Nr.2, 5.10.01: ÜBER-B-WERTUNG (PRÄDIKAT: "SLAMTAUGLICH")
Ärwin Ängstirn Nr.1, 4.8.2001
(Auszug aus G&GN-Forschungsdruck Nr.03)
Ä H M
die idee wäre ein buchprojekt, was absolut keine idee hat, sondern die einzige idee des buchprojekts besteht darin, daß man ein buch in drei tagen zu füllen hat,
beziehungsweise in drei tagen fertig sein muß, aber dafür auch die drei tage mehr oder weniger durchschreibt, und natürlich ist das ganze insofern eine gemeine sache, als man dabei, weil die
ganze ausgangsposition ja von der anderen seite quasi herkommt, also nicht von der seite, daß man irgendwann einmal eine vernünftige sache gefüllt haben muß, sondern umgekehrt, daß man einfach
irgend etwas füllt und das ganze dann herausbringt ohne irgendwelche filter, wobei man da natürlich dann schon wieder überlegen muß, die frage ist, ob man das also schafft, das ganze mit
reflexivem gelaber zu füllen, weil es ja sozusagen wurscht ist, was in dem buch überhaupt drinsteht, weil, wie gesagt, die idee sowieso mit, unabhängig vom inhalt realisiert wird, wenn man es
dann einfach technisch schafft, und es also eigentlich letztlich völlig wurscht ist, was in dem buch drinsteht, was allgemein gesehen, am, äh, literaturmarkt gesehen, ja eben nicht die
schlechteste entstehungsidee für ein buch ist, die meisten ideen sind ja wesentlich läppischer noch, warum bücher de facto herauskommen, von daher sollte man also diese rein abstrakte,
selbstgesetzte idee, daß also es dieses buch geben muß, was die einzige bedingung erfüllen muß, daß es schnell fertig sein muß, und wo quasi dieser vektor eben maximiert ist, oder hundertprozent
gemacht ist, und auch das ist ja das, was eigentlich in allen anderen büchern auch ein strukturmoment ist, äh, daß es eben irgendwann fertig sein muß, daß es nicht ideal wird, und, äh, hier ist
eben in dieser formel, was man bis zu einem gewissen zeitpunkt schafft, mal das, was man mit dem buch will, eben vollkommen aufgelöst hin zu diesem ding, was man eben bis zu dieser gewissen zeit
schafft, und es ist jetzt natürlich das problem an dem projekt, daß man in dem buch später nicht mehr erkennen kann, ob es real durchgeführt wurde oder ob geflunkert wurde, das ist ja der scheiß
an dem buch, daß, an der buchform, man müßte also eigentlich quasi das setting so machen, daß man sich irgendwo hinsetzt unter kontrolle, unter aufsicht und eben danach unmittelbar, wenn die zeit
abgelaufen ist, das ganze zum druck bringt, die andere sache ist natürlich, daß es dafür auch völlig wurscht sein sollte, ähm, ja, welches bewußtsein jetzt den inhalt von diesem buch, äh,
produziert, obwohl es schon etwas intentionales sein sollte, was eben irgendjemand in der zeit denkt oder produziert oder sich ausdenkt, also nicht einfach irgendetwas, was reincollagiert ist
oder aus dem riesigen meer von dem, was herumspringt, äh, dann da irgendwie hineingetütet wird, das wäre ein bißchen schwach, auch wäre es schwach, das ganze einfach auf band aufzunehmen und dann
abzutippen, was natürlich auch nicht kontrollierbar ist, obwohl man, äh, das natürlich den vorteil hätte, daß man vielleicht einen etwas besseren fluß hätte, und, äh, nicht soviel, äh, also eine
andere geschwindigkeit, die vielleicht auch mehr der geschwindigkeit dessen, was man dann vielleicht nachher lesen will, äh, entspricht, aber ob das nachher jemand lesen will, ist eben überhaupt
nicht der clou, ähm, m, psychoanalytisch interessant ist eben vielleicht noch, wieviel man intern eben wirklich bei dieser aktion über sich selbst zwangsweise verrät, selbst wenn man, ähm,
absichtlich nichts oder wahrscheinlich gerade dadurch, daß man absichtlich nichts inhaltliches oder irgendwie, ähm, intimes in anführungsstrichen oder nominell intimes da hineinschreibt, sondern
eben, ja, die verfahrens, äh, die verfahrens, ähm, äh, -angaben oder die verfahrensbedingungen die ganze zeit reflektiert, was ja sozusagen eine alte, ähm, künstlerkrankheit ist, entscheidend ist natürlich hauptsächlich auch, daß der strom nicht abbricht und daß eben, äh, die andere bedingung sollte eben vielleicht sein,
