Poemie: URSCHALL

 

"Der Kernpunkt der Erfahrung scheint die innere Gewißheit zu sein, daß das unmittelbare JETZT, wie immer es geartet sein mag, das Ziel und die Erfüllung allen Lebens ist. (...) Die Sprache, die eine solche Erfahrung in Worte faßt, ist mehr so etwas wie ein Ausruf. Oder besser noch, es ist eher Sprache der Dichtkunst als die der Logik, obwohl nicht Dichtkunst im verarmten Sinn des logischen Positivisten, im Sinn dekorativen und schönen Nonsens. Denn eine Art Sprache gibt es, die möglicherweise etwas mitteilen kann, ohne tatsächlich in der Lage zu sein, es zu sagen."

Alan Watts, in: Dies ist ES - Über Zen und spirituelle Erfahrung (1958)

 

"Wie kann man ein Leben lang nach der GELEGENHEIT suchen, ohne zu merken, daß der entscheidende Augenblick, derjenige, der Geburt und Tod rechtfertigt, schon vorbei ist? Er kommt nicht wieder, aber er ist dagewesen, unaustilgbar, rund und voll, glänzend und generös wie jede Offenbarung. (...) Jacopo Belbo hatte nicht begriffen, daß er seinen Moment gehabt hatte und daß ihm dieser Moment für das ganze Leben hätte genügen müssen. Er hatte es nicht erkannt oder nicht anerkannt, denn er hatte sein ganzes restliches Leben damit verbracht, nach etwas anderem zu suchen, bis er sich selbst verdammte."
Umberto Eco, in: DAS FOUCAULTSCHE PENDEL (1988)

 

"Mit dem Ende des dritten Reiches wurden seine Voraussetzungen keineswegs abgeschafft. Noch immer wird statt menschlicher Substanz das äußere Erscheinungsbild gefördert, wird Anpassung statt innerer Unabhängigkeit belohnt. Heute geben sich diese Voraussetzungen mehr denn je den Schein von 'Humanität' und 'Menschenfreundlichkeit'. Das Schreckliche versteckt sich immer öfter hinter lächelnden Mienen und kommt als Freundlichkeit scheinbar rücksichtsvollen Verhaltens daher. Daher ist es schwieriger geworden, die tatsächliche Krankheit unserer Zeit zu erkennen."

Arno Gruen, in: DER WAHNSINN DER NORMALITÄT (1987)

 

"Heute aber ist es generell, abendländisch gesehen, nicht mehr damit getan, beispielsweise mittels der Poesie die Gegenwart aus dem Alltag herauszuheben und mittels ihres mystischen Elementes die Überwindung der unpoetischen Zeit zu verwirklichen. Der heutige Weg führt dank des bewußt realisierten Einbruches des Zugleich nicht in die Ichlosigkeit zurück, sondern über die Ichhaftigkeit hinaus in die Freiheit des Ich, in das Befreitsein vom Ich und der Egozentrik: in die Ichfreiheit. Es handelt sich nicht mehr um mystische Überwältigung oder Versenkung [die traditionelle Art des Samadhi], sondern um die nüchterne Teilhabe am Ursprung, die sich nicht im heiligen Rausch, sondern in der Überklarheit der Transparenz ereignet, wenn in urplötzlicher Erleuchtung [Satori] das an sich Unsichtbare, alles durchstrahlend, wahrnehmbar wird."
Jean Gebser, in: DER UNSICHTBARE URSPRUNG (1970)

 

 

Tom de Toys, 1.4.1997

URSCHALL

plötzlich bricht
die gnadenlose gegenwart
unendlich zwischen uns
herein als leerer spalt im
wirklichkeitsgefüge öffnet
sich erschütternd schnell
die lüge aller trägen
träume durch das echte
dasein in der mitte
aller zeiten aller räume
mark und bein und
duldet keine widerrede
liebe war dagegen
bloß ein nettes wort
hier riecht es immerfort
ein bißchen
nach verbrannten
seelen leben
hart und hell

 

EISKLAVIER (c) De Toys, 8.2.2012 @ Parlamentsufer (Düsseldorf-Medienhafen)
EISKLAVIER (c) De Toys, 8.2.2012 @ Parlamentsufer (Düsseldorf-Medienhafen)
(NAT)URBALLETT Nr.3 von 7 (c) De Toys, 1.7.2012 @ Itter (Düsseldorf)
(NAT)URBALLETT Nr.3 von 7 (c) De Toys, 1.7.2012 @ Itter (Düsseldorf)
URSPRUNG & GEGENWART (c) De Toys, 8.6.2012 @ Fleher Brücke (Uedesheimer Rheinbogen, Neuss: gegenüber von Volmerswerth, Düsseldorf)
URSPRUNG & GEGENWART (c) De Toys, 8.6.2012 @ Fleher Brücke (Uedesheimer Rheinbogen, Neuss: gegenüber von Volmerswerth, Düsseldorf)
URTEMPEL (c) De Toys, 9.11.2011 @ Parlamentsufer (Düsseldorf-Oberkassel)
URTEMPEL (c) De Toys, 9.11.2011 @ Parlamentsufer (Düsseldorf-Oberkassel)
FLEHENDES LAUB (c) De Toys, 24.3.2012 @ Volmerswerther Ufer
FLEHENDES LAUB (c) De Toys, 24.3.2012 @ Volmerswerther Ufer

 

"Ich konnte keinen substantiellen Ausgangspunkt finden, von dem aus ich etwas hätte unternehmen können: mein Wille glich einer Laune, und meine Vergangenheit, als eine kausal konditionierte Kraft, hatte sich in dünne Luft aufgelöst. Es gab nichts als die gegenwärtige Anordnung der Ereignisse, die sich abspulten. Eine Zeitlang fühlte ich mich in einer unendlichen Leere verloren, verängstigt, durch und durch verunsichert. Jedoch gewöhnte ich mich allmählich an dieses Gefühl, so sonderbar es auch war."

Alan Watts, in: DIE NEUE ALCHEMIE (1958)

 

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