Ur-Lochgebet: VOM SELBST ZUM SEIN - oder: von der Entropie zur Poetropie

Das Ur-Lochgebet "VOM SELBST ZUM SEIN" mit den mystischen Zeilen "(...) lande ich wieder auf derselben seite / weil es keine andere gibt / nur leuchtet mir das ganze jetzt / als unendlich große antwort (...)" schrieb De Toys bereits 1990 im Café des Kölner Ludwig Museums unter dem Arbeitstitel "Schwanengesang". Dieser Tag ist doppelt legendär, denn hier sah er zum ersten Male seine spätere Muse "UTE UFERLOS", der sein gleichnamiger 101-teiliger Zyklus von 1993 gewidmet ist.

"Ich wollte es benennen

mit einem Sonnennamen,

einem Wort ohne Kehrseite."

Octavio Paz, in: VON DER KLADDE ZUR KLARHEIT (1974)

 

"Auf diese Weise ins Bewußtsein, ins elektrische innere Leuchten der Nerven umgewandelt, scheint die Welt irgendwie keine Substanz zu haben. (...) Das Feste ist eine Erfindung des Nervensystems, und ich frage mich, ob die Nerven sich selbst auch als fest empfinden? (...) Das Flüssige und das Feste, das Zusammenhängende und das Unterbrochene, das Klebrige und das Stachelige sind offenbar Transformationen voneinander oder verschiedene Stufen der Vergrößerung von derselben Sache. Das Thema wiederholt sich in hunderten von verschiedenen Variationen - die untrennbare Polarität der Gegensätze oder die Gesamtheit und Gegenseitigkeit aller Inhalte des Bewußtseins."
Alan Watts, in: KOSMOLOGIE DER FREUDE (1962)

 

"Tatsächlich wird keine Therapie uns je aus der Zelle holen, in der wir zu sitzen glauben. (...) Die Auffassung, dass ich irgendwie eine Person bin, der etwas fehlt, die aber zum Ausgleich dieses Mangels etwas tun kann (...), ist so viel ansprechender. (...) du hast diese ganze Sucherei so satt, dir ist klar geworden, dass alle Techniken und alles, was du dir da erarbeitest, nur vorübergehende Linderung bringt. (...) In der Freiheit ändert sich nichts. Es wird nur gesehen, dass niemand da ist, der etwas tut."
Richard Sylvester, in: ERLEUCHTET - UND WAS JETZT? (2006)

 

 

Tom Toys, 8.10.1990

VOM SELBST ZUM SEIN
[TRANSRELIGIÖSES URGEBET FÜR DAS 23.JHD.]

wenn ich von weit draußen heimkehre
erfolglos bei der sucht nach Sinn
und durch DAS WINDLOCH
IN DER MITTE EINES SPIEGELS springe
wo wirklich alles klitzeklein verendet
lande ich wieder auf derselben seite
weil es keine andere gibt
nur leuchtet mir das ganze jetzt
als unendlich große antwort
und ich steh frei
mit allen anderen verbunden
mittendrin und tanze lachend
durch die zeit
bis unsere Bewegung vollends
zur ewigkeit verschmilzt

 

LIMITIERTE AUFLAGE: DinA6-Heft, getackert (vergriffen)
LIMITIERTE AUFLAGE: DinA6-Heft, getackert (vergriffen)

 

"Die Erfindung von irgendwelchen himmlischen Paradiesen wäre halb so schlimm, bezahlte man dafür nicht einen hohen Preis: das Vergessen der Wirklichkeit, und damit die schuldhafte Vernachlässigung der einzigen realen Welt. (...) Eine gut geleitete Innenschau führt zum Rückzug der Träume und Wahnvorstellungen, von denen sich die Götter ernähren. (...) Noch nie sind so viele Falschmeldungen als erwiesene Wahrheiten gefeiert worden. (...) Denn Gott ist weder tot noch im Begriff zu sterben - auch wenn Nietzsche und Heine dies glauben. Und zwar einfach deshalb, weil er nicht sterblich ist. Eine Fiktion stirbt nicht, eine Illusion vergeht nie und ein Kindermärchen läßt sich auch nie wiederlegen. (...) Ein toter Gott würde eine Gewöhnung an das Nichts voraussetzen. Von einem solchen ontologischen Fortschritt sind wir jedoch Lichtjahre entfernt..."
Michel Onfray, in: WIR BRAUCHEN KEINEN GOTT (2005)