daß es doch in einer am, in einem einzigen strom sich das ganze ergibt, daß man also nicht aus zeitgleich intendierte oder assoziierte sachen, ähm, eben in das buch hineinbringt, wenn jemand
anderer etwas dann schreibt oder den faden übernimmt, was durchaus sein kann, es soll ja wie gesagt nicht an eine person gebunden sein, dann sollte das dann für den anderen vielleicht eine
schlafpause oder sonst irgendetwas, ähm, bedeuten, es sollte jedenfalls nicht so sein, daß, äh, dann also, das wär ja dann eigentlich der gleiche fehler wie bei der collage, daß man eben schon
fremdintendiertes, in anderes intendiertes, wo schon zeit eingegangen ist, die das ganze organisiert, in das buch hineinläßt, sondern d, das, was vielleicht, äh, ziel sein sollte, wäre wirklich,
daß die eben nicht komprimierte zeit, die zeit des überlegens, die zeit des blöd herumwurstelns, des sichwiederholens, ähm, die zeit, wo eigentlich nichts produktives entsteht, wo man eben nur
über entstehungsbedingungen oder entstehungschwierigkeiten und den ganzen scheiß herumphantasiert, daß man das relativ ungefiltert, äh, eben hinein, hineinlaufen läßt, und daß das dann niemanden
intersssiert, ist eben auch, klar, und auch ganz richtig so, von daher auch völlig, äh, bizarr die vorstellung, daß jemand dann diesen scheiß irgendwie von vorne bis hinten durchlesen sollte,
aber eben das ist auch überhaupt nicht das, woraufs ankommt oder was die, was, das ist eigentlich nicht der sinn des projektes, irgendetwas zu produzieren, was jemand dann von vorne bis hinten
durchlesen kann, und das sollte auch wirklich in der konsequenz realisiert werden, daß es dann eben nicht doch heimlich etwas ist, was die ganze zeit so tut, als wäre es etwas, was nicht von
vorne bis hinten durchgelesen werden soll, was aber dann in wirklichkeit doch natürlich etwas ist, was von vorne bis hinten durchgelesen und dann geliebt werden will, es wär also ganz wichtig,
wahrscheinlich zur abschreckung oder zur, ja, zur, äh, wäre es doch auf eine art automatisches, ähm, und auch die ganzen wiederholungen und dummheiten, vielleicht nicht unbedingt die tippfehler,
aber doch die ganzen, äh, sinnlosigkeiten und das festhängen, daß sich keine neuen gedanken ergeben, daß es eigentlich überhaupt keine, ähm, pff, entwicklung gibt, also alles was zeigt, wie, ähm,
und das wäre aber dann eben auch schon wieder falsch, wenn es zeigen würde oder wenn es sozusagen ein symbol dafür wäre, wie, ähm, wie hydriert und verwässert das normale denken ist und wie
selten es dann irgendwann mal dann doch zwischendurch so kleine klümpchen von guten gedanken gibt, sondern das wäre also auch falsch oder schon tausendmal gemacht, das ist nicht das, worum es bei
dem buch eben geht, sondern es ginge eben wirklich darum, ein buch gemacht zu haben, daß, äh, eben einfach wirklich in drei tagen fertig war und was einen dann, wenn es dann wirklich fertig wäre,
ja dann doch, weil eben ja letztlich die art, wie das, wie bücher gefüllt werden, ja dann doch sich, äh, aus der entfernung sehr stark angleicht, und doch eben ein ganzes vollwertiges buch
einfach füllen würde, woran man normalerweise jahrelang, äh, herumdoktert, äh, und eben dieses herumdoktern, ähm, äh, würde, ist ja vielleicht sogar gerade das, ähm, was dann eben die zeit dann
noch mehr, ähm, streckt, weil, und das ist der einzige vorteil, den dieses verfahren hier hat, weil man hier eben wirklich quasi zeitgleich mit seinem schreiberlebnis ist und seiner schreib, äh,
-wahrnehmung, man nimmt auch nichts wahr, weil man, wenn man eben tippt, natürlich kaum vernünftig informationen zu sich nehmen kann, es sei denn die musik, die man nebenbei hört, äh, aber man
kann also zum beispiel kaum oder nur so überfliegend eine zeitung lesen, oder man kann auch sehr schwer, obwohl es geht schon, wie ich merke, aber man kann sehr schwer, äh, ein gespräch führen,
äh, ohne daß der strom verebbt, was er ja nicht soll, sondern, äh, das wäre ja ganz, äh, falsch, äh (...)