"Ganz allmählich lernte ich zu sehen, daß du Hilfe zu nehmen, aber sie nicht zu verteidigen vermagst. Ich verteidigte sie und kämpfte hart für dich an deiner
Stelle. Dann kamen deine Führer und zerschlugen mein Werk. Du bliebst stumm und folgtest ihnen."
Wilhelm Reich, in: REDE AN DEN KLEINEN MANN (1946)
Tom de Toys, 1.2.2010
DIE GROßE BEGEISTERUNG - EINFÜHRUNG IN DEN NETTISMUS
(DAS ÜBERAUS NETTGEMEINTE ÜBERNETTE DESINTERESSE)
wirklich schade, wenn nettgemeintes immer nur solange nett ist, wie man sich beim vermeintlich netten für sein
nettsein ganz fürchterlich nett bedankt. will oder kann man die nettigkeiten aus einem persönlichen seelisch-existenziellen grund nicht annehmen, ist der nette plötzlich ziemlich unnett ignorant
anstatt DAS NETTE im neuen licht zu sehen - obwohl man sich die mühe gemacht hatte, die ablehnung in ein überaus höfliches gewand mit vielerlei aufwendigem zierat zu schmücken, damit es ebenso
nett ausschaut wie das nettgemeinte... daran ist sehr nett zu erkennen, daß nettigkeiten gern von netten leuten erfunden werden, um SICH SELBST nett zu finden, während der benettete nie
nettigkeiten ablehnen darf, ohne gefahr zu laufen, daß der nettende darüber beleidigt werde. ein nettes kleines beispiel möge das hier kurz veranschaulichen: ich
persönlich zum beispiel lehne das spiel mit den feiertagen dogmatisch ab und verrate meinen geburtstag gemäß des gregorianischen kalenderwahnsystems daher
nur mit dem zusatz, mir bloß nicht zu gratulieren, NIEMALS, und diesen zusatz doch bitteschön direkt gekoppelt an den geburtstagseintrag in das benutzte datenspeichersystem mit einzuspeisen,
damit die allseits um sich greifende tendenz zu vergessen nicht nach jahren zu mißverständnissen führe. nettmeinende leute fragen daraufhin noch nicht einmal spontan nach, warum überhaupt,
sondern gehen gleich zur nächsten nettigkeit über; denn NEUGIER IST NICHT SACHE DER NETTEN. halbnette trauen sich wenigstens kurz pro forma nachzufragen, obwohl es ihr eigenes
nettes weltbild radikal durcheinander bringen könnte. aber die einzigen, die tatsächlich neugierig in den tieferen abgrund des zu nettenden schauen wollen, sind die richtig unnetten, nämlich
jene, die mit wachem, offenem herzlichen blick ihre neugier verstrahlen und liebevoll zurückfragen: ABER UM HIMMELS WILLEN WARUM DENN??? denen, und keinen anderen, erzähle ich gerne meine
ziemlich nettlose geschichte, denn ich finde es SEHR NETT, wenn sich jemand nicht nur für seine eigenen nettigkeiten interessiert sondern einen blick in den seelenschlund eines anderen wagt. aus
solchen anti-nettistischen begegnungen wachsen dann manchmal sogar richtig erstaunliche freundschaften, die sogar von lebenslänglicher dauer sein können, was allerdings kein muß ist, denn das
wäre wirklich schon zu nett! ich hoffe nun, hiermit alle netten leute ein für alle male endgültig vergrault zu haben und freue mich mit wachsender begeisterung
darüber, daß es doch ziemlich viele gegner des nettismus gibt, die eine art geheime seelenfamilie bilden. allzu nette leute fallen aus unseren kostenlosen clubs schon gleich an der tür
wieder rücklings von alleine raus, wenn ihnen die überklare leichte luft entgegen schwebt - sie gehen lieber gebückt in engen räumen durch dicke laute luft und schreien sich die sagenhaftesten
nettigkeiten um die ohren. schon beim bloßen gedanken an solche netten abende schießt ein tinnitöser stich
durch meinen kopf und erinnert mich autOMatisch daran, was meiner seele gut tut und was nicht. definitief. noch fragen? ich
stehe der presse gerne zur verfügung.
"1582 ist unser Kalender um 10 Tage gegenüber dem alten Julianischen korrigiert worden. (...) Damals hätte man nicht nur 10, sondern 12, besser noch 13 Tage überspringen müssen. Und trotzdem stimmten Kalender und astronomische Situation zueinander. (...) Eine Korrektur, die um zwei bis drei Tage danebenlag, wäre von höchster Brisanz. Denn jeder Korrekturtag steht für rund 133 Kalenderjahre, denn so lange dauert es, bis der Julianische Kalender wegen seiner unvollkommenen Schaltregel einen Tag hinter dem astronomischen Jahreslauf zurückbleibt. (...) Wenn zwischen Caesar und Gregor XIII., zwischen 45 v.Chr. und 1582 n.Chr., der Julianische Kalender nicht um ~12,7 Tage, sondern nur um 10 Tage zurückgeblieben war, dann müßten die fast 1627 Jahre um 2,7 mal 128 = ~345 Jahre gekürzt werden. (...) In der europäischen Geschichte bilden 7., 8. und 9. Jahrhundert einen künstlichen Zeitraum. Er enthält keine reale Geschichte, so daß er ersatzlos zu streichen ist und die Zeiten davor und danach direkt oder mit nur geringem Abstand aneinanderzufügen sind. Das fragliche Intervall ließe sich nach meinem derzeitigen Wissensstand exakt eingrenzen: Die fiktive, erfundene Zeit reicht von September 614 bis August 911." Heribert Illig: 'DAS ERFUNDENE MITTELALTER
– Die größte Zeitfälschung der Geschichte' (1996)