Am 22. April 2010 verschickte Lyrikmail um 5:44 Uhr morgens früh als Nummer 2191 das Gedicht "HAB MITLEID" von Karl-Johannes Vogt als dessen zweiten Beitrag. Das Gedicht entstand Anfang der 80er-Jahre in seiner intensivsten Schaffensphase, aus der auch zahlreiche Gedichte stammen, die im Herbst 2012 als Vogts zweite Einzelpublikation im Düsseldorfer G&GN-Verlag unter dem Titel "MEIN JAHRHUNDERT IN DER ZIVILISATION" erscheinen, nachdem bereits seit 2009 sein Lyrikdebut "DAS FLUGZEUG ÜBER MIR WECKT KEINE SEHNSUCHT" in der G&GN-Edition naHbell erhältlich ist.
Lyrikmail #2191 (22.4.2010)
Karl-Johannes Vogt (*1919)
HAB MITLEID
Hab Mitleid mit der Magnolie
Die der Sturm beutelt
Hab Mitleid mit der Tanne
Die unter der Schneelast ächzt
Hab Mitleid mit dem Kind
Das im Kaufhaus stiehlt
Hab Mitleid mit dem Politiker
Der scheinheilig bekennt
Mea culpa Mea maxima culpa
Hab Mitleid mit dem Piloten
Der Hiroshima bombte
Der Vietnam zerbombte
Hab Mitleid mit dem Staatsmann
Der sich und seine Taten preist
Denn ihm gehört das Wollwollen
Der Herde
Hab Mitleid mit dem Bombenleger
Der sein Gewissen atomisiert
Hab auch Mitleid mit dir selbst
Denn du bist Magnolie und Tanne
In einer Person
VON DER BARBAREI
ZUR ZIVILISATION
BEDARF ES EINES JAHRHUNDERTS
VON DER ZIVILISATION ZUR BARBAREI
JEDOCH NUR EINES TAGES
(c) Entnommen aus: "MEIN JAHRHUNDERT IN DER ZIVILISATION"
(Edition naHbell, G&GN 2012)