EQ-Methodologischer 2.BRIEF "ZWISCHENSILBENLOSIGKEITEN" (23.7.2001)

WEIßES-h2(L)oCH (c) De Toys, 9.5.2008
WEIßES-h2(L)oCH (c) De Toys, 9.5.2008

"...elemente die der sprache ihren drive geben (...) ein erweiterter / modernisierter ansatz der lautdichtung. schwebezustand zwischen sinnbehaftet, einfach vorhanden sinnlos. (...) dir ist da etwas auf/eingefallen, was enorm wichtig ist. (...) dieser quantenbegriff gefaellt mir so gut, weil er aktuell ist, von der dichtung viel zu wenig beachtet griffig noch dazu fuer etwas schwer sagbares."
stan lafleur, 24.07.2001 in: Email an De Toys

 

Tom de Toys, 23.7.2001, Antwort-Email an stan lafleur

ZWISCHENSILBENLOSIGKEITEN


stan, nur kurz, bin momentan nicht oft zuhause, sprich: am rechner, solange Doris (meine ex-managerin) hier auf besuch wohnt und mir die bude zu unruhig zum arbeiten ist. aber: das für heute: DANKE FÜR DEINE BEIDEN BRIEFE, besonders die wunderbare wortschöpfung "Innensilben" !!!!!! auch Nebensilben (oder dann erstrecht: Hauptsilben!!! so wie die rein abstrakte malerei von ihren vertretern selbst lieber als konkrete -absolute- bezeichnet wurde, weil alles gegenständliche getilgt sein müsse, um etwas rein "erhabenes" -materie-an-sich- zu empfinden, ohne konditionierten projektionen anheimzufallen, die es verunreinen täten) wäre ja richtig, für mich als liebhaber "übermenschlicher" potenziale natürlich auch Übersilben... andererseits gehts mir ja genau um jene nahtstellen zwischen den silben, die der wahrnehmung normalerweise entgleiten, weil auge & ohr drüberweggleiten, um zur bildhaften vorstellung des vertrauten wortes im sprachfluß zu finden und damit im matrixgitter verhaftet zu bleiben. deshalb scheint mir der ausdruck ZWISCHENSILBEN noch am geeignetsten, um das "silbenlose" (den nicht mit bedeutung gefüllten zwischenraum!!!) anzudeuten, der ähnlich der quanten vorhanden ist aber nicht exakt definierbar, weil ein wort oft in vielen verschiedenen versionen quantisch teilbar ist und es mir bisher spaß machte, ganz nach meinem persönlichen geschmack rumzuquanteln. mein quanten-cut-up ist in gewisser weise also recht hedonistisch (nämlich bezüglich der praktischen technik), obwohl die philosophie des lochismus dahintersteckt und davor warnt, die zwischensilben als botschaft zu ernst zu nehmen. vielleicht enträtseln sie ein paar weitere bewußtseinsgeheimnisse, von denen wir bisher noch garnichts wußten, vielleicht bleiben sie auch bloße spielerei oder meditatives hobby. ich weiß außerdem, daß die quanten wie so häufig in der physik nur hypothetisch existieren (noch niemand hat ein echtes quant "mit bloßem auge", also mit dem betreffenden experimentellen instrumentarium, wirklich gesehen, aber die formeln flutschten bisher gut genug damit!) und die HIGGS schon auf vormarschposition stehen oder flimmern oder wabern oder was auch immer! im cern-zentrum (bei Zürich) ringbeschleunigen sie ja bald bereits auf noch größerer rennpiste, um dadurch dieses neue vermeintliche urteilchen nachzuweisen... naja, dieses schildkröten-auf-schildkröten-syndrom beim rumforschen nach wahrheit hat schon was aberwitziges, da bin ich ehrlich froh, daß die quanten in der sprache tatsächlich laut und deutlich aussprechbar bleiben und sowohl ort als auch geschwindigkeit gleichzeitig für die wahrnehmung des betrachters auftauchen. zu deinem filmgedichtbrief: die ausführliche wiederholung deiner kritik an meinen sachen / meinem stil tut auch ihre wirkung, zumal ich selber Erich Fried als zu platt und zu eindimensional "direkt" ablehne (politisch-humanistisch) - das "direkte" moment so wie ich es meine, resultiert aus DIREKTEM ECHTEN EIGENEN EKSTATISCH-ERFÜLLTEN LEBEN IN BEGEGNUNG MIT UND ZWISCHEN ALLEN ERREICHBAREN WELTEN AUF MEHREREN EBENEN ZUGLEICH (ich nenne das "integral-impressionistisch" oder "kontaktiv") und nicht auf trockenen reflexionen/konstruktionen (eines in sich abgekapselten abwesenden geistes), die zu sogenannter gedankenlyrik führen. dementsprechend stimmt es mich sehr nachdenklich, daß du gerade mich mit Fried vergleichst, obwohl es mich irgendwie fast tröstet, in die ecke der "volksdichtung" getrieben zu werden. lustig ist dabei, daß HEL ausgerechnet deine sachen mir gegenüber einmal als volkstümlich bezeichnet hat, obwohl er wie wir alle weiß, daß wir alle sowieso kaum "lesbar" sind (sondern mehr oder weniger kryptisch, hermetisch oder paranormal), weil wir eben dichter sind und keine fußball-redakteure. vielleicht für ein zukünftiges volk. vielleicht für die außerirdischen. vielleicht sprechen diese aber auch durch uns. und der eine weiß es, der andere nicht. is dir aufgefallen, daß ich bei meinen texten großen wert darauf verschwende, daß ein richtiger saftiger rytmus entsteht, der das ganze sprachgebilde "melodisch" antreibt und möglichst bis zum ende aufpeitscht, so daß man danach einen ähnlichen spirituellen übersättigungseffekt haben kann wie beim meeresrauschen, das sofort hörbar wird, wenn die musik schlagartig ausgeht. gerade weil ich gerne freireime, habe ich den rytmus für mich als technik entdeckt, um alles miteinander zu verknüpfen. oder wirkt das für dich von außen betrachtet auch nicht wirklich vollendet sondern bloß "auf einem guten weg" ??? das täte mich sehr interessieren, denn meine sachen sind mir inzwischen sooo selbstverständlich, daß ich vielleicht auf einem auge betriebsblind geworden bin ???????? (ich wills nicht hoffen) - so, das war dann für heute doch noch mehr als ich eigentlich zeit hatte. schönen tag dir erstmal noch und aufs näxte! der Tom

ÄPFEL ROLLEN (c) De Toys, 12.10.2008 @ Korbach
ÄPFEL ROLLEN (c) De Toys, 12.10.2008 @ Korbach

 

 

"Ich glaube, dass den existierenden, kolossalen Widrigkeiten zum Trotz die unerschrockene, unbeirrbare, heftige intellektuelle Entschlossenheit, als Bürger die wirkliche Wahrheit unseres Lebens und unserer Gesellschaften zu bestimmen, eine ausschlaggebende Verpflichtung darstellt, die uns allen zufällt. Sie ist in der Tat zwingend notwendig. Wenn sich diese Entschlossenheit nicht in unserer politischen Vision verkörpert, bleiben wir bar jeder Hoffnung, das wiederherzustellen, was wir schon fast verloren haben – die Würde des Menschen."
Harold Pinter, in: KUNST, WAHRHEIT & POLITIK" (Nobelrede 2005)

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