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OFFOFFOFFSZENE? SUBKULTUR IST IMMER WOANDERS - Ein Subkulturministerium für die kreative Basis wäre erforderlich...

"Bleibt man also einem elitären Staatskunstbegriff verhaftet, der Gelder aristokratisch von oben nach unten an repräsentativ auserwählte Stars und Sternchen verteilt, oder will man die Kunst "flächendeckend" subventionieren, wie es die Kulturpartei vor einigen Jahren forderte, indem man die Künstler von unten abholt und ihre Lebenssituation nachhaltig verbessert? Das wäre die Vision eines Subkulturministeriums. In jeder Stadt müßte es eine Filiale als Anlaufstelle für Kulturschaffende geben, um Honorare und Organisationskosten für solche Projekte zu übernehmen, die bislang mangels Bekanntheitsgrad in den Offoffoff-Bereich fallen, also fast schon ins ungewollt rein private Vergnügen und damit formalrechtlich ins Hobbymäßige."

Zum Autor: Der Lyriker Tom de Toys (geb.1968 in Jülich) war 2006 Spitzenkandidat der Berliner Kulturpartei zur Senatswahl und betreute von 2005-2009 das Portal "KÜNSTLERNETZ NEUKÖLLN" redaktionell, das nun aber schon lange nicht mehr gepflegt wird. 2012 zog er nach Düsseldorf "Eller Süd" und wurde Mitglied der Partei Die Linke, weil ihm der Abschnitt zur Kulturpolitik im Parteiprogramm gut gefiel. Er verließ die Partei wieder nach nur einem Jahr, weil seine Anfragen zur Gründung einer Arbeitsgruppe Kultur ins Leere liefen (der zuständige "Genosse" im Kulturausschuss war zu beschäftigt - mit Kultur?). 2013 war er geschockt darüber, daß zwei der beliebtesten Showrooms der Offszene (damen+herren und 4wändemarie) ihn als Literaturperformer "buchen" wollten, ohne aber Honorare zu zahlen. Das alles stimmte ihn nachdenklich. So entstand die Vision des Subkulturministeriums. De Toys ist auf den Portalen "DÜSSELDORFER KÜNSTLER" und "LITERATURSTADT DÜSSELDORF"  vertreten. Seine Publikationen im Buchhandel finden sich hier: NEUROGERMANISTIK.de Seine Fotoausstellung "BROKEN BIKES" im Düsseldorfer Bau- und Liegenschaftsbetrieb läuft noch bis zum 9. Juni.

 "Kunststadt Düsseldorf – damit sind meist die großen Museen gemeint. Doch abseits der Kunstachse in der Altstadt mit den etablierten Häusern gibt es sehr viel mehr zu entdecken. Zahlreiche Produzentengalerien, Off-Räume und Projektgruppen zeugen von einer Vielfalt der Kunstszene, die den meisten Düsseldorfern unbekannt ist. Off-Szene, so nennt sich der Bereich der Kunstwelt, der (noch) nicht in die Kunstvereine, Galerien und Museen Einzug gehalten hat. Dort präsentieren meist junge Künstler, die nur selten feste Galerien haben, ihre Arbeiten der interessierten Öffentlichkeit. (...) Das Festival bietet einen umfassenden und abwechslungsreichen Überblick über die Vielfalt und Größe der Off-Szene in Düsseldorf."

Selbstdarstellung des »vierwände kunst«-Festivals, 2007

 

"Düsseldorf. Die Off-Szene der bildenden Künstler war bislang nur Eingeweihten bekannt, spielt sie sich doch in Hinterhöfen, Glashäusern, ehemaligen Toilettenanlagen, und neuerdings in einer Tribüne des Hofgartens, im Parkhaus und in alternativen Pinten ab. Keine der 23 jungen Gruppen ist irgendwo angebunden, sondern arbeitet normalerweise über Flüsterpropaganda."  Helga Meister, 4.9.2007 in Westdeutscher Zeitung:

Die Off-Szene lädt zum ersten Kunst-Festival

 

"Denn subvision ist keine Ausstellung, subvision ist ein Festival mit Kunst, Lesungen, Konzerten und Künstlern, die im weitesten Sinne Kriterien erfüllen, die das Wort "off" umschreiben. Die Kunst hier will dem etablierten Kunstbetrieb sesshafte oder nomadische Alternativen aufzeigen. Artist-run-spaces, zu Deutsch Ausstellungsräume, die von Künstlern für Künstler betrieben werden, bevölkern den Großteil der Containerstadt."

