P.S. Postscriptum - oder:

Persönlicher Sachverhalt

WORK IN PROGRESS 17.5.-29.8.2010 (FOTO: De Toys, 23.5.2010)
WORK IN PROGRESS 17.5.-29.8.2010 (FOTO: De Toys, 23.5.2010)

 

Eigentlich war es angedacht, diesen Vortrag im Rahmen meiner Ausbildung zum Kunsttherapeut an der Akademie campus Naturalis im Nikolaiviertel in einer 10-minütigen Ultrakurzversion (siehe Handout-PDF) erst am Mittwoch (dem Tag des Götterboten Hermes), dem 12. Mai (dem Geburtstag von Joseph Beuys) morgens früh um 9 Uhr zum Auftakt einer ganzen Serie von Vorträgen über die einzelnen Planetengötter zu halten. Glücklicherweise fuhr ich schon in der Mittagspause des Vortages mit meinem süßen kleinen USB-Stick in einen Copyshop, um die Handouts auszudrucken, denn es war die letzte Gelegenheit, da der Kurs am Abend zu spät enden würde. Als ich dann also den Seminarraum am Dienstag, den 11.5.2010 mitsamt der 20 Kopien nach der Mittagspause um kurz nach 14 Uhr betrat, hatte die Dozentin bereits kundgetan, daß es sage und schreibe VIERZIG (40) MINUTEN gedauert hatte, um mein PDF (ja, dieses hier bis Seite 28) mithilfe ihres alten Modems* am Vorabend aus der Emailbox herunter zu laden, wie ich erst später von den Mitstudenten erfuhr. Kaum daß ich auf einem der pseudo-ganzheitlich-harten Holzstühle saß, forderte sie mich plötzlich auf, mit meinem Referat zu beginnen! Ihre Befürchtung, daß ich mich nicht beim Live-Act auf Gaia & Uranos konZENtrieren würde, sondern womöglich den gesamten Essay vortragen wollte, führte allerdings dazu, daß sie mich gleich von Anfang an immer wieder und wieder unterbrach, sobald ich bloß einen anderen Götternamen erwähnte (denen ja die nachfolgenden Vorträge galten), was mich derart verunsicherte, daß ich kein einziges Zitat vortrug geschweige denn den Anfang meiner zeitgemäßen Nacherzählung des Schöpfungsaktes, sondern lediglich wie ein auTOMat auf Fragen re:agierte und dabei nur drei Stadien meiner eigenen Zeichnungen ("wie die Welt zur Welt kommt") nebenbei an die Tafel schmierte. Abgesehen von der kreativen Leere-Meditation (zum Auftakt, der ja ursprünglich als didaktische Hilfe zum morgendlichen Wachwerden aus dem kollektiv-neuronalen Chaos geplant war!!!) blieb mir einzig und allein vergönnt, ein bißchen von meiner wochenlang angestauten Begeisterung für die mythologische UNENDLICHKEIT DES URHIMMELS & DER URERDE als Metapher für astrophysikalische Vorgänge zu vermitteln: Gaia als grenzenlose Urmaterie kurz nach dem Urknall und Uranos als das leere Universum als solches, das die Materie beherbergt... Wer meinen idealistischen Perfektionismus kennt, ahnt vielleicht, wie frustriert ich nach diesem Seminarblock war! Aber die Götter meinten es gut mit mir und beschenkten mich schon am selben Abend mit einem bunt bebilderten Buch (zum Billigpreis!) über DIE GRIECHEN, als ich noch völlig weggebeamt über die Friedrichstraße schlenderte, um mich von dem Schock zu erholen. Darin fand ich gleich auf der allerersten Seite die Antwort auf meine letzte ungeklärte Frage, die mich trotz der gründlichen Beschäftigung mit dem Thema nicht losgelassen hatte: WELCHEN ZWECK verfolgten die antiken Märchenerzähler mit ihren Göttergeschichten