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Das Ende vom Staatspop: Gründungsmanifest eines Subkulturministeriums "von unten"...

EINE PARTEIENÜBERGREIFENDE VISION!

Klassenlose Integration aller Kunstmikroszenen in die gesellschaftliche Verwertbarkeit! Hierarchieloser Support aller Künstler aller Disziplinen zur Chancenerhöhung unbekannter, mittelloser und autodidaktischer Kulturschaffender statt der Überförderung einzelner auserwählter Staatskünstler und Betriebslieblinge! Volksbefragungen zur Kultur! Kulturpass für Arme, Arbeitslose und freiwillige Kultursteuerzahler!

EINLEITUNG / ANSPRUCH 2014: SELBSTBOYKOTT DER SUBKULTUR

"Materielle Sorgen und Abhängigkeiten beeinträchtigen die geistige Freiheit. (...) Die Politik braucht den Schriftsteller, weil er der Gesellschaft Bilder vermittelt, die auch von politischer Relevanz sind. (...) Der Politiker, der die Bedeutung der Literatur real einschätzt, kann von vielem, was sie anbietet, profitieren. (...) Je vielfältiger die Literatur ist, um so größer ist die Chance, daß die Politik zum Nutzen der gesamten Gesellschaft von der Literatur profitiert." Willy Brandt, in:

BRAUCHT DIE POLITIK DEN SCHRIFTSTELLER? (1974)

 

 "Jetzt aber ist Geistigkeit eine abstrakte Bewegung geworden, die durch alle Ideologien hindurchgeht und sie wie leere Schneckenhäuser hinter sich läßt, und die Wahrheit macht sich jetzt ihrerseits von jeder konkreten und besonderen Philosophie frei, sie offenbart sich in abstrakter Unabhängigkeit, sie wird die regulierende Idee der Literatur und das ferne Ziel einer kritischen Bewegung."
Jean-Paul Sartre, in: WAS IST LITERATUR? (1950)

 

"Die Existenz unabhängiger Verlage beruht oft auf Gewinnverzicht und Selbstausbeutung. Dennoch hat sich seit etwa 30 Jahren eine vielfältige unabhängige Verlagszene im deutschen Literaturbetrieb entwickelt. Sie hat das literarische und kulturelle Leben in Deutschland wesentlich geprägt. (...) Manfred Metzner: In Deutschland gibt es ein Filmförderungsgesetz, aber kein Literaturförderungsgesetz. Da liegt ein eklatantes Missverhältnis in der Einschätzung der einzelnen Kultursparten vor."

DIE KURT-WOLFF-STIFTUNG ZUR FÖRDERUNG EINER

VIELFÄLTIGEN VERLAGS- UND LITERATURSZENE (2006)

 

 

Tom de Toys, Eller-Süd, den 17.2.2014

SELBSTBOYKOTT DER SUBKULTUR


Die bedingungslose Projektgeilheit von mittellosen Künstlern trägt dazu bei, das ökonomisch katastrophale SUBKULTUR-DUMPING gen Null zu verschärfen, worunter in Folge auch jene Künstler leiden, die sich eigentlich nicht von mittellosen Veranstaltern ausbeuten lassen wollen. Um diese Selbstmordspirale der Subkultur-Selbstausbeutung zu überwinden, bedarf es der schnellen und leichten Abhilfe von beiden Seiten! ABER WOZU ÜBERHAUPT SUBKULTUR? Sie ist die anfängliche, ursprüngliche Kreativszene der gesamten Kultur. Aus ihrem authentischen Nährboden wächst der gesamte Kulturbetrieb jener Kunstschaffenden, die dem gesellschaftlichen Allgemeinwohl nach dem Durchlaufen diverser Öffentlichkeitsstadien zur Verfügung stehen. Nur wer die richtigen subkulturellen Register ziehen kann, um genügend "viel Wind" für das eigene Kunstprodukt aufzuwirbeln, hat eine gewisse Chance, die große etablierte Kulturszene "im Sturm" zu erobern. Wenn eine Gesellschaft ihr eigenes kreatives Fundament untergräbt, steht der gesamte Kulturbetrieb auf wackligem Boden, weil kein authentischer Nachwuchs gezüchtet wurde. In Folge werden die kreativen Betriebslücken noch vor ihrer skandalösen Entdeckung von extern subventionierten Pseudokünstlern gestopft, so daß die Hohlheit der Angebote nur von solchen Menschen bemerkt wird, die schon gebildet genug sind, um den Unterschied zwischen den Fakes der Unterhaltungsindustrie und den unterdrückten Talenten in werbeschwachen Nischen zu bemerken. EIN SUBKULTURMINISTERIUM FÖRDERT DEN NACHWUCHS DAHER "VON UNTEN" an der Basis im echten Leben der Kreativszene, damit dem anspruchsvollen Kulturkonsument überhaupt Alternativen geboten werden, um mögliche Qualitätsmerkmale voneinander zu unterscheiden und staunend zu erkennen, wieviel wahre Genialität im subversiven Underground nur auf Sparflamme vor sich hin köchelt. Drehen wir den Hahn auf, um ein gewaltiges Feuer zu entfachen! Beenden wir das Subkultur-Dumping von beiden Seiten, indem wir Veranstalter UND Künstler subventionieren, die sonst nur in kleinen Spezialszenen (unbemerkt vom unterforderten, unterfütterten Publikum) vor sich hin vegetieren! Nehmen wir den Hunger des Publikums nach authentischer hoher Kunst aus der Tiefe der Freien Szene ernst! Beenden wir die kulturelle Depression durch Auflösung des existenztötenden Subkultur-Dumpings! Beweisen wir uns selbst, wieviel versteckte Qualität in der deutschen Kreativlandschaft schlummert und geweckt werden will! Doch bis dahin empfehle ich der Subkultur, sich selbst zu boykottieren, um der Gesellschaft vor Augen zu halten, WAS ALLES FEHLT, wenn sich niemand mehr selbst ausbeutet! Der Respekt des Publikums beginnt beim RESPEKT VOR SICH SELBST...

