Gustav Glanz, 20.8.1999

für Orélie Octobre & Hadayatullah Hübsch

ÜBERZU(KU)NFT
(HOMMAGE AN DIE MUSEN)

wenn ich schon
berühmt wär
hätt ich nen chauffeur
und mindestens nen filmer
um der nachwelt
festzuhalten wo ich
wann warum wozu
flanierte und mein werk
zusammenbraute doch
DAS DAUERT NOCH
NE GANZE WEILE
bis die richtigen bemerken
daß die jahre schnell
fast heimlich meine jugend
raubten nur das hinter-
ließen was bestaunt wird
(seh mich schon
als opa rumgereicht
beklatscht und tief
BETRAUERT) DANN DAS DENKMAL
neue institute und archive
strömungen
die sich aufs werk berufen
andre die den mensch verdammen
und in hundert jahren
die großartige erkenntnis
wie sehr ich
den sogenannten
zivilisationsprozess beeinflußt
hätte ich doch
eigentlich mehr anerkennung geld
gerechtigkeit und unterstützung
von den damaligen zeitgenossen
verdient hätte und
der schock daß
sich die zeiten
scheinbar ändern aber
GANZ GENAU GENOMMEN
nie egal ob klassik
ob moderne oder
klassische postpostmoderne
es bleibt immer
für die unbestechlichen
ein hartes
brot mit selbst-
gemachten tränen
aufgequollen
WIE DER WAHN
des einsamen genies
- der tattergreis der
alte sack der
weiberheld der der ! -
ja was denn ???
ohne jene wenigen
(ohjemineh)
göttinnen gäb es
garnix ganz und
garnix
nicht ein einziger
verfluchter
visionärer
buchstabe könnt heut
in flammen aufgehn
um das lügenland
zu bombadieren und
Die Leere
zu beleuchten
...