"Man schiebt alles immer auf, vermutlich eine völlig falsche Vorstellung. Wer weiß, ob ich im Alter überhaupt noch lebe."
Walter Riester (Ex-Arbeits- & Sozialminister), in: DIE ZEIT, 20.4.06
"Abstand, Liebe, Nachdenken, Ruhe, das sind wichtige Ressourcen, durch die man wieder zurechnungsfähig wird, erfinderisch und verlässlich. Muße ist die Grundvoraussetzung für Arbeit, die etwas taugt. Wer aus dieser Ressource nicht schöpfen kann, weil ein Terminkalender die Freiheit der Selbstbestimmung verschlingt, der ist eben nicht frei, der ist getrieben, im Rad, der sieht keine Sonne mehr. (...) Es ist an der Zeit, ein zivileres Leben der Eliten zu fordern. Politiker, die sich ruinieren, kann sich kein Land leisten, das verletzlich ist, also human." Elisabeth von Thadden, in:
DIE ZEIT, 12.4.06: PAUSENZEICHEN - Platzecks Rücktritt geht alle an
Tom de Toys, 21.7.2006: 7.Kulturrede (letzte)
(gewidmet Prof. Peter Rech)
LIEBE STATT LOBBY
( Mein RÜCK- und AUSTRITT aus der KULTURPARTEI )
wieder einmal war die PARTEI schneller als die KULTUR und frißt ihre eigenen kinder! aus der übersinnlichen KULTURPARTEI wurde unterwürfige PARTEIKULTUR. bei der vorstandswahl auf der
gründungssitzung betonte ich meine annahme des postens als landesvorsitzender & spitzenkandidat NUR unter der bedingung, daß es sich um eine rein formal-juristische angelegenheit handelt,
solange wir ein minikleiner haufen von autodidakten sind. mein plädoyer lautete: JEDER IST VORSITZENDER und keiner darf auf die funktion seines postens festgenagelt
werden sondern wir arbeiten als team mit ergänzenden kompetenZEN, die sich im laufe der zeit entwickeln könnten. das langsame reinfinden in die sache und das gegenseitige ausloten der
talente jedes einzelnen mitglieds verbunden mit der kontinuierlichen muße, das geistige fundament der partei nach und nach zu verfeinern und am realen alltag abzugleichen und projektbezogen und
arbeitsgruppenmäßig anzuwenden, erschien mir ein notwendig günstiger weg, um gerade KEINE NORMALE partei-struktur zu entwickeln, in der die programmatischen inhalte
durch pauschale politfloskeln ersetzt werden. leider mußte ich in den letzten wochen erleben, daß der REINE AKTIONISMUS besonders strebsamer mitglieder zur verflachung der sache auf das ziel
"antritt zur wahl" führte und sogar der sogenannte kulturtisch für brutale, moralisierende unterdrucksetzungen mißbraucht wurde. das erzeugte bei mir allmählich soviel unterdruck, daß
sämtliche inspiration unterdrückt wurde - die luft ist raus bei mir, meine damen und herren kulturparteiisten. für mich ist nicht "jede stimme bares geld" sondern JEDER BÜRGER BARER
GEIST, den es erstmal durch inhaltliche angebote zu mobilisieren & involvieren gilt, damit sich die partei auf einem personell breitgefächerten boden im volk selber verstreut -
anstatt aus unserer handvoll hergelaufenen straßenkampf-fanatikern zu bestehen, die mit dieser hohlen seifenblase ins kabinett einziehen wollen. wer mir vorwirft, ich hätte "nichts getan", nur
weil ich auf eine ANDERE weise für die sache geworben habe, weil mir dieser viel zu frühe durchgeknallte wahlwahn ein äußerst mulmiges gefühl bescherte, der übersieht, daß ich in allen erläuterungen meiner VISIONEN für die partei NIE das ziel eines sofortigen wahlantritts im auge hatte, sondern den ALLMÄHLICHEN AUFBAU VON INNEN:
geistig-organisch sich selbst generierend, ja: fast schamanisch, weil in der LANGSAMKEIT DIE PLÖTZLICHE MUßE UND DIE MAGIE DES ZUFALLS liegt, aus dem sich der wahre zeitgeist konkretisieren
kann. wir reden von kreativität, wir reden vom individuum mit seinen talenten, innovativ auf die gesellschaft einzuwirken - und was machen wir
selber: das genaue gegenteil und dieselbe scheiße wie in jeder partei! nicht der stimmenfang ist entscheidend bei einer angeblichen volkspartei sondern das volk selber, denn DAS VOLK IST
DIE STIMME der partei! und wenn es kein volk in der partei gibt sondern nur elitär-egomane spießer, die ihren eigenen beitrag prinzipiell höher bewerten als alles, was ihnen persönlich fremd
erscheint - dann ist der abstand zur kultur so groß wie der abstand der erde zum nächsten zivilisierten planeten. wer müßte den kopf hinhalten, wenn wir einen platz im senat bekommen hätten? ich!
wer müßte das parteiprogramm dann inundauswendig runterleiern können und bei jeder senatssitzung unglaublich kompetent wirken? ich! leute, ich hab uns den rücken mit reden gestützt, die uns sogar
wohlwollen in den medien einbrachten! ich hatte begonnen, täglich so viel zündstoff zu lesen wie mir irgendwie freizeittechnisch möglich war, um überhaupt ein gewisses selbstbewußtsein in
politischen dingen zu entwickeln. und nicht zuletzt hab ich meinen namen und damit mein prestige als künstler zur verfügung gestellt, um uns anzupreisen! mir hat jedenfalls noch niemand
ins gesicht gesagt, daß wir nur eine SPASS-partei wären aufgrund von MEINER mitgliedschaft - ganz im gegenteil habe ich unterstützer-unterschriften gesammelt von sensiblen skeptischen offenen
menschen, die explizit MIR vertrauten, nachdem sie von anderen mitgliedern nicht überzeugt waren. ich weiß, das geht jetzt unter die gürtellinie, wenn wir uns gegenseitig mies machen,
und das ist exakt das, wovon ich ja rede: auf den versammlungen und hinter den rücken züchtet sich ein unkultivierter umgangston heran, der bei aller geduld
irgendwann zur selbstverteidigung geradezu zwingt, wenn man sich von den giftigen schlacken befreien will. und ich hasse das! ich lebe nicht, um mich von gift zu befreien sondern es von
anfang an zu vermeiden, wenn ich ein projekt ins leben rufe! und genau das haben wir NICHT geschafft. die partei ist in einer sehr, sehr subtilen krise, bevor sie überhaupt richtig an den
start geht! wenn das steuer nicht ganz schnell wieder in die andere richtung gerissen wird, kann sich das uboot in kein raumschiff verwandeln. es wird von der unheimlichen unterströmung an den
felsen geschmettert, bevor ihm die flügel wachsen, die ihm laut satzung eigentlich zustehen. laßt die freude an der genialen programmatik zurückkehren, werdet wieder wie kinder, die sich
vom geist kitzeln lassen. nur so kann eine kulturpartei freunde gewinnen, denn DAS fehlt den menschen heutzutage: wie kinder denken zu dürfen, um unschuldig offen zu sein für den staat. wenn die
gesellschaft DAS nicht erlaubt, wird es weiterhin mord und totschlag, unehrlichkeit und ängste geben. überflüssige ängste vor überflüssigen mächten!
5.Rede = "MANIFeST DeR GeNeRATION GeGeNWART & eWIGKeIT"
"Hinter der Kernenergie stehen die größte Lobby und die größte Bürokratie. (...) Aber der technische Fortschritt ist so groß, dass wir mit noch viel weniger
Energie auskommen können. (...) Warum bilden wir unsere Ingenieure und Techniker nicht besser aus? Ich habe mir die Lehrbücher angeschaut. Sie sind voller Irrtümer. (...) [DIE ZEIT: "Die Lobby
der Energieverbraucher ist im Vergleich zu jener der Anbieter schwach."] Gerade deshalb sind die Regierungen gefragt, das Gemeinwohlinteresse zu vertreten. Wenn sie das täten, verschwänden die
Probleme mit dem Öl, mit dem Klimawandel und mit der nuklearen Proliferation ziemlich schnell."
Amory Lovins (Alternativer Nobelpreisträger 1983), in: DIE ZEIT, 4.5.06
"Wir in Europa müssen uns fragen, woher eigentlich die Arbeitsplätze der Zukunft kommen sollen, wenn immer mehr Jobs in der Produktion verloren gehen. Da haben
Kreativität und geistiges Schaffen eine zentrale Bedeutung. (...) Kultur hat bei uns eine eher ornamentale Bedeutung. Man leistet sie sich sozusagen nebenher. (...) Das ist grundfalsch. Wir
brauchen mehr Raum für Kreativität, denn gerade der setzt Wachstum und Entwicklung frei."
Dieter Gorny (MTV-Chef), in Aachener Nachrichten, 25.4.06:
KULTUR ALS ARBEITSPLATZ-MOTOR DER ZUKUNFT
"Gerade in Zeiten der Refeudalisierung durch fortschreitende Privatisierung nicht nur im Kulturbereich und des zunehmenden Verschwindens öffentlicher Räume als
Bühne für die Einübung des Demokratischen braucht man Institutionen wie die Akademie, die in der Lage, aber auch willig sind, sich dem in Wirtschaft und Politik galoppierenden Übermut in den Weg
zu stellen."
Klaus Staeck (Präsident der Akademie der Künste seit 29.4.06), im Tagesspiegel, 26.4.06: Laut die Fanfare blasen, zart die Harfe zupfen
"Menschenrechte untermauern die Stabilität unserer globalen Gesellschaft. (...) Es entwickelt sich ein neues Verständnis von Sicherheit im Sinne einer humanen
anstelle einer nationalen Sicherheit."
Irene Khan (Generalsekretärin von "amnesty international"),
in: DIE ZEIT, 20.4.06