Wolf Jahn, 25.8.2009 in Hamburger Abendblatt:

Kunst, Pop, Literatur - die Off-Szene im Containerpark

 

"Die Nacht der Museen bietet auch den Off-Räumen die Chance, sich einem breiteren Publikum vorzustellen. Dies sollten sie auch in einem, der Idee der Off-Räume angemessenen Rahmen tun können. Schließlich ist gerade die kulturelle Vielfältigkeit der Stadt Düsseldorf ihre Stärke."

Clara Deilmann, Marit von Ahlefeld, Toni Mörger, 24.2.2011 in:

 

"So ein Raum ist wichtig für diese Stadt, in der gerade entschieden wird, ob Kreative nur hier sind, um dabei zu sein, um ein Lebensgefühl zu teilen, um in noch günstigen Ladenateliers an irgendetwas herumzukünstlern, die restliche Zeit in der Nacht zu verbringen, und irgendwann zu gehen, dahin, wo man mit Ideen Geld verdienen kann. Oder ob von dem Kreativen etwas bleibt." Anne Lena Mösken, 10.7.2013 in Berliner Zeitung:

Berliner Off-Szene. Das ist jetzt unser Leben, es muss funktionieren

 

"Rund 4000 Besucher haben sich in den letzten drei Wochen in den ehemaligen Toom Baumarkt auf der Oberbilker Allee aufgemacht. Dort ballen sich seit Ende Mai 25 Initiativen und Projekträume der Düsseldorfer Off- Szene. (...) Wo früher Tapeten, Farben und Werkzeuge gekauft wurden, eröffnet sich dem Besucher die breite Vielfalt der Düsseldorfer Kunstszene, die sich jenseits von Museen und etablierten Ausstellungshäusern entwickelt hat." Quadriennale Redaktion, 11.6.2014 in:

Ausstellungsprojekt zur OFF-Szene verlängert!

 

"In Düsseldorf lebende bildende Künstlerinnen und Künstler werden auf den Internetseiten der Landeshauptstadt Düsseldorf kostenlos mit der Abbildung einer Arbeit, einer Biographie und den gewünschten Kontaktdaten präsentiert. Die Datenbank kann nach Künstlerinnen und Künstlern durchsucht werden oder nach Orten, an denen sie arbeiten oder ausstellen (Ateliers). Die Rubrik bietet ein Interessenforum sowie die Plattform für Ausstellungsorte an denen Künstler, vor allem der jungen Szene, ihre Projekte präsentieren. Diese Off-Szene ist geprägt durch junge, experimentelle Kunst und befindet sich immer im Wandel."

Kulturamt, in: Künstlerleben in Düsseldorf


 

OFFOFFOFFSZENE? SUBKULTUR IST IMMER WOANDERS!
Ein Subkulturministerium für die kreative Basis
Von Tom de Toys, 21.5.2015


