in gedenken an Laurie Andersons songtext
"paradise ist exactly where you are right now, only much much better"
gewidmet allen noch lebenden unbekannten genies, die erst posthum zum globalen kulturellen kanon zählen werden
Tom de Toys, 19.12.2005: 2.Kulturrede
(gehalten am 26.1.06 auf der sitzung der Kulturpartei in der Z-Bar)
FRIEDEN DURCH KOSMOS & KULTUR
liiiebe freunde der vision einer kulturpartei !
kultur meint immer FRIEDENSKULTUR; denn kriege zerstören kultur. sie sind eine folge der angst um die sicherheit eigener machtinteressen und dementsprechend der ausdruck von mangelnder demut und
fehlendem respekt gegenüber anderen interessen. was wir endlich begreifen müssen, ist daß wir alle im selben boot sitZen. die ganze menschheit sitzt auf diesem planeten fest, wie eine
königsfamilie auf ihrem schloß, umgeben von wildnis. dieser planet IST schon an und für sich kultur, gemessen an der leblosen schwarzen kälte des universums. da draußen ist nicht viel
los, meine damen und herren, jedenfalls nicht in unserer nächsten nähe. wir wohnen auf einem funkelnden diamanten, einem unendlich kostbaren staubkorn inmitten der gigantischen kosmischen
leere. ist es nicht fürchterlich peinlich und pubertär, daß wir, die menschliche rasse, noch immer zu blöd sind, unsere unterschiedlichen vorstellungen und wünsche FRIEDLICH zu
organisieren? daß wir nach jahrhunderten, ja nach jahrtausenden evolutionsgeschichte unser eigenes schloß nach und nach in schutt und asche legen, bloß weil wir unfähig sind, einen globalen
WG-plan (= wohngemeinschaft) zu erstellen, der es ALLEN schloßbewohnern ermöglicht, unter fließend warmem wasser aus goldenen kränen zu duschen? jeder einzelne von uns profitiert davon, wenn ihn
sein nachbar kultiviert behandelt; denn nur so verlieren wir die angst voreinander und entdecken die WÜRDE des menschen, und zwar die eigene würde im selben atemzug wie die des anderen.
heutzutage wird viel über LIEBE geredet und das ist auch gut so: jeder mensch braucht eine gute portion davon, um eine gesunde selbstliebe zu entwickeln, die ihm erlaubt, sich in seiner
alltäglichen lebenswelt nicht immer sofort angegriffen zu fühlen sondern sein weltbild so deutlich und ruhig zu ARTikulieren, daß ein NEBENEINANDER der kulturen
möglich wird. wenn wir so schlau sind, daß wir wissenschaftliche und künstlerische kompetenzen entwickeln, die uns befähigen, handkurbelbetriebene computer für die ärmsten länder zu bauen,
kathedralen und tempel, in denen wir STILLE im lärm der modernen großstädte suchen, kompetenzen, die uns befähigen, medikamente herzustellen, die unser leben verlängern, ja wenn wir so schlau
sind, sogar die elektrizität in den atomen zu nutzen, so daß unser ganzes raumschiff vom weltall aus betrachtet tatsächlich so hell wie ein diamant in der dunkelheit funkelt, ja warum sind wir
nicht schlau genug, um uns GEMEINSAM dafür zu begeistern und überall dort, wo eine unzufriedenheit auftaucht, abhilfe aus mitgefühl für unsere schwestern und brüder zu leisten, bevor eine
frustration eskaliert, damit das leben in jeder ecke dieses planeten spaß machen kann? und ich sage absichtlich "spaß"; denn kultur MACHT spaß, meine damen und herren; denn kultur ist keine zwangsmaßnahme, sie wird auch nicht von einer partei zwangsverordnet, sondern sie passiert von alleine, wenn man ihr freien lauf läßt.
aber genau darum geht es hier leider: die mangelnde FREIHEIT des menschen im allgemeinen, sich zu einem kulturschaffenden hinzuentwickeln. wir arbeiten uns alle stupide tot wie roboter,
haben das bißchen freizeit bitternötig, um einfach nur abzuschalten, zu entspannen anstatt diesen leise schlummernden impuls der kreativität in uns ernst zu nehmen. und dann erwarten die
firmenbosse noch höchstleistungen, überall herrscht dieser druck, unsere wirtschaft mit tollen konzepten anzukurbeln, aber die LUST an der sache fehlt doch, wenn unsere ureigene kreativität nicht
verlangt wird. unsere eigene volksseele verkümmert an dieser lustlosigkeit und so ist es doch überall: diese ganze menschliche rasse versklavt sich doch selbst. das ist pervers, das ist
peinlich und pubertär! wir leben im paradies, und wir wissen das gar nicht zu schätzen sondern ballern in der gegend herum, ärgern uns überall wie sadistische kinder im sandkasten und blicken
nicht über unseren tellerrand. eine kulturpartei, meine damen und herren, soll uns dafür empfänglich machen, daß wir kulturwesen sind, daß wir ungeheuerlich großes
schöpferisches potenzial haben, jeder einzelne von uns. daß es keinen "krieg der kulturen" gibt sondern nur kulturlose kriege; denn kriege zerstören kultur, zerstören die menschliche seele
genauso wie die architektur, die ein ausdruck der kultivierten seele ist. was wir brauchen, ist eine generalstabsmäßige vollversammlung ALLER kulturinitiativen und die erweiterung der sozialen vollmacht statt ohnmacht jedes einzelnen künstlers, der sein talent in den dienst der
kultur stellt, schon allein WEIL er die kultur SCHAFFT, in der wir tagtäglich leben, sogar nachts; denn irgendein kreativer kopf hat auch das bettgestell und die matratze erfunden, auf
der wir uns voller urvertrauen dem schlaf hingeben. was wir brauchen, ist das GESPÜR für die schönheit und die notwendigkeit von kultur, um ein friedliches miteinander zu garantieren; denn
kultur, meine damen und herren, kultur heißt nunmal immer FRIEDENSKULTUR.
5.Rede = "MANIFeST DeR GeNeRATION GeGeNWART & eWIGKeIT"