"...Zensor heißt jetzt Le(c)ktor / Le(c)ktor heißt jetzt Produktmanager / Esoterik heißt jetzt Poesie / Poesie heißt jetzt Lyrik / Lyrik heißt jetzt Lüge /
Dichter heißen jetzt Lyriker, / aber nicht Lügner / Poetik heißt jetzt Poetologie / wenn Angelus Novus / mit zerissenen Flügeln / aus dem Koma erwacht / (...) / Zensur heißt jetzt Selbstzensur /
Selektion heißt jetzt Casting / DSDS heißt jetzt Bachmann-Preis / Literaturmafia heißt jetzt Lyrikbetrieb / Lyrikbetrieb heißt jetzt Betriebslyrik / Betriebslyrik heißt jetzt KOOKbooks / oder Lyrik von Jetzt (eins, zwei usw.) / ihre über 100 Exponenten, / all diese
selbstverliebten, / internetsüchtigen Bresemänner / und Teen-Leber-Tran-Tüten, / heißen jetzt
Schlappschwanzlyriker / und sollen endlich arbeiten gehen / man kennt alles, / hat aber kaum etwas selbst erlebt / der Diebstahl geistigen Eigentums / heißt jetzt Intertextualität, Nullerjahre /
oder copy & paste / real-sozialistische Literatur heißt jetzt / sozial-realistische Lyrik oder umgekehrt / (...) / Literatur heißt jetzt behaupten / behaupten heißt jetzt enthaupten /
Will Hunting heißt jetzt Clemens Schittko / Clemens Schittko heißt jetzt Gegen-Lyrik / Gegen-Lyrik heißt jetzt
Anti-Literatur / nicht schreiben ist auch keine Lösung..."
C.Schittko, in: WHO IS WHO / IS WHO OR WHAT
Ein Jahr lang hatte sich Hadayatullah Hübsch bereits auf den 12.Nahbellpreis 2011 vorgefreut, doch es kam anders: Anfang des Jahres seiner Ehrung verstarb er und wurde dadurch zum ersten TOTEN Dichter des alljährlich an "deutschsprachige lebende Dichter" verliehenen alternativen Lyrik-Nobelpreises für die "lebenslängliche Zeitgeistresistenz und Unbestechlichkeit im poetischen Gesamtwerkprozess" laut Urkunde. Eigentlich wollte das G&GN-Institut die Verleihung des symbolisch "weltweit höchstdotierten" Literaturpreises (zehn Millionen Euro, sobald ein geeigneter Sponsor gefunden ist!) nach diesem Szene-Schock einstellen, aber dann geschah ein unerwartetes Wunder: mit CLEMENS SCHITTKO tritt ein Vertreter der jungen Generation auf den Plan, der mit seiner radikal wahrheitsverliebten Wortakrobatik die Hoffnung verbreitet, daß der Literaturbetrieb doch noch mit stilistischen Elementen unterwandert werden kann, dank derer die pervertierten Begriffe "Poplyrik" und "Politlyrik" wieder ihrer ursprünglichen Bedeutung folgen...
BEISPIELGEDICHT ALS G&GN-GASTBEITRAG HIER
Clemens Schittko, geboren 1978 in Berlin/DDR. Ausgebildeter Gebäudereiniger und Verlagskaufmann. Abgebrochenes Studium der Literatur-, Musikwissenschaft und Philosophie. Arbeitete u.a. als Fensterputzer und Lektor. Seit 2002 über 100 Zeitschriften-Veröffentlichungen im Over- und Underground. Lebt derzeit in Berlin(-Friedrichshain).
PUBLIKATE
Einzelveröffentlichung:
"Und ginge es demokratisch zu" (Gedichte; Sukultur, Berlin 2011)
Anthologien/Zeitschriften:
u.a. in "Der deutsche Lyrikkalender" 2010 und 2011 sowie in dem Sammelband zum "lauter niemand preis für politische lyrik" 2009 und 2010
PREISE
Gewinner des 2."lauter-niemand"-Preises 2010 für politische Lyrik
Gewinner des 13."Nahbell"-Lyrikpreises 2012 für Zeitgeistresistenz & Unbestechlichkeit im Gesamtwerkprozess