 

 

"Nur etwa 50 Prozent der Beschäftigten in der Kulturbranche haben überhaupt noch einen festen Arbeitsplatz und die Bezahlung liegt oft nur knapp über Hartz IV-Niveau. Und von den anderen 50 Prozent, den Freiberuflern, leben zwei Drittel in prekären Verhältnissen. (...) Es geht darum, eine Arbeitswelt zu inszenieren, in der sich Sklaverei wie Freiheit anfühlt. Denn diesen Unternehmen geht es ja in Wahrheit darum, die bestmöglichen Kandidaten für die bestmögliche (Selbst-)Ausbeutung zu gewinnen. (...) Ich glaube, die Kulturindustrie saugt immer alles auf und macht daraus ein eigenes Ding, eine industrielle Ware. (...) Die Perfektion, mit der etwas irgendwie Widerborstiges und Rebellisches zum Teil des Mainstreams gemacht und zu etwas Affirmativem umgebogen wird, nötigt mir Respekt ab. Den Kapitalismus darf man eben niemals unterschätzen, und die Kulturindustrie ist eine Speerspitze des Kapitalismus. (...) Es geht nicht um Symbolpolitik, es geht nicht um Alibimaßnahmen, es geht einzig und allein um eine vernünftige soziale Absicherung der Künstler. (...) Ich glaube, dass eine ganze Generation den Protest, den Widerstand verlernt hat. Oder deutlicher gesagt: einer ganzen Generation wurde der Widerstand gegen die Verhältnisse, sogar schon das Bewusstsein dafür, dass man Widerstand gegen Verhältnisse leisten kann, durch zwei Jahrzehnte Neoliberalismus ausgetrieben."

Berthold Seliger über Popkultur und

Kreativwirtschaft als Gentrifizierung, in:
EINE ARBEITSWELT INSZENIEREN, IN DER SICH

SKLAVEREI WIE FREIHEIT ANFÜHLT (9.3.2014)

 

"Unter allen Himmelsstrichen, in allen Klimazonen, unter jedem Regime, unter Tyrannen und in Republiken haben sich Menschen abgekapselt oder sind ins Exil gegangen, wenn sie um ihr Leben bangen mußten, nur um dieses seltsame Schreibbedürfnis zu stillen. (...) Die Personalakten eines Beamten enthalten die Beurteilungen, die seinen Wert bestimmen. Nahezu für jedermann gibt es Kriterien, unbestrittene Diplome. (...) Der Schriftsteller jedoch? Der Künstler? Niemand, keine Institution hat ihm diesen Titel verliehen. Er hat ihn sich zugelegt, ohne zu wissen, ob er das Recht hatte, sich damit zu schmücken. Die Aufgabe, die er sich gesetzt hat, ist ihm nicht gestellt worden. Sie entspringt keiner unmittelbaren Notwendigkeit, und es ist sehr gut möglich, daß sie sich im nachhinein als schädlich für die Gesellschaft erweist. Wer soll diesem Menschen Mut einflößen  und darüber entscheiden, ob er erfolgreich war oder sein Leben vertan hat? (...) Das Publikum zollt ihm Beifall? Es ist zunächst immer nur ein Teil der Öffentlichkeit, der applaudiert. Millionen Menschen bleiben gleichgültig, während andere sich hartnäckig feindlich verhalten. (...) Letztlich steht am Ende der Laufbahn, die in der stillen Stube eines jungen Mannes begonnen hat, nichts als derselbe junge Mann als Greis mit einem Packen vollgeschriebener Seiten, die gedruckt sind  oder immer noch auf einen Verleger warten. Und selbst wenn das Abenteuer durch ein Wunder mit einem Staatsbegräbnis endet, bleibt noch die Möglichkeit, daß eine neue Generation diesen Ruhm mit einem Lächeln oder einem Schulterzucken zunichte macht."
Georges Simenon, in: DER ROMAN VOM MENSCHEN (1977)

 

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Als Gastautor der LDL (Liga der Leeren) mit Essays über spirituelle Demenz und die sog. SPIRI-PSYCHOSE

G&GN-INSTITUT - Das

Institut für Ganz & GarNix

seit 1998 online und seit 16.2.2011 zu Gast bei: