PERSPEKTIVE 2002 p43/44: "Avantgarde"-Doppelausgabe

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p43: interview Egger & G&GN
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p43: quantenlyrik-manifest
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LYRIKZENTREN (c) De Toys, 27.3.2014 @ Düsseldorf-Wersten
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"ZWISCHEN(DEN)SILBEN: ZW EN LBE"

(EXKLUSIV-INTERVIEW DER ZEITSCHRIFT 'PERSPEKTIVE' MIT DEM G&GN-INSTITUT)

"Man ist nicht, wie Eltern und Lehrer einem weismachen wollen, ein bloßer Fremdling im Weltsystem, sondern gleichsam das Ende einer Nervenfaser, durch welches das Universum sich selbst betrachtet. Aus diesem Grund hat beinahe jeder Mensch tief im Inneren ein unbestimmtes Ewigkeitsgefühl. Wenige haben den Mut, sich dazu zu bekennen, denn das würde auf den Glauben hinauslaufen, daß man selbst Gott sei."
Alan Watts, in: ZEIT ZU LEBEN (1972)

 

"Der letzte Grund alles Seins bist du selbst. Natürlich nicht das alltägliche Selbst, dessen Form dieser Urgrund annimmt oder 'vorgibt' zu sein, sondern das innerste Selbst, das sich der Betrachtung entzieht, weil es zugleich immer der Betrachter selbst ist. Das also ist das Tabu aller Tabus: Du selbst bist ES! In unserer Kultur ist dies aber der Punkt, wo man den Geisteskranken vom Normalen trennt. Dieser Gedanke ist die schwärzeste aller Blasphemien, die verwegenste aller Wahnvorstellungen. Wir glauben, dies sei die letztmögliche Form des Größenwahns - eine Inflation des Ich bis hin zum vollständig Absurden. Denn obwohl wir mit einer Hand das Ich kultivieren, drücken wir es mit der anderen Hand zu Boden." Alan Watts, in: DIE ILLUSION DES ICH (1966)

 

URKNALL (c) De Toys, 11.8.2013 @ Ddorf
URKNALL (c) De Toys, 11.8.2013 @ Ddorf

 Sylvia Egger

(Köln, Dezember 2001)

 

&

 

Tom de Toys

(Berlin, 4.1.2002)

 

 

DAS INTERVIEW WURDE

PER EMAIL FÜR DIE

SONDERDOPPELAUSGABE

p43/44 (JUNI 2002)

ZUM THEMENKREIS

"AVANTGARDE" GEFÜHRT.

 

 

A. warum praesentiert sich das institut fuer "Ganz & GarNix" als forschungsunternehmen? das institut operiert inhaltlich auf dem bereich der literatur. was sind die querverbindungen zwischen beiden bereichen? was sind die ziele fuer die forschung, welche fuer die literatur ?


"also, bevor ich auf die einzelnen fragen eingehe, möchte ich betonen, daß das G&GN als postparadoxe doppelunternehmung zu verstehen ist; denn einerseits sind wir zwar inhaltlich besessen von der VISION, daß es eigentlich GarNix ergänzendes zu sagen gibt, weil schon alles im innersten Ganz ist, aber andererseits leben wir in einer ZEIT katastrophaler halbheiten, ja geradezu im "land der dummen und doofen" statt dichter und denker, so daß wir uns damals (1990 in köln) gezwungen fühlten, nach außen hin präsentationsformen zu entwickeln, die auch von jenen traditionslinien verstanden werden, deren unmenschliche spießigkeit aus ekstatischen blickwinkeln gesehen nur parodierend übernommen werden kann: geschichtshysterie, religionsfanatismus, personenkult und forschungswahn entpuppten sich dabei für uns als die einflußreichsten zivilisationskrankheiten, durch deren wichtigtuerei ein globaler VERLUST DER FREIHEIT des natürlichen und echten auf allen ebenen fortschreitet. der sogenannte "gang durch die institutionen" bedeutet für uns deshalb, nicht bloß esoterische (womöglich mythisch-reduziert mißverstandene) alternativen für eine kleine intellektuale kunstelite anzubieten, die ohnehin selber denkt und dichtet, sondern jene, die uns das LEBEN schwer machen, so anzusprechen, daß sich unsere allgemeine abhängigkeit vor ihren augen ins lächerliche überhöht. und wo beweist sich die abhängigkeit besser wenn nicht in der sprache ??? die freiheit der sprache ist gleichsam die erfindung der literatur und damit die immunisierung gegen oberflächliche worthülsen, die uns tagtäglich verführen wollen, als suchtsignale für produkte oder situationen, an denen die kulturindustrie gut verdient, während das volk immer tiefer in den VERLUST DER MITTE fällt – jene mitte, die als mystische erfahrung zum aufbau des instituts beitrug, nämlich die leere, unendlich offene mitte, die zunächst sprachlos macht und dann diese enormen kommunikationskapazitäten freisetzt, weil sie dem menschen seine >Grundlose Inwesenheit< zurückschenkt. aus der alltäglichen diskrepanz zur kollektiven abwesenheit wachsen dann jede menge forschungsaufgaben wie von allein und wir entdecken die sprache immer aufs neue, um mögliche überbrückungen darzustellen. am beispiel des sagenumwobenen begriffs von "liebe" sei das einmal verdeutlicht: zuerst lernt das kind dieses wort auswendig, gekoppelt an einige emotionale bonbons. später verselbständigt sich die bedeutung und jede verpackung mit der aufschrift "liebe" suggeriert den vermeintlichen inhalt, obwohl er nicht wirklich drin ist. aber erst wenn der mensch diese PASSIVE INFLATION selber zuende denkt, kann er das wörtchen als hohlformel enttarnen und sich von den derart betitelten objekten seiner begierde entprojizieren. anstatt der vorgegebenen pauschalsubstantive beginnt er nun passende mehrdimensional-sinnliche beschreibungen für seine real-existenten wahrnehmungsfelder zu nut-ZEN (oder gar zu erfinden) und verzichtet von nun an auf metaphysischen nebel. nur wirklich konkrete sachen wie stühle und tische behalten ihre bezeichnung und mischen sich fröhlich unter die PRÄSENTOMATISCHE POETISIERUNG, die von solch einem sprachbefreiten menschen ausgeht. und wenn diese neue >Integrale PosiTIEFität< ansteckend wirkt oder auf gleichgesinnte stößt, freuen wir uns einfach sehr !!!"