überhaupt?????????? Jetzt weiß ich es: Einerseits das ekstatische Entertainment der königlich-dekadenten Zuhörerschaft, die sich als stolze Nachfahren ihrer Götter selbst feierten - und andererseits die Parteinahme für bestimmte politische Konstellationen, die symbolisch in das Spektakel verpackt wurden! Wow, das hat mich ziemlich geflasht und entschädigt! Aber das Beste kommt noch: In der darauffolgenden ersten postantiken Nacht erschienen mir Hesiod & Homer persönlich im Traum und verrieten mir, mit welchen Göttern sie sich selbst identifizierten: Hesiod als Hermes (den Götterboten) und Homer als Apollon (den Guru der Musen), beide in zahlreiche Liebesabenteuer verwickelt!!! Ich erwachte vom Anblick der Stimmen ihrer steinernen Köpfe, die wie ein riesiges Hologramm über meinem Bett schwebten und wusste sofort: das war eine waschechte VISION, wie man sie heutzutage nur noch aus ebensolchen Göttersagen kennt! Ich war total beschwipst von dem Glücksgefühl, das mich durchströmte, und bekam sofort die Idee, ein Diagramm mit dem gesamten Stammbaum zu malen, um die wichtigsten 70 Namen (vom Chaos bis zum Olymp) so darzustellen, daß möglichst alle Verbindungslinien sauber verlaufen, ohne sich falsch zu kreuzen. Ich befand mich also noch immer im Bann der Antike. Die Bewältigung dieser Aufgabe stellte sich allerdings zunächst als fast unmöglich heraus, aber nach mehreren Tagen und zahllosen Vorzeichnungen mit Dionysos an meiner Seite (Rotwein) am Tresen meiner Stammkneipe (Freies Neukölln) im Reuterkiez hatte ich endlich eine fast perfekte Lösung gefunden und rannte mit der völlig chaotisch wirkenden Kugelschreiber-Krickelei aufgeregt in mein Atelier, um ein altes Bettlaken als Leinwand zu spannen! Im Laufe der Arbeit an diesem bunten Bild stieß ich instinktiv (oder sagen wir lieber neuromagnetisch: was C.G. Jung als Synchronizitäten akausaler Zusammenhänge bezeichnet) auf weitere Bücher, die mich bestärkten und belohnten und sogar einen völlig unerwarteten direkten Zusammenhang zu meinem nächsten Thema herstellen: der 50-jährigen Geschichte der kalifornisch-esoterischen HUMAN POTENTIAL BEWEGUNG, die sich als Transpersonale Psychologie allmählich weltweit etabliert und 1962 im Esalen Institut in Big Sur begann. Meine Güte, ich bin voll drauf! Kann jemand da draußen meine Besessenheit nachvollziehen? Ich fühle mich reichlich beschenkt mit einer insgeheim heilsamen Beschäftigungstherapie, die als FUTTER FÜR MEINE UNTERFORDERTE SEELE funktioniert. Es fühlt sich an wie eine Berufung, eine innere Pflicht, der ich folgen muß, um meinen Beitrag zur allgemeinen geistigen Gesundheit wie ein Puzzleteil im kulturellen Mosaik zu leisten. Viele Freunde bestätigen mir außerdem, daß sie sich nie mit den alten Mythen beschäftigt haben, es aber immer wollten und meine Arbeit nun zum Anlass nehmen, es endlich auch zu tun! Und es macht ja fürchterlich Spaß, es ist spannend wie ein Kinofilm! Und gibt einem das Gefühl, sich die eigenen abendländischen Wurzeln bewusst zurück zu erobern, den europäischen Geist sozusagen aus der Unterwelt (Gaias Tartaros) zu befreien. Hoffentlich überträgt sich meine private Freude auf den Leser...