Politiker fragen sich eigentlich immer, wie sie verlorene Wählerstimmen zurückgewinnen können. Eine Lebensaufgabe aller Parteien besteht darin, ihre Wähler nicht zu enttäuschen und neue zu aquirieren. Bei diesem Geschäft spielt seit einigen Jahren der Schlachtruf "für mehr Kreativität" eine große Rolle. Vorallem in Berlin redet man gerne von der neuen Kreativwirtschaft und rühmt sich für den hohen Anteil an Kulturschaffenden, der die Stadt zu einer weltweit beliebten Kunstmetropole macht. Auch Düsseldorf hat eine kreative Szene, die weit über die Kunstakademie und das Schauspielhaus hinausreicht: Es gibt eine Offszene aus kleinen Galerien und Kulturvereinen mit sogenannten "subkulturellen" Veranstaltungen, es gibt viele Künstlerateliers, die im Rahmen der jährlichen "Kunstpunkte" (2015 zum 19.Mal) besichtigt werden können. Gerne spricht man ganz allgemein von einer "freien Szene" und meint damit nicht nur alle offiziellen Events sondern auch ganz besonders die Dunkelziffer der Kreativen, die irgendwo irgendwie Kunst produzieren und Projekte selbst organisieren, die oftmals nicht von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden, geschweige denn durch Fördergelder subventioniert sind. In diesem Punkt ähneln sich Düsseldorf und Berlin: die Gerüchteküche um die kreative Dunkelziffer ist wesentlich größer als die realen Beweise. Man meint zwar in manchen Stadtteilen wie Flingern und Neukölln, ein gewisses kreatives Knistern in der Luft zu spüren, aber man kann die Beweise nicht unbedingt sehen und vorallem nicht tagtäglich greifen. Hat man das Glück, einer leicht schrägen Veranstaltung beizuwohnen, weil man zufällig ein skurriles Miniplakat an einem Stromkasten kleben sah, oder weil ein Freundesfreund die Einladung über ein soziales Netzwerk erhielt, wird gerne atmosphärisch hochgerechnet und behauptet, dieser einzelne Event beweise die Existenz einer ganzen Szene in diesem Kiez oder gar in der ganzen Stadt. Meist handelt es sich dabei um kleine Konzerte experimenteller Musik oder Songwriter und Literaturperformances "unabhängiger" Magazine. Allerdings treten die Aktivisten nur punktuell glamourös in Erscheinung, während ihr stinknormaler Lebensalltag mit all den Sorgen ums finanzielle Überleben im Verborgenen bleibt. Was die "Kunstpunkte" für Düsseldorf sind, ist in Berlin das Kunstfestival "48 Stunden Neukölln" (2015 zum 17.Mal). Ohne diese beiden Events wüßte die Öffentlichkeit noch viel weniger, daß es überhaupt LEBENDE, ARBEITENDE Künstler jenseits der Museen gibt. Aber es geht eigentlich gar nicht darum, eine angebliche Szene nur einmal pro Jahr "in Szene" zu setzen und ihre Existenz dadurch zu beweisen, daß man sie als Event erst erfindet. Es geht vielmehr um die essenziellere, soziologische Frage: gibt es überhaupt eine echte Szene (oder ist das lediglich eine begriffliche Abstraktion, um sich über "die" Subkultur zu unterhalten?) und wie lässt sie sich in den gesellschaftlichen Alltag integrieren, anstatt nur als jährliches Spektakel in Erscheinung zu treten. Daraus resultiert die Frage an die Politik: ist eine echte gesellschaftliche Integration der Kulturschaffenden in den normalen Alltag überhaupt erwünscht, oder möchte man Kunst nur vereinzelt und temporär fördern? Bleibt man also einem elitären Staatskunstbegriff verhaftet, der Gelder aristokratisch von oben nach unten an repräsentativ auserwählte Stars und Sternchen verteilt, oder will man die Kunst "flächendeckend" subventionieren, wie es die Kulturpartei vor einigen Jahren forderte, indem man die Künstler von unten abholt und ihre Lebenssituation nachhaltig verbessert? Das wäre die Vision eines Subkulturministeriums. In jeder Stadt müßte es eine Filiale als Anlaufstelle für Kulturschaffende geben, um Honorare und Organisationskosten für solche Projekte zu übernehmen, die bislang mangels Bekanntheitsgrad in den Offoffoff-Bereich fallen, also fast schon ins ungewollt rein private Vergnügen und damit formalrechtlich ins Hobbymäßige. Auf der Internetseite und den Monatsprogrammen des Subkulturministeriums würden all diese Projekte beworben, so daß man tatsächlich beweisen könnte, ob es eine reale Szene freier Kulturschaffender gibt, die sich im Alltag verankern lässt. Aber solange der einzelne freischaffende Künstler keine Chance hat, sich am gesellschaftlichen Leben aktiv zu beteiligen, weil er hauptsächlich mit der Bekämpfung seiner Armut über Umwege statt durch die Kunst selber beschäftigt ist, hat die Politik noch nicht erkannt, daß Kultur dort Unterstützung braucht, wo sie anfängt, nämlich beim einzelnen Künstler zuhause. Dort, wo die Gedichte, Gemälde, die Songs und Theaterstücke, Performances, Tänze und neue Kunstgattungen entstehen, dort unten an der kreativen Basis inmitten der Gesellschaft, dort fehlt das