"SOFORTSETZUNG" (1999)
01. ÜBERREICH (19.2.)
02. ÜBERTAG (21.2.)
03. ÜBERTAUSCH (4.3.)
04. ÜBERSINN (19.3.)
05. ÜBERZEUX (6.,7.,9.,12.4.)
06. ÜBERFREI (27.4.)
07. ÜBERDUALISMUS (...) (5.5.)
08. ÜBERGEIL (17.5.)
09. ÜBERDIES (21.5.)
10. ÜBERSUCHT (6.+7.6.)
11. ÜBERGEBURT (3.7.)
12. ÜBERGLEICH (1.8.)
13. ÜBERNEU(N) (9.9.)
14. ÜBERTREU (18./19.10.)
15. ÜBERMÖGLICH (2.11.)
16. ÜBERMENSCHLICH (26.11.)
"Wenn ein Volk sich von Trivialitäten ablenken läßt, wenn das kulturelle Leben neu bestimmt wird als eine endlose Reihe von Unterhaltungsveranstaltungen, als gigantischer Amüsierbetrieb, wenn der öffentliche Diskurs zum unterschiedslosen Geplapper wird, kurz, wenn aus Bürgern Zuschauer werden und ihre öffentlichen Angelegenheiten zur Varieté-Nummer herunterkommen, dann ist die Nation in Gefahr - das Absterben der Kultur wird zur realen Bedrohung."
Neil Postman, in: WIR AMÜSIEREN UNS ZU TODE (1985)
Paul Plötzlich, 19.2.1999
ÜBERREICH
das volk ist jung
das volk ist schön
so jung wie seine väter
und so schön wie alles
ewige aus fleisch und blut
dem volk ist sein erfolg
so sicher wie der sieg
sein sieg gewinn
ein zugewinn an großen
seelen tapferen unschuldigen
ein reiches reich
aus plötzlichen
geschwistern wie geliebte
einer immerwährenden zukunft
tiefe liebe unbekümmert
tief einander zugewandt
die augen aller völker
reichen sich
die hände zum kuß
Paul Plötzlich, 21.2.1999
ÜBERTAG
du willst raus
einfach raus
so schnell wie möglich
weg
weit weg
so weit
daß dich keiner findet
so lange
bis keiner mehr sucht
und du fieberst
dem letzten tag entgegen
und arbeitest
wie ein besessener
du machst schluß
läßt alles liegen
nimmst nichts mit
garnichts
du hast nichts
zu verlieren niemand
der dich wirklich
tief im herzen
irgendwie vermißt
du warst alleine
unter vielen
die sich ständig unterhalten
als ob gott die welt
geschaffen hätte und sie
sowieso ins paradies heimholt
du hast ihnen angeekelt
zugehört und dich gefreut
auf deinen letzten tag
im toten Berlin
der möchtegernhauptstadt
die tagsüber schläft
wenn touristen große
augen machen
Paul Plötzlich, 4.3.1999
ÜBERTAUSCH
deine jugend ist
jetzt meine zukunft
deine schönheit ist
mein frieden
deine bildung
meine hoffnung
deine weisheit
ist mein glück
in deiner nähe
spüre ich
den sinn des lebens
nur ein augenblick
im zwischenreich
genügt den körpern
warm zu bleiben
Paul Plötzlich, 18./19.10.1999
ÜBERTREU
wahrscheinlich
sehen wir
uns nie
mehr wieder
nur dies eine
mal war uns
die möglichkeit
geschenkt sich
nie mehr zu
verlieren aber
keiner hatte mut
der schönheit ins
gesicht zu schauen
so tief
saß der schreck
darüber
daß wir wirklich
nicht mehr warten
bräuchten
SMS-VERSION:
Paul Plötzlich, 18./19.10.1999: "ÜBERTREU" = wahrscheinlich / sehen wir / uns nie / mehr wieder / nur dies eine / mal war uns / die möglichkeit /
geschenkt sich / nie mehr zu / verlieren aber / keiner hatte mut / der schönheit ins / gesicht zu schauen / so tief / saß der schreck / darüber / daß wir
wirklich / nicht mehr warten / bräuchten // (c) G&GN @ www.poem4u.de
"Ich habe in so vielen Menschen die Sehnsucht gespürt, wieder mit ihrer visionären Seite in Kontakt zu kommen. Dieser Ausbruch übersinnlicher Elektrizität, die
uns als Kollektiv durchströmt, ist nur ein Zeichen der vielen Öffnungen, die uns bevorstehen. Wir alle haben außergewöhnliche Kapazitäten: es ist eine Tatsache, daß wir sowohl in die Zukunft als
auch zurück in die Vergangenheit sehen und die Gegenwart exakt intuitiv erfassen können. Wundersam, ja - doch nur die Spitze des Eisbergs. Übersinnlich zu sein erlaubt es uns, durch die Zeit zu
fließen... (...) Jeder einzelne von uns zündet ein ewiges, reines inneres Licht an. Wir werden zu einem leuchtenden Meer flackernder Kerzen, wo es vordem nur Schatten gab. Die Veränderung findet
bereits statt; sie bringt mit sich das Versprechen kollektiver Spiritualität und übersinnlichen Erwachens und hat bereits damit begonnen, uns von alten Ängsten und Mißverständnissen zu befreien.
Die Kraft, die in uns aufgewacht ist, kann nicht mehr aufgehalten werden. Es ist, als ob alle bisherigen Taten und Errungenschaften der Menschheit uns auf die kommende Ära vorbereitet hätten.
(...) Die Grenze zwischen dem Bewußten und dem Unbewußten ist wesentlich durchlässiger, als wir glauben. Diese beiden scheinbar getrennten Bereiche können wunderbar miteinander verbunden werden.
Das Geheimnis liegt in der ungeheuren Weite unseres Wesens, unserer Fähigkeit, das zu vereinen, was auf den ersten Blick wie zwei gegensätzliche Extreme erscheint. (...) Ich stehe neben einem
massiven, ungeformten Steinblock und meißele munter drauflos. (...) Der Stein wird immer strahlender, je mehr ich daran arbeite. Seine Winkel, Kurven und Linien sind endlos."
Dr. Judith Orloff, in: JENSEITS
DER ANGST (1996)