläum in der Edition naHbell des G&GN-Verlags erscheint...
Am 30.6.09 wurde Vogts Gedicht UTOPIE als Lyrikmail #2009 verschickt. Mitte April 2010 folgt exklusiv als Lyrikmail #2191 sein programmatisches Titelgedicht HAB MITLEID zum zweiten Heft der Werkausgabe in der G&GN-Edition "naHbell".