"Autoren wie Marc Degens, Pamela Granderath, stan lafleur, Thorsten Nesch, Philipp Schiemann oder Tom de Toys haben mit ihren Texten, Kleinstpublikationen und Veranstaltungsreihen der literarischen Szenerie ihren Stempel aufgedrückt." Dr. Enno Stahl, im Ausstellungskatalog zu: "Popliteraturgeschichte(n) 1965-2007. Texte, Schriften, Bilder, LAUT!Dichtung", Düsseldorfer & Kölner Projekt "Pop am Rhein" am Heinrich-Heine-Institut als Überblick über die popliterarische regionale Szene zwischen Over- und Underground.
Das Wörtchen "DIREKT" ist seit einigen Jahren in Mode gekommen, besonders in virtuellen Kontexten wird gerne betont, WIE DIREKT der Kontakt über digitale Techniken sei. Das ist zwar im wortwörtlichen Sinne pervers (nämlich genau verkehrt herum), stört aber weder die Promoter noch die User. Warum? Weil es beruhigend (hypnotisierend!) auf die frustrierte Seele wirkt, sich einzubilden, SUPERDIREKT zu leben, sprich: Lebenssurrogate zu konsumieren, was das Zeug hält! Auch im Zusammhang von Buchhandel & Buchhandlungen wird die beliebte Floskel vom Direkten gerne bemüht, vorallem jenseits des Mainstreams - und ganz besonders gerne ganz weit im Abseits: auf jener Platzposition, die man seit den 60ern (Pop & Beat) und noch bis in die 90er hinein (SocialBeat) als "Undergroundliteratur" bezeichnete... Direktvertriebe von Kleinstauflagen bibliophiler Werke, die in Selbstverlagen erscheinen, sind daher definitiv nichts neues, erfahren aber alle Jubeljahre eine Renaissance, wenn aus jungen Jungautoren anständige Kleinstverleger werden. Der Anstand geht dann manchmal sogar so weit, zu behaupten daß die eigene Randständigkeit ein grandioses neues und vorsätzlich gewolltes Phänomen sei, allerdings meist ohne irgendeine ideologische Begründung, weil es nämlich gar keine gibt außer der Tatsache, daß man nur SEHR WENIGE Publikate SEHR SCHWER verkauft, aber das natürlich mit der ganzen Hingabe eines Literaturliebhabers. Der Uroboros beißt sich immer wieder den nachwachsenden Schwanz ab! Auch das G&GN-INSTITUT vertreibt seine Machwerke auf direkten Wegen, jedenfalls begann alles so und nicht anders am Anfang der goldenen 90ern-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Von Superminiauflagen (1-10 Expl wie z.B. bei der farbigen DinA4-Frühwerkgesamtausgabe "Die Mystische Inflation") bis zu Höchstauflagen (500-1000 Expl wie z.B. bei dem DinA6-Heft "JA") hat der G&GN-Vertrieb alle direktstrategischen Spielchen durchexerziert, die man versuchen konnte, um den "offiziellen" Buchhandel zu umgehen, sozusagen OFF-iziell zu umschiffen... 2007 lagen dann einige verschimmelte, verstaubte, vergammelte, ja sogar verruste Kopien der bedruckten Papierreliquien (aus Privatsammlungen und hauseigenen Restposten) in den Vitrinen des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institutes zur Schau gestellt, als Dr. Enno Stahl die Jahrzehnte "POP AM RHEIN" Revue passieren ließ. Allein von Tom de Toys selber, dem Gründer des G&GN-Institutes, sind insgesamt über hundertfünfzig (150) Gedichtbände in nur 2 Jahrzehnten erschienen, von denen allerdings viele nur in besagten Miniauflagen von durchschnittlich 50 Exemplaren erschienen und eben meist in "direktbefreundeten" Regalen landeten. Sogar als Klolektüre taugten manche Hefte, gelocht und an einer Schnur an die Wand gehängt wie eine Zeitschrift! So mancher Partygast avancierte dadurch ganz nebenbei nachts zum leibhaftigen Lyrikleser, bevor er sich wieder dem Anbaggern und Besaufen auf neuem Niveau widmete :-) ABER WAS IST GEBLIEBEN VON DIESEN VERRÜCKTEN ZEITEN DER PERMANENTEN PRODUKTION? NICHTS ALS VERGILBTES PAPIER UND DEM ABDRIFTEN IN MEHR ODER WENIGER "SOZIALE" NETZWERKE??? NUN, DAS WERDEN ZUKÜNFTIGE GERMANISTEN WAHRSCHEINLICH HERVORRAGEND ANALYSIEREN UND DANN ENTSCHEIDEN, WAS EIGENTLICH WIRKLICH GESCHAH. Wir sind gespannt auf die unglaublichen Ergebnisse und bleiben bis dahin auf Sendung...
Sebastian Nutzlos, den 8. September 2011
"Der Kernpunkt der Erfahrung scheint die innere Gewißheit zu sein, daß das unmittelbare JETZT, wie immer es geartet sein mag, das Ziel und die Erfüllung allen
Lebens ist. (...) Solche Erfahrungen beinhalten dann also, daß unsere normale Sicht und Einschätzung der Welt ein subjektiver, aber kollektiver Alptraum ist. Sie suggerieren, daß unsere
gewöhnliche Realität - wie wir die Welt etwa an einem Montagmorgen erleben - ein Gefüge ist aus verstaatlichter Konditionierung und Repression, ein System selektiver Gleichgültigkeit, durch das
uns gelehrt wird, Aspekte und Verbindungen in der Natur zu verdecken, die nicht mit den Spielregeln des zivilisierten Lebens übereinstimmen."
Alan Watts, in: Dies ist ES - Über Zen und spirituelle Erfahrung (1958)