Kleingeld, um überhaupt loszulegen und durchzustarten! Wir leben in einer gruseligen Zeit des Institutionalisierungswahns: wer keiner Institution angehört, gilt automatisch als purer Privatmensch. Aber ein Kulturschaffender ist immer zugleich privat UND öffentlich, denn sein ganz privater, kreativer Prozess mündet im Öffentlichen mit einem Ergebnis, das zur Verwertung durch die Gesellschaft bestimmt ist. Die wahre Kulturszene besteht nicht aus Institutionen, bei denen man um Mitgliedschaft betteln muß, um "mitspielen" zu dürfen. Die wahre Szene beginnt ganz tief unten im Offoffoff der inspirierten Seele eines jeden einzelnen Kreativen. Es wird Zeit, daß die Gattung "kreativer Mensch" DORT abgeholt und gefördert wird. Das sogenannte Subkulturministerium wäre kein staatliches Gremium, das Gelder nach irgendwelchen elitären Bewertungskriterien von oben nach unten ausschüttet, sondern es wäre die egalitäre Anlaufstelle von unten, wo sich der Kreative mit einer eigenen Projektidee meldet, um aus der privaten Nische ins Gesellschaftliche hoch zu streben. In die Sichtbarkeit des realen Alltags. Als individueller Beitrag des einzelnen Bürgers zur Kultur. Ja, Bürger, sage ich! Denn auch Künstler sind ganz normale anständige Bürger - oder um es in Anlehnung an Beuys anders herum zu sagen: JEDER BÜRGER IST EIN (POTENZIELLER) KÜNSTLER!! Davor haben sowohl Institutionen als auch Politiker Angst, denn sie möchten die Kontrolle über den Kunstbegriff behalten. Damit nicht jeder Blödsinn gefördert wird. Damit nicht jeder Bürger plötzlich behauptet, ein Künstler zu sein! Aber die Wahrheit sieht anders aus: wir könnten froh sein, wenn das Subkulturministerium alle Hände voll zu tun hätte, Honorare auszuschütten. Wenn plötzlich an jeder Ecke in Deinem eigenen Stadtteil Kultur stattfände. Nicht nur Freitags abends in der Oper, sondern jeden Tag. Hier eine Lesung, dort eine Ausstellung. Dort ein Konzert und woanders eine Performance. Ein Kurzfilmprogramm, eine Tanzdarbietung, alles, was Dein Herz begehrt, sofern Du Dich überhaupt für Kultur interessierst! Experimentelles, Wildes, Schräges gleichwertig neben klassisch Gediegenem. Lesungen in Bäckereien und Ausstellungen in Waschsalons - alles ist möglich! Finanziert über die freiwillige Kultursteuer (das freiwillige JA zur Kultur!), wodurch sich der freie Eintritt für den Steuerzahler erklärt. Eintritt zahlen nur die Kulturbanausen, die dann plötzlich zu Voyeuren mutieren, weil sie irgendwie spüren, daß sie was verpassen: glückliches Publikum wirkt ansteckend! Arbeitslose erhalten einen sogenannten Kulturpass, um ebenfalls kostenlos an der Kultur "teilhaben" zu können. Kultur von allen für alle! Die Internetseite des Subkulturministeriums würde vor lauter Angeboten überquellen, denn so fantasielos sind wir im Land der Dichter und Denker doch gar nicht! Wovor denn Angst haben? Daß es plötzlich ZU VIELE KÜNSTLER gäbe??? Kann es überhaupt "zu viele" Künstler geben? Sollten wir nicht dankbar sein für jeden, der diese Welt künstlerisch bereichert! Es ist sowieso nicht "jeder ein Künstler". Es will auch nicht jeder ein Künstler sein. Aber jeder sollte das Recht haben, für den Mut und die Arbeit belohnt zu werden, kreative Ergebnisse in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Der öffentliche Alltag in Deutschland ist derzeit deprimierend unkreativ. Unkünstlerisch. Unkulturell. Langweilige bürgerliche Routine, die zu Depressionen führt. Burnout und Boreout. Die Herzinfarkte im Urlaub. Einige Megaevents mit massenmedial aufgebauschten Megastars. Etablierte Standards ohne mutiges Risiko zur experimentellen Innovation. Dazu viele Fernsehenkanäle und Smartphones. Konsumzwang, ohne das eigene Bewußtsein zu fordern. Die reinste Dauerberieselung. Pseudokultur. Virtuelle Kultur ohne aktive Beteiligung. Bei Beuys hieß es noch "wer nicht denkt, fliegt raus". Heute fliegt jeder Gedanke ans Denken schon raus. Wir arbeiten bis zur Rente. Und danach beginnt schon die Demenz. Was für ein aufregendes, sensationelles Leben ohne Kultur... Ich träume davon, daß Politiker nicht nur Oberflächen polieren (ein bißchen Klimaschutz, ein bißchen Kultur, und der dumme Wähler ist sowieso machtlos gegen den Betrug), sondern grundsätzliche Visionen für Strukturreformen diskutieren. Es ist doch unsere eigene Welt, die wir schöner machen! Das Leben ist so zerbrechlich - warum nicht heute schon etwas Verrücktes ausprobieren! Gerade der rheinische Humor sollte uns darin bestärken, den Willen zur Kunst ernst zu nehmen - ein Leben OHNE Kunst: undenkbar! Alaaf! Helau! Mit Gruß nach Berlin! Und off !

Fortsetzung exklusiv bei KULTURA-EXTRA:

"Kultur kommt aus dem seelischen Offoffoff"

Ein Subkulturministerium würdigt die Kreativität

 

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