"Wir sind mittendrin - im Sein, im Mysterium. Spiritualität der Immanenz: Alles ist da,und das nennt man Universum."
André Comte-Sponville, in: WORAN GLAUBT EIN ATHEIST? (2006)
"Es klingt nicht nur wie ein Märchen, es ist direkt die Erfüllung aller - nein, der meisten - Märchenwünsche, was der Mensch durch seine Wissenschaft und Technik
auf dieser Erde hergestellt hat, in der er zuerst als ein schwaches Tierwesen auftrat und in die jedes Individuum seiner Art wiederum als hilfloser Säugling - OH INCH OF NATURE! - eintreten muß.
(...) Der Mensch ist sozusagen eine Art Prothesengott geworden, recht großartig, wenn er alle seine Hilfsorgane anlegt, aber sie sind nicht mit ihm verwachsen und machen ihm gelegentlich noch
viel zu schaffen."
Sigmund Freud, in: DAS UNBEHAGEN IN DER KULTUR (1930)
"Wahrheit steht immer in Relation zu einem eingenommenen Standpunkt. Feuer ist in Relation zu Haut heiß. Die Struktur der Welt erscheint, wie sie in Relation zu
unseren Sinnesorganen und unseren Gehirnen erscheint. Gewisse Abänderungen im menschlichen Organismus könnten ihn deshalb in jene Art Wahrnehmungsempfänger verwandeln, für den die Welt so IST,
wie man sie während dieser Vision sieht."
Alan Watts, in: Dies ist ES - Über Zen und spirituelle Erfahrung (1958)
"Auch heute noch blickt der Realist nur nach außen und ist sich nicht bewußt, ein Spiegel zu sein. Auch heute noch blickt der Idealist nur in den Spiegel und
kehrt der realen Außenwelt den Rücken zu. Die Blickrichtung beider verhindert sie zu sehen, daß der Spiegel eine nicht spiegelnde Rückseite hat, eine Seite, die ihn in eine Reihe mit den realen
Dingen stellt, die er spiegelt: Der physiologische Apparat, dessen Leistung im Erkennen der wirklichen Welt besteht, ist nicht weniger wirklich als sie."
Konrad Lorenz, in: DIE RÜCKSEITE DES SPIEGELS (1973)
"Jeder Mensch steht als autopoietisches System allein auf der Welt. Wir wollen jedoch nicht beklagen, daß wir in einer subjektabhängigen Realität existieren
müssen. Auf diese Weise ist das Leben interessanter, denn die einzige Transzendenz unserer individuellen Einsamkeit, die wir
erfahren können, entsteht durch die konsensuelle Realität, die wir mit anderen schaffen, d.h. durch die Liebe zueinander."
H.R.Maturana, in:
BIOLOGY OF LANGUAGE: THE EPISTEMOLOGY OF REALITY (1978)
"...Wunder gibt es nicht. Was wir Wunder nennen, ist das Ergebnis der Wirksamkeit von Gesetzen, die wir noch nicht
kennen."
Prentice Mulford, in: DER UNENDLICHE GEIST DES GUTEN (1886)
"Auch ist nichts Mystisches oder Übernatürliches in der Natur vorhanden – was nicht bedeutet, daß wir mit unserem Gehirn
alles verstehen können. Es liegt aber soviel Wunderbares – für uns offen oder noch versteckt – in der Natur, daß schon dadurch unsere Ehrfurcht davor geweckt wird."
Christian Holzapfel, in:
EINE KLEINE GESCHICHTE DES ELEKTRONS (2005)
Tom de Toys, 12.10.2011 (SMS 18:31h & 19:06h)
KRITIK DER MATERIALISTISCHEN SPIRITUALITÄT
(PLÄDOYER FÜR ARATIONAL-ATHEISTISCHE ESOTERIKER)
Religiosität & Spiritualität finden sich in manch "wissenschaftlich" getarntem Artikel zwar gern voneinander "modern"
unterschieden, aber bloß um subtil sensationistisch zu verschleiern, daß beide Gebiete sehr ähnlich emotional-materialistisch definiert werden! Die Anhänger beider Tendenzen suchen nach
SINNVOLLEN, EINHEITLICHEN UND HARMONISCHEN Erklärungen + Begründungen für ihre Existenz, an die sie sich klammern können. Beide benötigen einen GRUND für das
Sein, an den sie GLAUBEN wollen, um mit dem Leben "fertig" zu werden. Aber genau dieses psychomaterielle UNVERMÖGEN ZUR GRUNDLOSIGKEIT vernachlässigt eben
das, was den Gegensatz ausmacht: der GLÄUBIGE braucht einen Inhalt, der GRUNDLOSE keinen - sondern nur seine "Grundlose Inwesenheit" ! Die ontisch-esoterische
Inwesenheit statt der okkult-exoterischen Inhalte...