gez. Tom de Toys Berlin-Neukölln, den 22.5.2010


* Diese digitalen Dinosaurier sind mir übrigens selbst noch vom Herbst 2004 vertraut, als ich in qualvollen Nachtschichten den Grundstock für meine Präsenz als Mitglied des Künstlernetzes Neukölln auf das Portal hochlud, wo der vorliegende Vortrag ab 1.6.2010 als Erstveröffentlichung bis zur Selbstlöschung meiner Mitgliedschaft zu lesen war. Damals (2004) handelte es sich nur um minikleine Handyfotos in extrem verpixelter Auflösung mit maximal 10 KB (zehn Kilobites statt hundert oder den heute üblichen Megabites für das Familienalbum, aber ich gewann immerhin einen Nokia-Wettbewerb damit!), und allein das Anlegen der Objekte im Stammbaum des Content Management Systems von Punapau (Danke, Mario, für diesen Porsche, den ich wie einen Ferrari fuhr - oder besser gesagt: wie ein Raumschiff!!!), in die man danach erst das eigentliche Foto einfügt, dauerte schon derart lange, daß ich jedes Mal nach dem entscheidenden Klick zur Datenübertragung (eins null eins null eins eins null null eins) in die Küche gehen konnte, um neuen Kaffee zu kochen. Irgendwann im Winter war dann schließlich mein erster Ordner in der Sparte Literatur mit einigen Gedichten fertig installiert...

© by wikipedia
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"Hesiod, der diese Sage überliefert, war ein Abkömmling der Bewohner Kadmeias; diese kamen wahrscheinlich nach dem Zusammenbruch des hethitischen Reiches aus Kleinasien und brachten die Geschichte der Entmannung des Uranos mit. Es ist jedoch bekannt, daß diese Sage nicht hethitischen Ursprunges ist, da eine frühere, churritische (horitische) Fassung entdeckt wurde. Hesiods Fassung bezieht sich wahrscheinlich auf ein Bündnis der verschiedenen prähellenischen Siedler Südund Mittelgriechenlands, die Anhänger des Titanenkults waren, gegen die frühen hellenischen Eindringe aus dem Norden. Ihr Kampf war erfolgreich, doch beanspruchten sie die Oberherrschaft über die nördlichen Ureinwohner, die durch sie befreit worden waren. (...) Die späten Griechen lasen 'Kronos' als Chronos, den 'Vater Zeit' mit seiner unbarmherzigen Sichel. Er wird wie Apollon, Asklepios, Saturn und der frühe britische Gott Bran mit einer Krähe abgebildet; Kronos bedeutet wahrscheinlich 'Krähe', wie das lateinische cornix und das griechische corone. Die Krähe war ein Vogel des Orakels, von dem man glaubte, daß er die Seele des geopferten Heiligen Königs in sich aufnahm. (...) Hephaistos ist häßlich und übellaunig, aber er hat starke Arme und Schultern, und seine Arbeit ist unübertrefflich. Einst fertigte er mechanische Frauen aus Gold, ihm in seiner Schmiede zu helfen, die schwierigsten Arbeiten auszuführen. Sie können sogar sprechen. (...) Die Göttin der Morgenröte war eine hellenische Erfindung; von den Mythographen wurde Eos nur widerwillig als eine Titanin der zweiten Generation anerkannt. Ihr zweispänniger Wagen und ihre Ankündigung der Sonne sind eher Allegorien als Mythen. Sie entwickelte sich aus der blutfingrigen indischen Muttergöttin Uschas (Uschas wird zu Eos). Eos' fortwährende Liebesaffären mit jungen Sterblichen sind ebenfalls Allegorien: Die Morgendämmerung läßt die nächtlichen Leidenschaften der Liebenden wieder aufflammen. Die Allegorie ihrer Ehe mit Astraios besagt, daß die Sterne mit der Morgendämmerung im Osten verschmelzen und Astraios, der Morgenwind, sich erhebt, als wäre er deren Emanation. Eos wird - der Wind galt ja als Befruchter- durch Astraios die Mutter des Morgensterns, der allein am Himmel steht. (Astraios war ein anderer Name für Kephalos, von dem es gleichfalls heißt, daß er mit Eos den Morgenstern zeugte)."
Robert von Ranke-Graves:

"Griechische Mythologie. Quellen und Deutung" (1955)

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