 

 

"Wenn gesehen wird, dass nichts irgendeine Bedeutung hat, kann damit ein gewaltiges Aufatmen verbunden sein. Alles Verkrampfte in deinem scheinbaren Leben kann abfallen. (...) Gedanken erzeugen den Anschein, es gebe so etwas wie eine Person mit einem denkenden Geist. Für den Sucher in seinem Ich-Bewusstsein werden sich viele dieser Gedanken um die Frage drehen, wie herauszufinden ist, wer >ich< wirklich bin. Aber die vermeintliche Person, die solche Gedanken zu denken scheint, existiert nicht, und das Denken kann seine eigene Natur nicht selbst ergründen. Schon weil das Denken keine Natur hat, die zu ergründen wäre. (...) Neurotische Regungen wie Schuldgefühle, Verlegenheit, Angst oder Reizbarkeit zeigen in der Freiheit abnehmende Tendenz oder verschwinden ganz, weil das, was sie trägt - der Glaube an eine Person, an Sinn und Bedeutung, an die Möglichkeit persönlichen Erfolgs oder Misserfolgs -, nicht mehr da ist. (...) Der spirituelle Mensch, vollkommen unerschütterlich in seinem ruhigen Gleichmut, frei von Vorlieben und Abneigungen, alles in tiefer Gelassenheit begrüßend, ist eine reine Kopfgeburt wie so vieles andere, ein spirituelles Märchen, erfunden aus dem Bedürfnis, Erleuchtung als etwas ganz Besonderes und ganz anderes zu sehen - weit weg von allem, was ich heute bin. (...) Das Gefühl der Trennung, das immer die Suche antreibt, die Suche nach etwas, was den Trennungsschmerz lindert, war zu Ende. Es wurde gesehen und es wird seither gesehen, dass Dies alles ist. Das hier ist es. Niemand muss irgendwohin gehen, nichts muss gesucht werden, Dies ist alles, und alles ist darin vollkommen und ganz."
Richard Sylvester, in: ERLEUCHTET - UND WAS JETZT? (2006)

 

 

 

"Therapie und Meditation sind wunderbar und werden deine Gefängniszelle vermutlich komfortabler machen. Aber sie holen dich nicht aus dem Gefängnis heraus, denn DU BIST das Gefängnis. Die Person kann unmöglich aus dem Gefängnis herauskommen, eben weil das Gefängnis aus diesem Gefühl besteht, dass da eine gesonderte Person existiert. (...) In der Freiheit wird gesehen, dass niemand da ist, der denkt. Wie sollte dann jemand da sein, der das Denken anhalten kann? Gedanken sind kein Hindernis, sie decken die Stille nicht zu. Es herrscht immer nur Stille, aus der alles hervortritt, auch das Denken. Der Gedanke, dass es eine Person gibt, die durch entschlossenes Wollen ihr Denken anhalten kann, setzt einen nur unter Spannung und Druck und erzeugt geistige Verstopfung. (...) Wenn diese Person nicht mehr da ist, zeigen neurotische Gefühle und Verhaltensweisen eine rückläufige Tendenz, während sich natürliche Gefühle weiterhin einstellen. Vielleicht sogar stärker, weil jetzt keine Person mehr da ist, die sie nicht fühlen will und daher unterdrückt. (...) Man könnte sagen, du bist sehr viel weniger, als du zu sein glaubst, aber auch sehr viel mehr. Du bist weniger als eine Person, aber eben auch viel mehr als eine Person, nämlich Bewusstheit an sich."
Richard Sylvester, in: ERLEUCHTET - UND WAS JETZT? (2006)

 

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