IDEALISTEN glauben letztlich, daß alle meßßbare materie nur schleier, schein, abglanz von etwas höherem/tieferen sei und darum
nicht "absolut" wahr. REALISTEN glauben dagegen, daß nur das grobsinnlich meßßbare "echt" sei. Der neue TRANSREALIST überwindet mit seinem SOJETISMUS (Subjektiv-Objektiv-Jeweils-Jetzt) BEIDE reduktionistischen positionen, weil er alles
erfahrbare als "relativ-objektiv" absolut echt empfindet, aber auch subjektiv nicht-erfahrbare strukturen als real-existentes potenzial der spektralen gesamtwahrheit würdigt. Dadurch kann er die
welt knallhart sachlich interpretieren & bleibt trotzdem undogmatisch offen für verborgene aspekte der
wirklichkeit, die sich
noch offenbaren müssen! Zum beispiel
sieht der mensch infrarot nicht direkt-organisch, aber akzeptiert, daß es diesen wellenbereich "an (und für) sich" gibt. Der idealist würde das als neue paranormale illusion abtun, während der
realist dann zur pathetischen technokratie neigt - und schlimmstenfalls sogar eine elitäre infrarotsekte gründet, um das implantieren von infrarot-neurochips zu verherrlichen und seinen
chipguru anzubeten, der ihm die neueste sektenwerbung DIREKTDIGITAL DRAHTLOS AUF DEN NEURONALEN MONITOR speist!
"Wie es in der Netzhaut Myriaden kleiner Nervenendungen gibt, so sind wir die Nervenenden des Universums. (...) Die Struktur Ihres Nervensystems ist
ausschlaggebend dafür, welche Welt Sie sehen. Mit anderen Worten: In einer Welt ohne Augen wäre die Sonne kein Licht. In
einer Welt ohne taktile Nervenenden wäre das Feuer nicht heiß. In einer Welt ohne Muskeln wären Felsen nicht schwer, und in einer Welt ohne weiche Haut wären Steine nicht hart. Sie sehen:
Alles ist beziehungsweise."
Alan Watts 1973, entnommen aus der Nachschrift seines letzten Seminars SPIELEN UND ÜBERLEBEN, veröffentlicht in: LEBEN IST JETZT (THE WAY OF LIBERATION),
Hrsg. von Mark Watts 1983
"Der Kernpunkt der Erfahrung scheint die innere Gewißheit zu sein, daß das unmittelbare JETZT, wie immer es geartet sein mag, das Ziel und die Erfüllung allen
Lebens ist. (...) Der eine mag sagen, daß er das Geheimnis des Lebens gelüftet hat, das aber irgendwie nicht in Worte fassen kann. Ein anderer wird sagen, daß es niemals ein Geheimnis gab und
folglich auch keine Antwort, denn alles, was die Erfahrung für ihn aufhellte, war die Irrelevanz und Künstlichkeit aller unserer Fragen. (...) Der eine wird das Gefühl erlangen,
daß sein Ego oder sein Selbst sich so weit ausdehnt, daß es das ganze Universum umfaßt, ein anderer wird meinen, er habe sich selbst gänzlich verloren und daß das, was er sein
Ego nannte, niemals etwas anderes war als eine Abstraktion. (...) Im Wesen des Künstlers gibt es so etwas wie Philosophie, die Liebe des Wissens. Eine solche Philosophie wird keine
Praktiken predigen oder vertreten, die auf Verbesserung zielen. So wie ich es verstehe, besteht die Arbeit des Philosophen als Künstler darin, den ewigen und ziellosen
Hintergrund des menschlichen Lebens zu offenbaren und zu preisen. (...) Die Sprache, die eine solche Erfahrung in Worte faßt, ist mehr so etwas wie ein Ausruf.
Oder besser noch, es ist eher Sprache der Dichtkunst als die der Logik, obwohl nicht Dichtkunst im verarmten Sinn des logischen Positivisten, im Sinn dekorativen und schönen Nonsens. Denn eine
Art Sprache gibt es, die möglicherweise etwas mitteilen kann, ohne tatsächlich in der Lage zu sein, es zu sagen. (...) Wahrheit steht immer in Relation zu einem eingenommenen Standpunkt.
Feuer ist in Relation zu Haut heiß. Die Struktur der Welt erscheint, wie sie in Relation zu unseren Sinnesorganen und unseren Gehirnen erscheint. Gewisse Abänderungen im menschlichen Organismus
könnten ihn deshalb in jene Art Wahrnehmungsempfänger verwandeln, für den die Welt so IST, wie man sie während dieser Vision sieht."
Alan Watts, in: Dies ist ES - Über Zen und spirituelle Erfahrung (1958)