B. "Ganz & GarNix" ordnet sich selbst in den geschichtlichen kanon der literatur ein, betreibt sozusagen kunst- und literaturgeschichte. avantgarden hatten dies auch immer wieder betrieben, um ihre position in der geschichte fest zu machen. welche rolle spielt diese geschichtliche einordnung fuer "Ganz & GarNix" ?


"auch hier spielt das parodistische moment eine große, wenn nicht entscheidende rolle. dazu eine anekdote: als mich das südwestfernsehen 1994 fragte, ob ich mich auf den dadaismus berufe, verneinte ich das vehement und erklärte, daß gerade das freisein von jeglichem zwang nach hintergrund diese >Ekstatische Energie< (E2) freisetzt, aus der heraus sich die EXPERIMENTELLE AUTHENTIZITÄT gebirt !!! trotzdem wurde ich im untertitel als „dadasoph des social beat“ bezeichnet und nur solche interview-passagen ausgestrahlt, die der wunschvorstellung des chefredakteurs nutzten. andererseits finde ich es immer wieder spannend, meine arbeit selber im nachhinein zu begutachten, denn noch so situativ-spontane visionen beinhalten immer auch phylogenetisch-archetypische ebenen – und warum diese leugnen, wo es doch wunderbar ist, verbündete in den zeiten vor + nach der eigenen lebensspanne auszuloten ???"


C. "Ganz & GarNix" arbeitet theoretisch mit physikalischen modellen, unterrichtet sowas wie den "quantensprung" in der literatur. laesst sich physik auch auf literatur umlegen und wo ist der quantensprung in den texten des instituts zu finden ?


"zunächst einmal sind wir ja blutende materieklumpen und keine literaten oder sonstige berufe. jedem gedanken geht ein bio-chemischer prozess in unserer schädelglibbermasse voraus (und nach neuesten erkenntnissen noch weit mehr im darmtrakt als "bauchhirn"), dessen moleküle im innersten wie alles im uns bekannten universum quantenmechanischen geset-ZEN gehorchen, so daß die geistigen schwingungen der höheren neuroschaltkreise besonders viel mystisch-transpersonalen stoff ausdünsten. bei manchen forschungsberichten spürt man das in einzelnen zeilen oder nur im titel. manchmal steckt diese transreligiöse botschaft auch zwischen den zeilen oder gar mitten im zeilenumbruch. und dann gibts da eben auch diese sogenannte QUANTENLYRIK (abteilungsleiter seit 2001: Siegfried Sühd), wo endlich inhalt & form einander entsprechen: die verbliebenen laute zwischen (!) den silben (der begriff "zwischensilbe" ist daher etwas irreführend, auch wenn er nett klingt, denn es handelt sich ja gerade um keine silben) sind sowohl konkret greifbare sprachpunkte als auch metaphorische leerstellen auf der transrealistisch (arational) durchlöcherten linie der logik. hier mutiert literatur zu einem transdualistischen gegenwartsrauschen, dem sich konventionelle stilmittel bloß asymptotisch nähern können. selbst echte liebesgedichte (in meiner inoffiziellen E.S.-abteilung seit 1994: >Erweiterte Sachlichkeit<) schreiben sich kurz vor oder nach dem eintritt dieser gnade nieder, obwohl ihre schauplätze in solchen KONTAKTIVEN EREIGNISSEN ruhen. das ist überspitzt gesagt wie der unterschied zwischen klassischer meditation (die den körper als fluch ausschaltet wie eine typisch modern-verzweifelte suche nach dem weltgeheimnis bei Hugo von Hofmannsthal) und dem slowmotion-kungfu taiji (veraltete schreibweise: tai-chi), wo körper und geist derart segensreich miteinander verschmel-ZEN, daß jede bewegung aus der "leeren fülle" strömt, die zwar aus beiden komponenten besteht, aber darüber hinausgehend eine neue, durchdringendere bewußtheit für ALLES AUGENBLICKLICHE erweckt, weil sich das eigene da-sayn gleichzeitig als lumpige ganzheit & leuchtendes nichts offenbart. hier und jetzt beginnt >Direkte Dichtung<, ganz gleich welche themen sie behandelt."

 

SIT-ZEN & SCHWEBEN (c) De Toys, 5.8.2012 @ Kleingartenkolonie Nordpolder (JÜLICH)
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SCHNECKENLIEBE (c) De Toys, 17.6.2012 @ Südpark-Irisgarten (Düsseldorf)
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Als Gastautor der LDL (Liga der Leeren) mit Essays über spirituelle Demenz und die sog. SPIRI-PSYCHOSE

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